Die Zeit nach der Wende hat in unserer Stadt viele Veränderungen gebracht. Unsere großen Betriebe gibt es nicht mehr und viele Berufsgruppen, die über Jahrzehnte oder Jahrhunderte die Bevölkerung versorgten, gehören der Vergangenheit an. Hatten wir doch mal Hutmacher, Schmiede, Bäcker, Fleischer und noch andere. Und zum Fischauto mussten wir auch nicht gehen, bis 1978 gab es noch einen Fischer in Loitz. Die Arbeitsboote und das Verkaufsboot gehörten über viele Jahre zum Hafenbild. Im geschichtlichen Zeitraum durften unsere Fischer ihre Arbeitsgeräte bis zum Stettiner Haff auslegen. Eine Wegstrecke, die ohne Motor zu bewältigen war. Gefangen wurden alle Süßwasserfische und an die Bevölkerung verkauft. Von Oktober bis März besserten die Fischer ihr Einkommen mit der Wiedingsfischerei auf. (Uckelei) Große Mengen dieses etwa 10 cm langen Fisches wurden in diesem Zeitraum gefangen. Nicht des Fleisches wegen, das verkauften sie als Viehfutter. Gefragt waren die Schuppen, die von den vielen Fischen abgeschrapt wurden. Diese Arbeit verrichteten an manchen Tagen bis zu 80 Frauen bei einem Stundenlohn von 15 Pfennig. Nach einer chemischen Behandlung in Anklam konnte der gewonnene „Silberglanz“ an die Glasbläsereien in Thüringen und Schlesien zur Herstellung von Tannenbaumschmuck verkauft werden. Nach dem 2. Weltkrieg gab es zeitweise noch 4 Fischer in unserer Stadt. Das Fanggebiet erstreckte sich nun von Rustow bis Neu Plestlin. Um in der schweren Zeit einen Beitrag zur Versorgung der Bevölkerung zu bringen wurden sie beauflagt, jährlich eine Tonne Fisch abzuliefern. In der Peenestraße 7 konnten dann die Loitzer die Fische, wenn vorhanden, erwerben. Den Mehrfang durften die Fischer frei verkaufen. Im Winter versuchten sie, durch Eisfischerei oder das Schneiden von Schilfrohr den kargen Verdienst aufzubessern. Diese Berufsgruppe wurde durch ihre harte witterungsabhängige Arbeit nicht reich. Die Tochter von Fischer Strauss schilderte mir folgende Episode.“ In den frühen Morgenstunden am Heilig Abend saß ich bei bitterer Kälte auf dem Verkaufsschiff und wartete auf Kundschaft. Einige Loitzer kamen und holten sich Fische für das Fest. Kurz vor Ladenschluss konnte ich mit dem eingenommenen Geld bei meinem Kaufmann für uns die nötigen Waren für die Feiertage kaufen“.
Für die Lagerung der vielen Gerätschaften konnte der Fischer Terner 1946 mit Hilfe der Roten Armee diesen Schuppen an der Peene bauen. Das Material kam von dem leerstehenden Dübelwerk. Auf der „Bleiche“ trockneten die Fischer ihre Netze und Reusen. Diese Flächen gehörten ehemals der Bäckerinnung. Es waren im Sprachgebrauch die „Bäckerwiesen“. Die Fischer hatten sich dieser Innung angeschlossen. Heute gehen viele Angler mit einem „Fischereischein“ ihrem Hobby nach und erreichen oftmals Rekordfänge.