Der Usedomer Kunstverein e.V. lädt am zweiten Mai-Wochenende zu gleich zwei Veranstaltungen ein – beide Male als Hommage an Künstler, die in diesem Jahr ihren 90. Geburtstag feiern konnten. So wird am Samstag, den 11. Mai, die Ausstellung „Rausch der Farbe – Neue Werke von Achim Freyer“ mit einer Vernissage um 17:00 Uhr im Heringsdorfer Kunstpavillon eröffnet. Am Sonntag, den 12. Mai, präsentiert der Kunstverein das neue Buch „Post von Oskar“ mit Mail Art und Künstlerpostkarten von Oskar Manigk um 11:00 Uhr, ebenfalls im Kunstpavillon Heringsdorf.
Achim Freyer gilt als ein Jahrhundertkünstler, der von 1955-1956 Meisterschüler von Bertolt Brecht ist, ein Antifaschist und Republikflüchtling, der seinem Drang nach Freiheit ein Leben lang gefolgt ist. Mit der Bühnenkunst wird Achim Freyer in den 1970er Jahren weltberühmt. Immer ist er jedoch zuerst Bildender Künstler, der ästhetische und gesellschaftliche Fragestellungen systematisch erforscht und reflektiert. 1972 flieht er in den Westen und verändert mit den Mitteln der Bildenden Kunst das Theater.
„Achim Freyer hat seit seiner Kindheit die Malerei zur Überlebenskunst gemacht. Sie ist seine Art, sich auszudrücken“, sagt der Kunsthistoriker Johannes Odenthal, der die Ausstellung im Heringsdorfer Kunstpavillon gemeinsam mit Achim Freyer vorbereitet hat. „Wir werden 30 Bilder ausstellen, die im Wesentlichen in den letzten zwei Jahren entstanden sind“, so der Kurator.
„Seine eigene Sprache hat Freyer in den 1960er Jahren in der DDR entwickelt, eine radikale, abstrakte Malerei“, beschreibt Odenthal. In der DDR hatte Achim Freyer nur eine monographische Ausstellung, 1971 im Zentralinstitut für Kernforschung in Rossendorf bei Dresden. Seine Arbeiten standen im Gegensatz zum kulturpolitisch verordneten Sozialistischen Realismus. 1972 nutzt Freyer ein Gastspiel der Volksbühnenproduktion „Der Gute Mensch von Sezuan“ zur Flucht in den Westen.
In Heringsdorf zeigt Freyer vor allem abstrakte Farbmalereien mit Acryl auf Leinwand, „in denen die Farbe in seinem Werk eine neue Autonomie gewinnt. Aber auch Ausflüge in die1980er Jahre mit Aquarell-Landschaften aus Italien“ sind zu sehen, kündigt Odenthal an. Er wird die Ausstellung am 11. Mai eröffnen. Für die musikalische Umrahmung sorgt Gregor Szramek am Cello.
Während Achim Freyer bereits am 30. März seinen 90. Geburtstag feierte, folgte ihm Oskar Manigk am 29. April mit seinem 90. Wiegenfest nach. Ihm zu Ehren entstand das Buch „Post von Oskar“. Der in Berlin und Ückeritz lebende Künstler hat in fünf Jahrzehnten unzählige Zeichnungen und Postkarten angefertigt und verschickt.
Mail Art ist Post-Kunst, sie will in die Welt, wird aber auch in Archiven bewahrt. Karten von Oskar Manigk erschienen in Editionen u.a. bei Jürgen Schweinebraden. Mit Ironie und tragischem Humor schaut Manigk auf die Realität. Im Anschluss an die Buch-Präsentation wird zu einer Feier anlässlich des 90. Geburtstages des Künstlers eingeladen.
Die Ausstellung „Rausch der Farbe – Neue Werke von Achim Freyer“ ist vom 11. Mai bis zum 9. Juni 2024 zu sehen. Der Heringsdorfer Kunstpavillon ist mittwochs bis sonntags von 15:00 bis 18:00 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Informationen zu den Ausstellungen, Lesungen und zur 31. Usedomer Kunstauktion sind zu finden unter https://kunstpavillon-ostseebad-heringsdorf.de/
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