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KAISERBÄDER-BOTE
Ausgabe 10/2024
Informationen aus der Gemeinde
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Liebe Einwohnerinnen, liebe Einwohner,

mein Name ist Christine Friedrich. Ich möchte mich Ihnen als Gleichstellungsbeauftragte für unseren Ort - seit Januar dieses Jahres - vorstellen.

Dieses zu übernehmen war für mich keine leichtfertige Entscheidung, und nach einer gewissen Bedenkzeit habe ich mich mit Freude entschieden, dieses Amt zu bekleiden.

Was sind einige der Beweggründe, warum ich dieses Amt gerne angenommen habe?

Es fußt schon auf eine längere Geschichte meiner Familie. Ich bin hier auf der Insel geboren, aufgewachsen, habe aus den Erzählungen meiner Eltern und Voreltern gelernt, was es bedeutet, ungleich behandelt zu werden, als u. a. mein Uropa wegen seiner klaren politischen Haltung gegen das derzeitige NS-Regime seinen Lehrstuhl als Rektor an der Stettiner Schule verlor, mein Opa wegen seiner politischen und christlichen Einstellung während der DDR-Zeit seinen Beruf verlor und inhaftiert wurde, und selbst mein Vater dieses Los traf. Und dennoch haben alle drei sich immer für den Einzelnen und ‚gleiches Recht für alle‘ eingesetzt. Da wurde mir der Sinn für die Wertschätzung eines jeden einzelnen Menschen mitgegeben.

Aus eigener Entscheidung war es mir wichtig, selbst über den sogenannten „Tellerrand“ zu schauen und so habe ich mich - bevor ich das Lehramts-Studium begann - auf den Weg zu einem sozialen Einsatz in den Slums von Indien gemacht, um sehr benachteiligten Kindern zu helfen. Was mir da begegnete war unvorstellbar: Nicht nur die Armut, vor allen Dingen die Ungleichbehandlung, das sogenannte Denken in „Kasten“ (gesellschaftliche Schichten), aus denen kein Rauskommen möglich ist, um ein besseres Leben zu erhalten - wo die Mädchen in gröbster Weise ausgegrenzt werden und kaum eine Perspektive für ein gelingendes Leben da ist. Das bedrückte mich sehr! Nach meiner Rückkehr von diesem schweren sozialen Halbjahr habe ich auch weiter die Verantwortung wahrgenommen und bin bis zum heutigen Tag Botschafterin für die Indienhilfe. Dieses alles hat mich stark geprägt!

Seit fünf Jahren engagiere ich mich aktiv in der Kommunalpolitik als Gemeindevertreterin. Ich konnte mich zum Wohl für unsere Gemeinde und für den Einzelnen einsetzen und ich bin dankbar, dass mir viel Vertrauen entgegengebracht wird.

Dieses ist einer der Gründe, weshalb ich angesprochen wurde, ob ich nicht bereit wäre, das Amt als Gleichstellungsbeauftragte unserer Gemeinde zu übernehmen. Und so wurde ich durch die Gemeindevertretung einstimmig gewählt und zum 01.01.2024 in dieses Amt berufen.

Ich freue mich, dass ich diese Erfahrungen in die Gemeindevertretung einbringen kann. Es ist mir eine Ehre, dies auch in der neuen Gemeindevertretung weiterführen zu dürfen und Beschlüsse auf Grundlage einer gesunden Gleichbehandlung fassen zu können.

Vor allem aber ist es mir wichtig, für jeden Einzelnen da zu sein.

Das Erleben seitens meiner Familie, das Erleben in Indien und auch das Erleben in unserer Gemeinde waren für mich Motivation und Auftrag, mich in diesem Bereich - so möglich - aktiv einzusetzen. Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, dass sich jeder nach seinem Können und Wollen entwickeln und so einer positiven Perspektive entgegengehen kann.

Meine Vision für die Zukunft ist eine, in der Gleichstellung nicht nur ein Ziel ist, sondern Realität. Dafür werde ich mich auch weiter nach besten Kräften einsetzen.

Um dieses Ziel zu erreichen ist es notwendig, gemeinsam mit Ihnen auf dem Weg zu sein. Ich freue mich und mache Ihnen Mut, auch mit Fragen bezugnehmend dieser Thematik gerne auf mich zuzukommen. Vielen Dank!

Ihre Christine Friedrich