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Krakower Seen-Kurier
Ausgabe 11/2023
Informationen der Amtsvorsteherin und der Bürgermeister der angehörigen Gemeinden
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Bericht zur Informationsveranstaltung zur Reaktivierung der Bahnstrecke Meyenburg - Güstrow

Am Mittwoch, den 25. Oktober um 17 Uhr fand in Krakow am See im Atrium der Naturparkschule eine öffentliche Informationsveranstaltung zur Wiederbelebung der Bahnstrecke Meyenburg – Güstrow für Personen- und Güterverkehr statt. Der Bürgermeister der Stadt Krakow am See und der SPD-Ortsverein hatten eingeladen, um über Chancen und Möglichkeiten zu informieren, die mit dem Ausbau der Bahnstrecke Meyenburg – Güstrow verbunden sind. Die etwa 70 interessierten Bürger und Bürgerinnen zeigten großes Interesse am Informations- und Ideenaustausch zu dieser weiteren Alternativroute von Berlin an die Ostsee. Ilka Boomgaarden-Kühl stellte die Podiumsgäste des Abends, Johannes Arlt, MdB und Dr. Ralf Böhme, den Betreiber und Planer der Bahnlinie, vor und übergab als erstes Bürgermeister Jörg Oppitz das Wort.

Herr Oppitz, das wurde deutlich, nimmt den Auftrag der Stadtvertreter und Stadtvertreterinnen von Krakow am See, sich um die Bahnlinie zu kümmern, ernst. Er hat an mehreren Konferenzen dazu teilgenommen und ist mit anderen Bürgermeistern, Amtsleitern und -mitarbeitern, Tourist-Organisationen, Handelskammern und Bürgerinitiativen der Gemeinden und Städte an der Bahnlinie im Austausch.

Johannes Arlt, unser Bundestagsabgeordneter, berichtete über den Stand der Planungen. Die Bundesregierung und vor allem die Regierungen von Brandenburg und Mecklenburg befürworten den Ausbau der Strecke Meyenburg – Güstrow für Personen- und Güterverkehr und beschäftigten sich mit dem Thema. Die Studie zur Potenzialanalyse wurde auf den Weg gebracht, die danach folgende Kosten-Nutzen-Analyse wird gerade zur Ausschreibung vorbereitet.

Im Linienplan der Mobilitätsoffensive MV der Landesregierung vom Frühjahr dieses Jahres ist die Linie eingezeichnet. Was bedeutet das? Eine Bahnanbindung bietet dem Luftkurort neue Chancen für die Entwicklung des Tourismus. Anwohner, Pendler, Schüler, Ausflügler und Touristen werden die schnellere und häufigere Verbindung nach und aus Güstrow und Rostock oder Berlin sehr zu schätzen wissen. Damit können auch Menschen ohne Auto in Krakow Urlaub oder einen Ausflug, bzw. Fahrradausflug in die westliche Seenplatte machen.

Außerdem meldete Dr. Ralf Böhme die durch Krakow führende Bahnlinie im Personenverkehr für den Deutschlandtakt ab 2030 an. Dazu stellte er ein Konzept mit Umsteigeknoten vor. An den Taktknoten der Strecke in Neustadt/Dosse, Wittenberg, Karow, Pritzwalk, Waren, Neustrelitz und Rostock sollen immer zu vollen oder halben Stunde ein Zug und ein oder mehrere Busse zum Umsteigen in die umliegenden Ortschaften halten. Auch in Krakow wird der Zug dann stündlich fahren. Der Vorteil: Man hat den Fahrplan im Kopf.

Voraussetzung für gute Taktung der Busse zu den Bahnhöfen ist der Zusammenschluss der verschiedenen Verkehrsverbünde in MV und Brandenburg zu einem Verbundnetz. Das bestätigten sowohl Johannes Arlt als auch Ralf Böhme, als mehrere Wortmeldungen aus dem Publikum die schlechte Anbindung der Busse an den Fahrplan des RE 5 in Güstrow und Langhagen beklagten. In der Tat ist der alle zwei Stunden fahrende Zug gerade nach Berlin abgefahren, wenn der Bus aus Krakow in Güstrow ankommt. Zu diesem Thema gibt es zwei gute Nachrichten oder, realistisch gesagt, zwei gute Vorhaben: Der RE 5 soll ab 2025 stündlich fahren. Das kündigte Staatssekretärin Ines Jesse am Vormittag bei der Fachkonferenz Bahn in Güstrow an. Und das Rufbus-System soll

weiter ausgebaut werden. Bleibt zu hoffen, dass es bald die Fahrgäste aus den Abendzügen in Güstrow, Neustrelitz und Waren nach Hause bringt und nicht schon am frühen Abend Feierabend macht. Das Problem besteht nicht nur in Güstrow.

Auf die Frage, wie lange es wohl noch dauert, bis die Bahn regelmäßig fährt, erläuterte Johannes Arlt: „Es wird wohl bis 2028 oder sogar 2030 dauern.“ Aber Dr. Ralf Böhme, der Erfahrung mit der Wiederinbetriebnahme von Bahnstrecken hat, ergänzt: „Die Voraussetzungen sind äußerst günstig. Bei den meisten Wiederinbetriebnahmen müssen viel mehr Gleise ausgetauscht oder neu gebaut werden als hier.“ Auch Romuald Bittl, der Dezernent für Bau und Wirtschaft aus dem Landkreis Rostock, bekräftigte an diesem Abend in Krakow am See: „Die Bahn ist die schnellste, sicherste und am besten berechenbare Verkehrsart.“ Der Landkreis habe sich gerade mit dem Nahverkehrsplan beschäftigt. Bittl sieht die Bahn als Rückgrat für den Nahverkehr und bringt dafür das Bild einer Fischgräte. Die Wirbelsäule stellt die Bahnlinie dar, die Gräten deuten die Zubringerbusse und Rufbusse zu den Bahnhöfen an.

„Momentan wird unsere Bahnlinie ab und zu für den Güterverkehr verwendet. Wenn das in Zukunft mehr wird, wird das laute Warnsignal für durchfahrende Züge in der Wilhelm-Pieck-Straße unangenehm“, war eine Frage aus dem Publikum. Wenn mehr Züge fahren, müssen die Bahnübergänge erneuert werden, sodass das Hupen unnötig wird. Möglichkeiten der Lärmreduzierung sind Langsamfahrstrecken und Elektroloks. Zur Finanzierung der Baumaßnahmen an Bahnübergängen auf Stadtgebiet erläutert die SPD-MV: Das Eisenbahnkreuzungsgesetz wurde 2020 geändert und bewirkt, dass die Kommunen von den Kosten für Bahnübergänge gänzlich befreit sind. Sowohl Romuald Bittl als auch Johannes Arlt bestätigen, dass der Nord-Süd-Güterverkehr auf der Bahn in MV die Wirtschaftsstandorte in MV stärken soll. Je mehr Linien vorhanden sind, desto besser kann der Güterverkehr auf verschiedene Linien verteilt werden.

Sabine von Bruch