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Jarmener Informationsblatt
Ausgabe 11/2024
Heimatliches und Historisches
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Unsere Kindertagesstätten in Jarmen, Teil 2

Wir Erzieherinnen und unser Hausmeister beim Sand schippen

Ehemalige Baracke, später Kinderkrippe und dann Kindergarten

Das ehemalige Bahnhaus- jetzt Busbahnhof- das Gebäude wurde abgetragen

Der im Bau befindliche Kindergarten am Müssenthiner Weg

Großer heller Gruppenraum im Müssenthiner Weg

Heute möchte ich meinen Bericht aus dem letzten Informationsblatt weiter ausführen.

Trotz des Neubaus auf dem hinteren Grundstück und diversen baulichen Veränderungen im Haupthaus, wurde es schon wieder zu eng und der Platz reichte nicht aus. Mittlerweile war es auch so, dass Kinder aus den Dörfern zu uns kamen und betreut wurden. Herr Werner brachte uns z.B. die Kinder aus Toitin. In den nahen gelegenen Anlagen bot sich die Möglichkeit, ein Gebäude zu errichten. Das Grundstück war von Tannen umgeben und einfach ideal geeignet. Es entstand in einfacher Bauweise ein kleines Haus, mit einem Gruppenraum, einem Waschraum, einer Garderobe und einem Abstellraum sowie einem kleinen Eingangsbereich. Den Kindern und den Erzieherinnen gefiel es dort sehr, die Lage war so schön inmitten von so viel Grün und dem großen Spielplatz gleich dabei. Der Spielplatz war so angelegt, dass er sich in drei Spielbereiche teilte, die den jeweiligen Altersgruppen zugeordnet waren. Getrennt wurden diese Bereiche von Rabatten, die von uns Erzieherinnen sauber gehalten werden mussten. Die Sandkästen mussten am Ende des Tages immer von uns geharkt werden. Wir halfen auch beim Anlegen des Spielplatzes. Wie auf dem Bild erkennbar, schaufeln wir den Sand in die Sandkästen.

Zu unseren Aufgaben zählte auch, dass wir die Bettwäsche für unsere Kinder selbst nähten. Nach dem Mittagessen verwandelte sich der Gruppenraum in einen Schlafraum, Betten wurden aus den Schränken geholt und alle Kinder hielten für zwei Stunden ihren Mittagsschlaf bzw. ruhten. In der Schlafwache saßen wir und bestickten Tischdecken für die Gruppentische. Manchmal schnippelten wir auch für die Küche Obst und Gemüse (Bohnen). Es wurden in der Zeit aber auch Vorbereitungen für Feste getroffen, weihnachtliche Elternabende vorbereitet, kleine Geschenke für die Kinder gefertigt, Einladungskarten mit Scherenschnitten gemacht, Fensterschmuck gebastelt, Beschäftigungen vorbereitet und vieles, vieles mehr. Eine Kollegin kümmerte sich derzeit immer um die Brigadebücher, um alles in Bild und Schrift der letzten Wochen festzuhalten und da gab es viel zu berichten. Ich erinnere mich, dass wir sogar auf dem Acker waren und beim Rüben hacken geholfen haben. Wie ich hörte, sollen sich diese Brigadebücher nun in der Stadtverwaltung befinden.

Weitere Räumlichkeiten mit einem großen Gruppenraum und großem Waschraum fand man in der ehemaligen Baracke neben dem einstigen Lokschuppen, jetzt das Vereinshaus unserer Motoballer. Später wurde diese Baracke von der Kinderkrippe genutzt, als diese dann auszog, zogen wir mit einer Gruppe dort ein. Auch hierher wurde das Essen vom Hauptgebäude gebracht. Es gab dort viel Platz und die Kinder fühlten sich wohl.

Zusätzlich bot sich später das frei gewordene Bahnhaus, auch die „Russische Botschaft“ genannt, an. Diesen Namen hatte das Gebäude aus der Bevölkerung erhalten, da es viele Jahre von einer russischen Familie bewohnt wurde. Im unteren Teil des Gebäudes sind wir mit einer Gruppe eingezogen. Versorgt wurde auch diese vom Haupthaus.

Da die Kinderzahlen immer weiter stiegen, sah man sich gezwungen, ein neues Gebäude zu errichten. Dieses baute man 1984 am Müssentiner Weg.

Es entstand ein großes, helles, freundliches Gebäude mit 4 Gruppenräumen, 2 Waschräumen (auch mit Duschen) 2 Garderoben, einige Nebenräume, 2 Personal WC, Wirtschaftsräume, ein schöner großer Sportraum und eine große schöne Küche. In der Küche wurden die Mahlzeiten für die Einrichtung gekocht. Da die Küche später nicht mehr genutzt wurde, entstand hier, glaube ich, ein weiterer Gruppenraum. Der Sportraum ließ sich auch für kleine Veranstaltungen und Feste nutzen. Direkt am Gebäude wurde ein schöner Spielplatz angelegt, auf dem alle Kinder ausreichend Platz hatten. Einige Erzieherinnen aus der Demminer Straße wechselten in den Müssentiner Weg. Die Arbeitsbedingungen verbesserten sich nun auch in dem Hauptgebäude, da es nicht mehr so beengt zuging.

Die Erzieherinnen hatten eine große Verantwortung für die ihnen anvertrauten Kinder und waren sich dessen sehr bewusst. Wir haben unseren Beruf mit viel Liebe ausgeführt. Eine anspruchsvolle pädagogische Ausbildung mit Staatsexamen hatten alle Erzieherinnen, die mit den Kindern arbeiteten. Der Arbeits- und Erziehungsplan war unsere Leitlinie, nach der wir strikt zu arbeiten hatten. Den Kindern vermittelten wir viel Wissen und Kenntnisse in der täglichen 15-minütigen Beschäftigungszeit. Auch Sport und Spiel kamen nicht zu kurz, zumeist auch im Freien. Das oberste Ziel war für uns, die Kinder optimal auf die Schule vorzubereiten und soziale Kompetenzen zu entwickeln und zu fördern, dabei durfte der Spaß und die Freude jedoch nicht zu kurz kommen. Wir nutzen die Anlagen, die Gartenwege und die Stadt für ausgiebige Spaziergänge und konnten auch dabei Wissen vermitteln. In unserm Altkreis Demmin war der Jarmener Kindergarten eine sehr angesehene pädagogische Vorschuleinrichtung. Wir waren ein Hospitationskindergarten, das heißt, dass Erzieherinnen aus den umliegenden Dörfern und Demmin zu uns kamen, um zu hospitieren. 2 Erzieherinnen mit zwei unterschiedlichen Themen führten Beschäftigungen durch, von denen die Gäste viel lernen konnten und es in ihre pädagogische Arbeit mit einfließen lassen konnten.

Nun im Jahre 2024 sieht es um die Vorschuleinrichtungen und den Hort in unserer Stadt deutlich übersichtlicher aus. Mit der Wende und in den darauffolgenden Jahren gingen die Geburtenzahlen deutlich zurück. Es gibt nun noch die Kita im Müssentiner Weg und den Hort, der direkt an der Grundschule angesiedelt ist. Ich glaube, in dem neuen Gebäude in der Rosenstraße ist auch die ältere Kindergartengruppe untergebracht. Sämtliche Einrichtungen wie die Krippe in der Rosenstraße, der Städtische Kindergarten in der Demminer Straße, das Waldhäuschen mit dem großen Spielplatz in den Anlagen, das Bahngebäude und die alte Baracke sind nun Geschichte, aber nicht vergessen.

Marlies Meyer