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Krakower Seen-Kurier
Ausgabe 12/2024
Informationen Gemeinde übergreifend
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Jahresrückblick der Beratung für Demokratiestärkung und Rechtsextremismusprävention

Es ist wieder so weit: Mit großen, vorfreudigen Schritten geht es auf Weihnachten zu und dann beginnt auch schon wieder ein frisches, neues Jahr. Vieles geht zu Ende, vieles beginnt neu. Das gilt auch für die Beratungsstelle für Demokratiestärkung und Rechtsextremismusprävention im Amt Krakow am See, die zunächst als Projekt für die Zeit von Mai 2023 bis Ende 2024 angelegt war.

Seit November 2023 wurde die Stelle von Alena E. Lyons besetzt und so, wie es damals für sie losging, nämlich turbulent, aufregend und sehr spannend, ging es eigentlich das ganze Jahr über so weiter:

Gleich an ihrem ersten Arbeitstag wurde sie unter tatkräftiger Unterstützung des kleinen, hochengagierten PfD-Energie-Teams von einem Termin zum nächsten, von Rostock über Hoppenrade nach Güstrow geschleift, stellte sich mehrmals in größeren und kleineren Runden vor, beteiligte sich an Gesprächsrunden, schüttelte allerhand Hände, hörte sehr viele Namen (die sie so allmählich auf dem Kasten hat) und überlegte kurz, ob die engagierten Menschen im Amtsbereich Krakow am See denn niemals schlafen. Inzwischen weiß sie: Doch, es kann auch entspannter zugehen, zumindest muss nicht alles an nur einem Tag und auf einmal passieren. Manchmal ist es sogar ganz sinnvoll, dass Ruhe einkehrt, damit Ideen entwickelt, Details begriffen und Menschen wirklich kennengelernt werden können.

Was hat sich also alles getan? Zunächst einmal ist das Projekt im Amtsbereich „angekommen“, das heißt hinter den Kulissen wurden alle möglichen Kennenlern- und Vorstellungstermine wahrgenommen. Denn, damit die Beratungsstelle so wirken kann, wie sie es soll, war und ist es wichtig, dass alle voneinander wissen, um zukünftig gut und vertrauensvoll zusammen zu arbeiten.

Von Gemeindevertretungen über Schulen und Kitas bis hin zu Museen, Vereinen und dem zuständigen Polizeirevier: Mit Fahrrad, Bus und Zug ging es 2024 doppelquer durchs gesamte Amtsgebiet (Verirrungen und Sackgassen an der Autobahn mitinbegriffen). Tatsächlich konnte die Beratungsstelle lange nicht alle Menschen treffen, die das zivilgesellschaftliche, das kulturelle, einfach das Leben hier, in den vier Gemeinden und der Stadt ausmachen. Daher war die wichtigste Lektion: Diese Region ist lebendig und lebt von sehr unterschiedlichen, interessanten Menschen, ihren Ideen und ihrem haupt- oder ehrenamtlichen Einsatz!

Auf einer anderen Ebene ging es mit solchen Vorstellungsrunden weiter: Sicherheitsbehörden, Beratungsstrukturen, Ämter, Forschungs- und Bildungseinrichtungen, zivilgesellschaftliche Netzwerke, Kirchen – diese und noch viel mehr Anlaufstellen, Verantwortliche und Strukturen auf Landes- und Bundesebene können nur dann ihre Angebote und Möglichkeiten für die Menschen vor Ort wirksam entfalten, wenn alle sich kennen, von den Bedarfen und Bedürfnissen wissen, informiert sind über die Bedrohungslage und Kommunikation geregelt ist.

Möglicherweise sind Sie im Zuge dieser Umtriebigkeiten in ein Gespräch mit Alena Lyons verstrickt worden. Falls nicht, dann hatten Sie vielleicht Gelegenheit, sich auf einer der Veranstaltungen des Projektes einen Eindruck von der Beraterin und ihrer Arbeit zu machen:

So hat sie, teilweise gemeinsam mit ihren PfD-Kolleginnen Iris Mahnke und Sabrina Nehls, das Projekt oder das Themenfeld Rechtsextremismus (meist mit Schwerpunkt auf völkische Siedler/innen) in unterschiedlichen Zusammenhängen wie Kommunalpolitik oder Schule in diversen Runden vorgestellt. Als Folge einer solchen Veranstaltung hat die Krakower Nachbarschaftshilfe in Kooperation mit der Beratungsstelle und der Partnerschaft für Demokratie im Mai das erste Demokratiefest der Region veranstaltet.

Besonders spannend war im Vorfeld der diesjährigen Kommunalwahlen die Ausrichtung zweier Wahlforen in Hoppenrade und Lalendorf: Kandidierende für das Bürgermeisteramt stellten sich selbst vor und kamen mit den Bürger:innen der Gemeinden ins Gespräch. Außerdem wurde der komplizierte Wahlvorgang in Bezug auf die verschiedenen Kommunal- und – zusätzlich – die Europawahl wurde erklärt. Auch hier gab es Antworten auf offene Fragen, selbst die zuständige Wahlleiterin und Leitung des Amtes Krakow am See, Steffi Lucht, war aktiv am Austausch mit den Wahlberechtigten beteiligt.

Ein Herzensanliegen der Beratungsstelle war die Organisation eines Fachtags für Schulen und Kitas in den Amtsbereichen Krakow am See und Mecklenburgische Schweiz, für den Kitaleitungen aus der Region die Idee hatten. Unter dem Motto „Demokratie offen und vielfältig leben – Wie geht das?“ kamen im Oktober pädagogische Lehr- und Fachkräfte sowie Schulsozialarbeiter:innen mit Expert:innen aus der erziehungs- und sozialwissenschaftlichen Extremismusforschung zusammen, um sich fachlich über Methoden und Praxisbeispiele gelingender Demokratiepädagogik und Antidiskriminierungsarbeit auszutauschen.

Zur Arbeit einer Beratungsstelle gehört selbstverständlich die Beratung bei Fragen und Problemen mit Rechtsextremist:innen. Auch solche Anfragen blieben nicht aus. Dazu gab es Anfragen für Workshops zu Themen wie demokratisches Engagement oder spezifische rechtsextremistische Strömungen in der Region. Ein besonderes Ereignis war in dem Zusammenhang im Januar 2024 die Neuherausgabe und Überarbeitung einer Handreichung für Vereine darüber, wie sie mit rechtsextremen Mitgliedern umgehen können. Gerade nach den verschiedenen Landtagswahlen dieses Jahr stiegen die Anfragen aus dem Ehrenamt, sich auf strategisch besser zu organisieren: Eine starke Demokratie braucht eine ehrenamtliche Vielfalt, die selbstbewusst und handlungssicher gegen Demokratie- und Menschenfeindlichkeit aufgestellt ist.

Genau so kann und soll es 2025 weitergehen: Netzwerkarbeit, Aufklärung und Sensibilisierung, Beratung und Unterstützung, vor allem spannende und nachhaltige Aktionen und Projekte für die Menschen vor Ort. Denn sie sind das, worum es geht: eine bunte, tolerante, streitbare, selbstbewusste und ideenreiche demokratische Gemeinschaft. Nach all den Gesprächen, gemeinsamen Projekten, Erlebnissen, auch Veränderungen, an denen Alena Lyons hier in Krakow am See, Dobbin-Linstow, Hoppenrade, Kuchelmiß und Lalendorf teilhaben durfte, kann sie das neue Jahr kaum erwarten. Mit völlig begründetem Optimismus und viel Leidenschaft freuen wir uns auf ein aufregendes und erfolgreiches Jahr mit Ihnen.