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Jarmener Informationsblatt
Ausgabe 5/2023
Heimatliches und Historisches
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Die Entwicklung unserer Lehreinrichtungen in Jarmen

Ich beziehe mich zu Beginn meiner Ausführungen aus der Geschichtsschreibung der Chronik von Max Wilhelm aus dem Jahre 1902. Dort ist zu lesen, dass das erste Schulgebäude 1706 am Alten Markt Nr. 35 stand. Nachdem es so baufällig war, entschied man sich, es zu verkaufen und ein neues an der wüsten Stelle in der Frauenstraße zu errichten.

Das zweite Schulhaus in der Frauenstraße

Es war jetzt eine Volksschulklasse und Mittelschulklasse in einem Raum vereint. Da die Anzahl der Schüler stetig anstieg und rasch auf 225 Schüler angewachsen war, entschloss man sich, ein größeres Schulhaus zu beschaffen. Trotz mehrerer Anbauten war das Schulhaus in der Frauenstraße zu klein geworden. Das neue Unterrichtsgebäude entstand an der Nordseite zur Kirche in der Wallstraße 4, unweit des damaligen Armenhauses in der Wallstraße 8.

Das Schulhaus am westlichen Giebel Wallstraße (heller Giebel)

1837 wurde es bezogen, aber man merkte schon bald, dass auch dieses Gebäude zu klein für die steigende Anzahl der Schüler war. Die königliche Regierung wurde1864 aufgefordert, in den Neubau eines Schulgebäudes mit 6 Klassenräumen zu investieren. Nach mehreren zögerlichen Verhandlungen befürwortete man das Anliegen und baute in der Demminer Straße Nr. 7 ein 7-klassiges Schulhaus mit einem Konferenzzimmer und einer Wohnstätte für den Hausdiener am oberen Giebel. Am oberen linken Giebel befindet sich der sogenannte Taubenschlag. Ein beliebter Raum, der für den Unterricht genutzt wurde. Am 12. Oktober 1896 wurde dieses hübsche Backsteingebäude feierlich dem Lehrerkollektiv übergeben.

1905 - Schule in der Demminer Straße, bereits mit dem Anbau der 4 Räume

Es waren große und geräumige Klassenräume mit mehr Komfort, aber es erwies sich auch hier kurz nach der Inbetriebnahme, dass die Räume nicht ausreichten und wieder musste eine Lösung gefunden werden. Man entschied, das Gebäude um 4 Klassenräume und einem Eingangsportal zu erweitern. Dies erfolgte im Jahre 1905. Die Turnhalle, ebenfalls ein Backsteingebäude, wurde 1908 erbaut. 1915 wurde die Turnhalle als Lazarett für Verwundete des 1. Weltkrieges genutzt.

Links die Turnhalle erbaut 1908 / Rechts das ehemalige Internat - jetzt Wohnhaus

Die Turnhalle wurde als Lazarett genutzt

In den 1930er Jahren bis zum Ende des 2. Weltkrieges war es eine Volksschule, ab der 5. Klasse dann Mittelschule, dann wechselte man nach der Prüfung in die „mittlere Reife". Beide Schulformen unterstanden einer Leitung und der Unterricht erfolgte in einem Gebäude. Wollten Schüler nach erfolgreichem Abschluss der 10. Klasse das Abitur erlangen, konnten sie nach Greifswald, Demmin oder Neubrandenburg aufs Gymnasium wechseln, jedoch war dies ohne monatliches Schulgeld nicht möglich. Die Schülerzahl stieg weiter kontinuierlich und die Räume reichten erneut nicht mehr aus. 1964 errichtete man auf dem ehemaligen Gelände der Schrebergärten in der Rosenstraße zwei Pavillons mit 10 Klassenräumen, zwei Lehrerzimmern, Verwaltungsräumen und Toiletten. Nach einiger Zeit waren dann auch diese Räumlichkeiten nicht mehr ausreichend. Man suchte nach Ausweichmöglichkeiten und wurde im ehemaligen Internat in der Rosenstraße fündig. Hier wurden bis 1977 auswärtige Schüler der 10. KIasse unterrichtet und untergebracht. Die Räume des früheren Hortes/ ehemaliges Diakonissenhaus wurden zusätzlich zur Verfügung gestellt sowie einige Räume der Berufsschule (Neuer Markt). Aber auch in der jetzigen „Waldperle" - ehemals Jugendheim - wurde unterrichtet, wie ich von einem Bekannten erfuhr.

der ehemalige Hort, zuvor Diakonissenhaus

1999 erfolgten in einem Teil des ehemaligen Heizhauses Umbauten und zwei weitere Klassenräume konnten eingerichtet werden. 2021/2022 wurde in der Rosenstraße ein großer und schöner Neubau errichtet und an die Hortkinder und Vorschulkinder übergeben. Somit ist sichergestellt, dass die Kinder aus Jarmen und Umland große und gut ausgestattete Räume zur Verfügung haben. Auf dem Gelände des Schulhofes wurde 1959 ein massives Haus mit Sanitärräumen erbaut. 1971 wurde die Schülergaststätte mit 300 Plätzen und einer Großküche eingeweiht. In der Woche wurden hier die Schüler und Lehrer beköstigt für 0,55 Pfennig pro Tag, bei Bedarf größere Schulveranstaltungen abgehalten. An den Wochenenden fanden hier Tanz, Disco, Veranstaltungen der Stadt, Jugendweihen und vieles mehr statt Nach der Wende wurde das Gebäude an eine religiöse Gemeinschaft verkauft und von dieser ausschließlich genutzt. Seit einigen Jahren ist es wieder im Besitz der Stadt und dient nun als Kulturzentrum. Da die kleine Turnhalle natürlich auch zu klein wurde, baute man 1985 in der jetzigen Lindenstraße eine größere für den Schulsport. Wenn man die Entwicklung der schulischen Einrichtungen in unserer Stadt verfolgt, kann man erkennen, was für Verbesserungen und Erweiterungen es gegeben hat. Für das Beschulen aller Kinder wurde einiges getan und viele der ehemaligen Schüler/innen dieser Schule sind dankbar dafür, diese Lehreinrichtung besucht zu haben.

Marlies Meyer