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Der Usedomer Norden
Ausgabe 5/2025
Schul- und Kindergartennachrichten
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Schul- und Kindergartennachrichten - Heinrich-Heine-Schule Karlshagen

Erasmus+ 2025

Vom 9. März bis zum 15. März 2025 trafen sich zum fünften Mal Jugendliche aus Polen, Belgien, Deutschland und den Niederlanden im Rahmen von Erasmus+ diesmal in der Jugendbegegnungsstätte in Kamminke.

Wieder erwartete uns ein abwechslungsreiches Programm. Aus unserer Schule waren Shahin, Vico, Amelia und Emma Teilnehmende des Erasmus+ Projektes „Menschenrechte schützen - Verantwortung übernehmen“. Sie erlebten fünf sehr beeindruckende, ereignisreiche, aber auch arbeitsreiche Tage.

Am 10. März 2025 starteten wir mit einer Kennenlernrunde, bei der sich alle Teilnehmer aus Polen, Belgien, den Niederlanden und Deutschland getroffen haben und besser ins Gespräch kamen. Am Nachmittag fuhren wir nach Anklam zum Wehrmachtsgefängnis. Nach einer Begrüßung durch den Bürgermeister der Stadt erkundeten wir das Gelände mit einer Actionbound. Besonders beeindruckt haben uns hier die Schicksale der Soldaten, die hier inhaftiert bzw. hingerichtet wurden. Briefe und andere Dokumente gaben uns einen Einblick über ihre Gefühle und Gedanken hinter diesen Mauern.

Am 11. März 2025 fuhren wir nach Police. Dort erlebten wir eine Bunkerführung auf dem Gelände des ehemaligen Hydrierwerkes. Hier gab es eine kleine Ausstellung mit Funden aus der Region aus der Zeit des Zweiten Weltkrieges.

Nach einem kurzen Besuch der Schule unserer Partner in Police und einem gemeinsamen Mittagessen fuhren wir nach Szczecin. Dort befindet sich unter dem Hauptbahnhof der größte zivile Schutzbunker in Polen, der 1941 erbaut wurde. Hier konnten wir in eine fast vergessene Zeit eintauchen. Durch große schwere Stahltore betraten wir den Bunker. Bis zu 5000 Menschen haben dort im Zweiten Weltkrieg auf einer Fläche von etwa 3000 m² Schutz gefunden. Über 5 unterirdische Stockwerke erstreckt sich der Bau. Es ist schummriges Licht und wir empfanden es als sehr bedrückend hier unterwegs zu sein. Besonders beeindruckend fanden wir den Blick auf das „Leben“ im Luftschutzbunker während der Luftangriffe. An einigen Stellen entdeckt man noch heute an die Wand geschriebene Hinweise und Regeln. Auch diese Darstellungen sind sehr bedrückend. Ein Thema, dass hier sehr eindrucksvoll dargestellt ist, beschäftigt sich mit der Zerstörung Stettins, dem Ende des deutschen Stettins, der Aussiedlung und Ansiedlung der Bevölkerung, den ersten Tagen des polnischen Stettins und den ersten Nachkriegsjahren.

Nach diesem recht ungewöhnlichen Tag waren wir froh dann ein wenig auf eigene Faust die Stadt gemeinsam zu erkunden und bei McDonald’s zu Abend zu essen.

„Am meisten haben mir die Kennenlernrunde, die Bunkerführung in Stettin und die Gedenkfeier auf dem Golm gefallen. Am Freitag war man schon ein bisschen traurig, weil man wusste, dass man sich am Samstagfrüh das letzte Mal sieht. Der Abschied war auch sehr traurig. Aber das war eine der schönsten Wochen, die ich erleben durfte und ich bin froh, dabei gewesen zu sein. Ich habe viele Freundschaften geschlossen und mit den meisten habe ich immer noch Kontakt.“

(Emma Behm)

Am 12. März 2025 blieben wir am Vormittag in Kamminke. Um 9.10 Uhr trafen wir uns in einem Seminarraum. Dort wartete bereits ein Kamerateam des ZDF, das uns den Tag begleitete. Im nachfolgenden Workshop mussten wir Würfel mit Bildern und Texten zum Thema 2. Weltkrieg den richtigen Daten zuordnen. Gegen 10 Uhr machten wir uns auf den Weg zur Gedenkstätte auf dem Golm. Nach einer kurzen Einführung erhielten wir Aufgaben zum Thema „Gesichter des Golms“, die wir in Gruppen bearbeiteten. Nach der Mittagspause machten wir uns bereit für die Gedenkveranstaltung auf dem Golm, um der mehr als 4.000 Opfer der Bombardierung Swinemündes am 12. März 1945 zu gedenken. Die Gedenkreden kamen unter anderem von der Kultusministerin Bettina Martin, vom Bischof Tilman Jeremias, dem Landrat Michael Sack und der Stadtpräsidentin von Świnoujście Joanna Agatowska.

„Frieden ist Verpflichtung, er beginnt mit uns allen, in unserer Haltung“ - die Mahnung der Ministerin hätte kaum drängender sein können an diesem Ort. Verantwortung übernehmen für ein Europa, das vereint und nicht spaltet - dazu hatte der Landrat aufgerufen. Die Stadtpräsidentin hatte in ihrem Grußwort gesagt: Europa brauche jetzt - wie nie zuvor - Solidarität. Und wie gut, sagte der Geistliche, dass der Golm ein Ort der Einkehr sei, ein Ort, an dem sich junge Menschen treffen, und fragte: „Wann lernen wir Menschen endlich den Frieden zu leben?“

Auch Schüler unseres Projektes beteiligten sich an der Veranstaltung. Am Ende der verlasen zwei Schüler das Totengedenken auf Deutsch und Polnisch, Kränze und Blumen wurden niedergelegt.

Nach Kaffee und Kuchen trafen wir uns in der alten Schule und werteten in Gruppen unsere Erlebnisse und Gedanken zu den letzten Tagen aus.

Für einen Beitrag zum Kriegsende dokumentierte ein Fernsehteam die Gedenkarbeit auf dem Golm. Die Kindersendung „ZDF logo“ wird am 8. Mai 2025 einen Beitrag dazu ausstrahlen.

„Ich muss sagen, dass mir die Woche sehr gut gefallen hat. Besonders in Erinnerung werden mir aber die Gedenkveranstaltung und das Zeitzeugengespräch bleiben, das werde ich wohl niemals vergessen. Was die Zwei alles erzählt haben war echt krass und berührend. Wenn man diese Berichte hört, merkt man erst wie gut wir es eigentlich haben. Die Reden, die auf dem Golm gehalten wurden, haben mich auch sehr zum Nachdenken gebracht. Vor allem die vom Bischof als er Verse aus der Bibel zitierte. Ich fand sie sehr passend. Was ich auch mitnehmen werde aus dieser Fahrt, ist, dass es nicht viel braucht, um sich mit Leuten zu verstehen und das Kriege nichts Schönes sind. Deshalb sollten wir alles in unsere Macht stehende tun, um Kriege zu vermeiden damit wir so etwas nicht erleben müssen.“

(Amelia Jundt)

Am 13. März 2025 begrüßten wir in der alten Schule zwei Zeitzeugen. Sie haben als Kind bzw. Jugendliche die Bombardierung von Świnoujście miterlebt. Frau Hömke (96 Jahre) war zum Zeitpunkt des Bombenangriffs 16 Jahre und Herr Krüger (88 Jahre) war 8 Jahre alt. Beide berichteten darüber, wie sie den 12. März 1945 erlebt haben. Nach dem Angriff erkannten sie ihre Stadt kaum wieder. Viele Häuser waren zerstört, überall loderten Brände, der Kurpark war von Bombentrichtern übersät. Und gerade hier hin hatten sich viele geflüchtet und haben es nicht überlebt. Herr Krüger musste mit ansehen, wie sein etwas älterer Bruder von einem Bombensplitter getroffen wurde und starb. Wie viele Menschen bei diesem Angriff ums Leben gekommen sind, ist bis heute ungeklärt und wird es wohl bleiben. Viele der Opfer sind auf dem Golm begraben. Damit verwandelte sich der Ausflugsberg der Swinemünder in ein Massengrab.

Dieses Zeitzeugengespräch wird uns noch ganz lange in Erinnerung bleiben.

Unsere nächste Station war Peenemünde. Nach einem kurzen Halt in der Denkmallandschaft an den Überresten des Konzentrationslagers Karlshagen 1 fuhren wir in das HTM Peenemünde. Dort beschäftigten wir uns besonders mit den Schicksalen von KZ-Häftlingen. In kleineren Gruppen erfuhren wir, unter welchen Bedingungen sie hier lebten und arbeiteten.

„Was wir in dieser Woche gemacht haben, fand ich sehr interessant. Am besten fand ich das Zeitzeugengespräch, denn Geschichten zu hören von Leuten, die wirklich dabei waren, hat mich sehr beeindruckt.“

(Shahin Heinze)

Am 14. März 2025 arbeiteten wir wieder in Gruppen in der alten Schule. Hier werteten wir die Ergebnisse und Eindrücke der vergangenen Tage aus. So setzten wir uns ganz bewusst mit dem Thema Krieg und Frieden früher und heute auseinander und stellten dabei fest, dass jeder einen kleinen Beitrag leisten kann, um die Welt ein wenig friedlicher zu machen.

Sehr interessant waren auch die Beiträge der Schüler aus Police, die eine Militärklasse besuchen. Auf die Frage, warum sie das tun, antwortete eine Schülerin: dass sie ihre Grenzen austesten wollte und nicht nur ihre Zeit am Laptop oder Handy verbringen wollte.

Der Vormittag ging mit einem ausgelassenen Tanz zu Ende.

Am Nachmittag fuhren wir nach Heringsdorf und begaben uns auf den Baumwipfelpfad. Dort hatten wir eine schöne Wanderung und Aussicht auf den Inselsüden. Mit dem Bus ging es dann weiter nach Świnoujście und erkundeten gemeinsam mit den polnischen Schülern die Stadt, holten uns Pizza bzw. Döner und gegen 19.30 Uhr ging es wieder zurück in die Jugendbegegnungsstätte. Dort spielten wir noch Volleyball und verbrachten ein paar schöne letzte gemeinsame Stunden.

„Am meisten bewegt hat mich die Trauerfeier zu Ehren der Opfer des Bombenangriffs auf Swinemünde. Besonders interessant fand ich die Gespräche mit den Zeitzeugen, die haben mir nämlich einen besseren Eindruck gegeben, was genau bei der Bombardierung passiert ist.“

(Vico Bölter)

Am 15. März 2025 ging es dann nach dem Frühstück um 8 Uhr wieder in Richtung Heimat.

Abschließend kann man sagen, dass das „Erasmus+“- Projekt zum Thema „Menschenrechte“ auf dem Golm nicht nur viele junge Menschen zusammenbrachte, sondern auch viele bewegende Eindrücke hinterlässt. In dieser Woche wurde viel diskutiert, neue Freundschaften geschlossen, es wurde gespielt und wieder enthusiastisch getanzt. Eine beeindruckende Erfahrung für alle Beteiligten!

Ein besonderer Dank gilt allen Organisatoren, vor allem Frau Sethmann aus dem HTM Peenemünde, Herr Lokaj, Herr Smiatkowski und Frau Sikora.

Text und Fotos: Frau Juretzko, Frau Jungbluth und die Schülerinnen und Schüler des Austauschprogramms