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KAISERBÄDER-BOTE
Ausgabe 10/2024
Schul- und Kitanachrichten
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Neuigkeiten von der Erasmus-Arbeit der Europäischen Gesamtschule Seebad Ahlbeck

Projektarbeit im Collège Alfred Kastler

Gemeinsamer Besuch der Batterie in Merville-Franceville-Plage

Von fantastischen Drachen, gemeinsamen Entdeckungen und einem großen Versprechen!

Sind Sie schon einmal Ihrem absoluten Lieblingshelden aus den Filmen zu „Herr der Ringe“ oder „Harry Potter“ begegnet? Nein? - Dann sollten Sie sich auf die nächste Ausgabe des Festivals Cidre et Dragon[1] in unserer Partnergemeinde Merville–Franceville-Plage in der Normandie / Frankreich im September nächsten Jahres gefasst machen. Sie werden es nicht bereuen!

Nein, dies hier ist keine Werbung für eines der größten Festivals rund um Magie, Fantasie, die Welt des Mittelalters sowie der Mythen und Legenden, welches das beschauliche Seebad einmal im Jahr für ein Wochenende in einen wahren Hotspot Frankreichs verwandelt, sondern der Auftakt unseres diesjährigen deutsch-französischen Schüleraustausches mit unserer in Merville ansässigen Partnerschule, dem Collège Alfred Kastler, vom 19. - 27.09.2024.

Eigentlich sind unsere 26 Jugendlichen der 8. und 9. Klassenstufen des regionalen und gymnasialen Zweiges der EGS Ahlbeck, begleitet von Frau Schönfelder, Frau Erdmann und Frau Rath, gar nicht losgefahren, um Drachen zu besiegen, sondern viel mehr ihre inneren Hemmungen, die es manchmal so schwer machen, sich in der Fremdsprache anderen jungen Menschen zu nähern und Barrieren zu überwinden. Dieses großartige Festival jedoch hat es vielen erleichtert, die erste große Herausforderung unserer Reise, ein ganzes Wochenende allein in ihrer Gastfamilie zu verbringen, in eine andere Kultur einzutauchen sowie kleine und große Herausforderungen sprachlicher Natur selbstständig zu überwinden, anzunehmen und erfolgreich zu meistern.

Und so konnte es zu Wochenbeginn dann losgehen mit der binationalen Arbeit an unserem diesjährigen Projekt im Rahmen des Erasmus+ Programms, dank dessen finanzieller Unterstützung diese einzigartige Erfahrung überhaupt für unsere Schülerinnen und Schüler möglich geworden ist.

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[1] Cidre et Dragon bedeutet: Apfelwein und Drachen

Nach einer herzlichen Begrüßung durch den Schulleiter, Monsieur Fiault, einem stärkenden Frühstück à la française und einer kleinen deutsch-französischen Vorstellungsrunde stiegen die Schülerinnen und Schüler gemeinsam in die nicht ganz leichte Thematik unseres Besuches ein: 80 Jahre danach - neue Perspektiven einer jungen Generation!

Der Besuch der Batterie in Merville-Franceville-Plage, einer deutschen Bunkeranlage, die in der Nacht vom 5. zum 6. Juni 1944 von britischen Fallschirmjägern im Rahmen des D-Days neutralisiert wurde und in beeindruckender und nachhaltiger Weise die Grausamkeiten des Befreiungskrieges der Alliierten gegen die deutsche Wehrmacht in Bild und Ton zeigt, war Ausgangspunkt der gemeinsamen Reflexion der historischen Ereignisse, denen sich die Jugendlichen in den folgenden Tagen stellen sollten.

Wie? Ein solch schwieriges Thema in der Fremdsprache reflektieren? - Ja, Sie haben ganz recht! Das ist nicht einfach. Motiviert und ideenreich wählten die Jugendlichen daher in gemischten Gruppen kreative Wege, beispielsweise in Form von Zeichnungen, Gedichten, Fotocollagen, Wortwolken, Interviews und einem selbst geschriebenen und vertonten Song ihren Gedanken, Eindrücken, Gefühlen und Wünschen für die Zukunft Ausdruck zu verleihen.

Ein beeindruckendes Ensemble individueller Wahrnehmungen ist entstanden und wird in Kürze beim geplanten Gegenbesuch der französischen Schüler in der EGS Ahlbeck um die Sicht der Jugendlichen auf das Historisch-Technische Museum Peenemünde erweitert werden, so dass wir schließlich eine französisch-deutsche Dokumentation in Form eines digitalen Buches in den Händen halten werden.

80 Jahre danach ist es uns ein großes Anliegen, die Perspektive einer neuen, jungen Generation einzufangen, der Generation, der wir in wenigen Jahren die Zukunft Europas anvertrauen werden und der wir wünschen, dass sie vor dem Hintergrund des Historischen und Gegenwärtigen friedvolle und tolerante Wege für ein gemeinsames Miteinander finden wird.

Nach intensiven Tagen, in denen der Blick auf das historische Erbe neben dem Batterie-Besuch durch eine Besichtigung des Mémorial in Caen erweitert wurde, in denen gemeinsam gearbeitet, gelacht und geweint, gegessen und geträumt wurde, haben wir also den Drachen nicht besiegt, dafür aber die Ängste, sich dem Anderen zu stellen, in eine fremde Kultur einzutauchen, den Blick für das Vergangene zu sensibilisieren und aus den Augen des Nachbarn auf die eigene Kultur zu schauen.

Und so hieß es zum Abschied: Wir sehen uns wieder! Ein Versprechen, das wir auf jeden Fall halten werden!

Sandra Rath