Titelseite der Ortschronik zur 650-Jahrfeier
Start zur Rundwanderung
Schon im Herbst des Jahres 2022 blickte man in Petersdorf auf das herannahende Jubiläum. Im Frühjahr 2023 begannen interessierte Bürger der ehemaligen Gemeinde Adamshoffnung miteinander darüber zu sprechen, welche Veränderungen und Verbesserungen sie sich wünschen. Es wurden viele gute Ideen zusammengetragen. Neue bürgerschaftliche Initiativen entstanden. In Vorbereitung des Jubiläums 650-Jahre Petersdorf wurde das Angebot an Veranstaltungen im Gemeindehaus erweitert durch Billard- und Dartspiel, den Treff als „Klönschnack“ mit Kaffee und Kuchen und auch Vorträgen sowie durch eine Geschichts- und Erzählwerkstatt. Auch der Bau selbst kam an die Reihe. Nach der Beseitigung der baulichen Schäden, der Auffrischung der Fassade, der Wiedereinrichtung eines funktionierenden Büros und der Neugestaltung der Außenanlagen bietet das Gemeindehaus jetzt wieder einen schönen Ort für Begegnungen und Aktivitäten im Dorfleben und war selbstredend der Mittelpunkt der Jubiläumsfeierlichkeiten. Auch wenn bisher nicht alle Ideen umgesetzt wurden, ist vieles erreicht worden. Und es bleibt immer noch etwas zu tun für die Zukunft…
Am Freitagabend, dem ersten der drei Festtage, traf man sich zur Eröffnung der Feierlichkeiten im Saal des Gemeindehauses. Den Auftakt bildeten der Festvortrag von Dr. Fred Ruchhöft, dem Leiter des Naturmuseums in Goldberg und die nachfolgende Vorstellung der neuen Ortschronik von Dr. Manfred Füting. Unter dem Titel „Das legale Verbrechen - Raubritter in Mecklenburg“ verstand es der Festredner, die rund 80 Zuhörer für gute 90 Minuten in Spannung zu halten. Nicht nur, dass Geschichtsbilder zurechtgerückt und Klischees beiseite gewischt wurden. Es gab auch Einschätzungen zu dieser Epoche, die aus neuesten Forschungen stammen. Als Resultat konnten die Zuhörer sehr gut die Entwicklung von den Ritterburgen des 13. Jahrhunderts bis zur Entstehung der Landgüter im 17. Jahrhundert mit den aktuell noch in unserer Landschaft sichtbaren historischen Stätten verknüpfen. Der Vortrag überzeugte ebenso durch umfassende Sachkenntnis wie durch die humorvolle, lockere und leicht verständliche Vortragsweise.
Danach blieb es historisch, denn es folgte die Vorstellung der frisch gedruckten, komplett überarbeiteten Ortschronik der Ortsteile Petersdorf, Adamshoffnung und Lenz (Süd). Dabei wurde die zugrundeliegende Urkunde von 1375 vorgestellt und das Kuriosum aufgeklärt, dass 26 Jahre nach der 400-Jahrfeier jetzt bereits das 650-jährige Jubiläum gefeiert werden konnte. Neben den klassischen Bestandteilen einer Chronik enthält die neue Fassung als Besonderheit einen historischen Dorfspaziergang. Er erklärt entlang eines Rundwegs durch die Ortsteile jeweils zu den Objekten und Stätten historische Hintergründe, liefert bestätigte oder nur überlieferte Anekdoten und ab und zu auch Jahreszahlen.
Als Abschluss des ersten Feiertages wurden zwei Filme gezeigt: Ein einfühlsam und bemerkenswert authentisch gestalteter Dokumentarfilm von 1964 über Adamshoffnung und eine Amateuraufzeichnung der 400-Jahrfeier. Viele erkannten sich wieder oder wurden wiedererkannt und hatten so einen kurzen Blick auf die persönliche Geschichte. Großes Hallo lösten auch die Karaoke-Auftritte der Kinder von 1999 aus, die heute mitten im Leben stehen und selbst Familie und Kinder haben.
Der Samstag startete mit einer Idee von 2023 - Offenen Gärten luden zum Entdecken ein. Wobei hier der Begriff, lokal angemessen, weit gefasst wurde und Offene Imkerei, Offenen Skulpturenpark und Offene Teiche miteinschloss. Die interessierten Besucher wurden durch bunte Luftballons und Blumenschmuck, manchmal vielleicht auch durch verführerischen Kaffeeduft angelockt. Ein großes Engagement der Beteiligten wurde dabei deutlich und durch die Gäste gewürdigt. Bei einer Neuauflage könnte das Spektrum noch erweitert werden - die Ortsteile haben da noch weiteres Potenzial.
Zum Abend gab es nach der obligatorischen Begrüßung eine große Dankesrunde. Die Initiativen und Beiträge wurden gewürdigt und auch der Rückblick auf den Weg zum 650-jährigen Jubiläum erinnerte daran, was mit einfachem, oftmals nicht ehrenamtlichem und nicht vergütetem, bürgerschaftlichem Engagement für die Gemeinschaft erreicht werden kann. Ein nachdenklich und ermutigend stimmender Teil, der zu einem gemeinsamen Abendessen mit Schwein am Spieß überleitete. Dank an den Ortsverein Satow für die Ausrichtung. Danach wurde dann eine Tradition aufgegriffen. Es gab „Dorfbums wie früher“ mit DJ Karsten, bei dem aber auch die aktuellen modernen Einlagen nicht fehlten.
Der Sonntag, traditionell ein Tag des Miteinanders, startete mit einer Rundwanderung durch die Ortsteile der ehemaligen Gemeinde. Am Start waren doppelt so viele Teilnehmer wie erwartet worden waren - das beste Lob für diese Idee und ihre Attraktivität! Der Weg war vorher ausgeklügelt und getestet worden, enthielt drei Pausen- und Regenerationsmöglichkeiten und lieferte vielen Teilnehmern bislang unbekannte Ausblicke in die heimische Landschaft. Das Besondere dieser Aktivität entstand beim Gehen: Die Gesprächspartner wechselten zwanglos durch die ganze Truppe, gute Laune dominierte und das Zusammengehörigkeitsgefühl lag greifbar in der Luft. Diese Wanderung wurde von vielen als das Highlight empfunden und war passend und angemessen für den ganzen Feiermarathon. Besonders beigetragen zur ausnehmend guten Stimmung haben sicherlich auch die vielen Gäste aus den anderen Ortsteilen der Gemeinde Fünfseen, aus Zislow, Malchow, Mirow und die zahlreichen „Ehemaligen“, die durchaus weite Wege auf sich genommen hatten, um hier mit teilzunehmen. Zum Ausklang gab es ein gemütliches Beisammensein bei Kaffee, Kuchen und Gegrilltem im Skulpturenpark. Die letzten Gäste verabschiedeten sich mit dem Wunsch, das nächste Jubiläum nicht erst in 50 Jahren zu feiern, sondern wieder auf „wundersame Weise“ schneller zu altern.
Das 650-jährige Jubiläum hat gezeigt, wie lebendig und vielfältig das Leben in Petersdorf sein kann. Die drei Festtage waren geprägt von Herzlichkeit, Erinnerungen, Freude und dem Stolz auf das eigene Dorf und seine Geschichte. Wie drückte es ein auswärtiger Besucher aus: „Es ist schon erstaunlich, was dieser kleine Ort zuwege bringt. Das wäre in unserer Stadt undenkbar.“ Petersdorf hat wieder einmal bewiesen: Auch ein kleines Dorf kann Großes auf die Beine stellen, wenn viele mitmachen. Und es haben viele mitgemacht und mitgefeiert. In der Bilanz waren fast 200 Gäste dabei, oft waren sie bei mehr als einer Veranstaltung dabei. Und so bleibt abschließend das Gefühl, Teil von etwas Besonderem gewesen zu sein. Ein Fest, das Vergangenheit und Gegenwart miteinander verband und Mut machte, weiterhin die Zukunft gemeinsam zu gestalten.