Liebe Malchowerinnen und Malchower,
liebe Gäste, liebe Freunde,
vorweg erst einmal vielen Dank an die Kinder und Jugendlichen der Kreismusikschule, die auch heute hier wieder für den angemessenen musikalischen Rahmen sorgen.
Schon wieder ist ein Jahr vergangen und ich darf Sie nun gemeinsam mit unserer Ersten Stadträtin zum traditionellen Neujahrsgespräch herzlich willkommen heißen.
Besonders begrüßen möchte ich den Bundestagsabgeordneten und Unterstützer unserer Stadt Herrn Johannes Arlt; ebenso die zweite Vizepräsidentin des Landtages und - wichtiger natürlich - noch immer auch aktives Mitglied unserer Stadtvertretung Frau Elke-Annette Schmidt. Herzlich willkommen auch dem Landtagsabgeordneten und Kreistagspräsidenten Herrn Thomas Diener und als weiteren Vertreter des Landkreises den zweiten stellvertretenden Landrat Herrn Thomas Müller.
Aus unseren Nachbarstädten begrüße ich den Bürgermeister aus Waren Herrn Norbert Möller sowie aus Röbel meinen Amtskollegen den Präsidenten der Stadtvertretung Herrn Dirk Kroeger mit dem Bürgermeister Herrn Matthias Radtke sowie auch den Bürgermeister Herrn Wolf-Dieter Ringguth aus Rechlin.
Ebenfalls unter uns sind aus den Gemeinden des Amtes Malchow der Bürgermeister von Walow Herr Axel Rauhut, der Bürgermeister von Göhren-Lebbin Herr Torsten Zillmer, den stellvertretenden Bürgermeister von Zislow Herrn Guido Schulenberg und die Bürgermeisterin von Nossentiner Hütte Frau Birgit Kurth, die im vergangenen Jahr im Übrigen auch wieder zur Amtsvorsteherin gewählt wurde.
Abseits der großen und kleinen Politik heiße ich von der Müritz-Sparkasse die Vorstandsvorsitzende Frau Andrea Perlick, ebenfalls aus dem Vorstand Frau Gabriele Grundlach und auch die Leiterin der Filiale in Malchow Frau Anke Beuster herzlich willkommen. Begrüßen möchte ich zudem den Schulleiter der Landesschule für Brand- und Katastrophenschutz Herrn Johannes Schuldt, von unserem Sanierungsträger, der LGE den Geschäftsführer Herrn Robert Erdmann, von der Nordkurier Mediengruppe Frau Claudia Schneider und auch Herrn Ingmar Nehls vom Norddeutschen Rundfunk.
Wie Sie es von mir gewohnt sind, möchte ich Ihre Geduld und meine Redezeit nicht überbeanspruchen und so sehen Sie es mir bitte nach, dass ich an dieser Stelle die namentliche Aufzählung beende. Ich bitte Sie, die Genannten stellvertretend auch für alle anderen Partner, Förderer, Freunde, Unternehmer, Vereine und ehrenamtlich Engagierten zu verstehen, die unserer Einladung gefolgt und heute unter uns sind. Darunter natürlich auch die Vertreter unserer Partnergemeinden, deren persönliche Begrüßung noch Frau Herling gleich übernehmen wird.
Was für ein Jahr liegt hinter uns! Wenn man zurückblickt, könnte man angesichts der zahllosen Ereignisse glauben, das Jahr müsse weit mehr als die üblichen 365 Tage gehabt haben.
Es begann schon innenpolitisch gleich turbulent zunächst mit einer anhaltenden und aufgeheizten Debatte über Rechtsextremismus, Geheimtreffen und Parallelen zu Deutschlands dunkelsten Stunden und sodann mit der Gründung einer neuen Partei, dem BSW, das dann im laufenden Jahr die politische Landschaft vor allem bei den Landtagswahlen in Brandenburg, Sachsen und Thüringen gehörig durcheinanderbringen sollte.
Im April wurde nach langen Jahren der Diskussion Cannabis legalisiert und von der Ampelregierung damit noch ein weiteres durchaus umstrittenes Gesetzesvorhaben realisiert, bevor die Koalition dann im November mit großem politischem Theater scheiterte.
Auf der internationalen Bühne ging es keinesfalls ruhiger zu. Noch immer dauern die Kriege in der Ukraine, im Jemen, in Israel und in mindestens fünfzig weiteren Regionen der Welt an und verursachen unfassbares Leid, Elend und auch Tod. Das zumindest medial prägendste Ereignis war aber wohl die – ich gebe zu für mich unbegreifliche – Wiederwahl von Donald Trump zum US-Präsidenten, die die Welt und auch uns in Deutschland wohl in diesem Jahr noch vor große Herausforderungen stellen wird. Nach dreizehn Jahren Bürgerkrieg in Syrien wurde Assad gestürzt, ohne dass die Probleme des Landes damit nun beendet wären. In einem russischen Gefängnis kam Alexej Nawalny unter mysteriösen Umständen ums Leben, während auf der anderen Seite der Welt Julian Assange nach langer Odyssee letztendlich die Freiheit zurückerlangte. Ja und dann war da noch kurz vor Weihnachten dieser fürchterliche, unmenschliche Anschlag eines Wahnsinnigen auf dem Magdeburger Weihnachtsmarkt. Eine Tragödie, die dann auch noch von den verschiedenen politischen Lagern – man muss fast sagen schamlos – für die jeweiligen eigenen Zwecke ausgenutzt wurde.
Die Welt hatte wieder mit etlichen großen Flutkatastrophen unter anderem in Spanien, mit dem heftigen Noto-Erdbeben in Japan, mit mehreren Rekord-Hurrikans in der Karibik und mit zahlreichen anderen Naturkatastrophen zu kämpfen.
Es gab aber natürlich nicht nur schlechte Geschehnisse. So gelang vor gut sieben Wochen der europäischen Südsternwarte zum Beispiel ein neuer naturwissenschaftlicher Durchbruch: die erste Nahaufnahme eines Sterns außerhalb der Milchstraße. Vielleicht ist das auch eine Richtung, auf die sich die Menschheit als Ganzes besser konzentrieren sollte, statt auf die Frage, wer die letzten Ressourcen aus unserer Erde pressen darf.
Ebenfalls im November wurde der erst achtzehnjährige Dommaraju Gukesh zum jüngsten Schachweltmeister aller Zeiten. Ach ja, und der FC Bayern wurde zum ersten Mal nach zwölf Jahren nicht Meister!
Wenn man sich all das und noch vieles mehr vor Augen hält, kommt bestimmt auch Ihnen ab und an das Gefühl, dass die Welt zunehmend verrückter wird. Mir geht es jedenfalls so. Und weil mir bei solchen Fragen Objektivität grundsätzlich näher liegt als bloßes Gefühl, habe ich mal dreißig Jahre zurück ins Jahr 1994 geblickt.
Im Januar wird damals die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft gegründet und die Deutsche Bahn privatisiert. Beides politische Entscheidungen, die noch bis heute erhebliche Auswirkungen zeigen. In Europa herrscht Krieg (genauer in Bosnien Herzegowina, wo sich Serben und Kroaten unter Beteiligung der NATO bekämpfen), russische Truppen rücken in die nach Unabhängigkeit strebende Region Tschetschenien ein und es gibt weltweit ca. fünfzig weitere bewaffnete Konflikte. Sie erkennen die Parallelen?
In Israel, in der Türkei und auch in Deutschland werden mehrere Anschläge verübt und in Magdeburg kommt es zur Jagd eines rechtsradikalen Mobs auf eine Gruppe Afroamerikaner. In Italien wird 1994 übrigens auch der zu diesem Zeitpunkt bereits strafrechtlich verurteilte Silvio Berlusconi zum Regierungschef. Sie erkennen die Parallelen? Michael Schumacher wird zum ersten Mal Weltmeister und Helmut Kohl zum letzten Mal Bundeskanzler. Der SPD-Parteivorstand beschließt eine scharfe Abgrenzung zur PDS und schließt eine Koalition auf Bundes- oder Landesebene dauerhaft aus. Ich bin mir sicher, Sie erkennen auch dabei gewisse Parallelen.
Ganz ähnlich sieht es wahrscheinlich aus, wenn man fünfzig oder vielleicht sogar hundert Jahre zurückschaut, nur fehlen mir insoweit – wie sie mir hoffentlich deutlich ansehen – noch die eigenen Erinnerungen.
Ich habe mich dann natürlich schon gefragt, wie es dazu kommt, dass mir subjektiv dennoch heute alles so viel chaotischer, mitunter sogar schlimmer vorkommt als zu früheren Zeiten. Zuerst dachte ich, es läge vielleicht an der durchaus hilfreichen menschlichen Eigenschaft, die Vergangenheit grundsätzlich im versöhnlichen Licht einer verblassenden Erinnerung zu sehen. Und möglicherweise ist das tatsächlich auch ein Teil der Erklärung, denn wer kennt ihn nicht den berühmten Satz der Großeltern: „Früher war alles besser“.
Mir fiel dann aber auf, dass es wohl noch den einen oder anderen wesentlichen Unterschied zwischen dem Heute und dem Früher gibt. Denken Sie nur einmal daran, wie Sie vor dreißig Jahren an Ihre Informationen über das gesellschaftliche, kulturelle, politische oder wirtschaftliche Geschehen gekommen sind. Die meisten von Ihnen werden einmal am Tag die Zeitung – wohlgemerkt eine mit normalgroßen Buchstaben – aufgeschlagen oder in guter abendlicher Tradition die Tagesschau gesehen haben. Eine Viertelstunde und Sie hatten einen guten Überblick über das Tagesgeschehen, von Journalisten aufbereitet, meist ordentlich recherchiert, bestenfalls noch von mehreren Seiten beleuchtet und wie man heute sagt, einem Faktencheck unterzogen. Und wie läuft das heute? Zunächst mal kann man bedauerlicherweise wohl an der Neutralität und Objektivität der meisten Medien – leider auch der öffentlich-rechtlichen – mittlerweile gewisse Zweifel haben. Ein Umstand, der dazu führt, dass selbst politisch eigentliche interessierte Menschen, immer seltener überhaupt noch entsprechende Medien konsumieren. Bestimmt kennen auch Sie jemanden, der keine Zeitung mehr liest und/oder keine Nachrichtensendungen schaut. Ob nun Print-, Fernseh-, oder Online-Medien, jeder scheint nur noch daran interessiert, möglichst kurzfristig eine möglichst reißerische Schlagzeile zu produzieren und nur allzu oft bleibt dabei die alternative Sichtweise und die kritische Hinterfragung auf der Strecke.
Ein anderer Umstand scheint mir aber noch weitaus stärkere Auswirkungen auf das subjektive Empfinden zu haben und das ist die völlig überbordende Informationsflut aus dem Internet, vor allem der sogenannten sozialen Medien. Während Sie früher bis auf den Moment der Zeitungsschau oder der Nachrichtensendung von Informationen aus der Ferne weitgehend verschont blieben, schüttet (fast hätte ich erbricht gesagt) Ihnen das Handy heute alles nahezu ohne zeitliche Verzögerung, ohne jede Ordnung und vor allem ohne jede Verifizierung auf den heimischen Tisch und ungefiltert prasselt die Informationsflut auf Sie ein.
Obwohl, wenn man genauer darüber nachdenkt, ist es sogar noch etwas schlimmer. Denn die Informationen sind im eigentlichen Wortsinn ja noch nicht mal wirklich ungefiltert. Die berühmte und mittlerweile auch berüchtigte künstliche Intelligenz, der Algorithmus, sorgt dafür, dass Sie tatsächlich nur einen Teil der Informationen erhalten. Und zwar nicht etwa den Teil, den Sie auch haben wollen, sondern denjenigen, den Sie haben sollen. Sicherlich ist das neben den übrigen sich bereits aus der künstlichen Intelligenz ergebenden Möglichkeiten ein weiterer Punkt, warum das Vertrauen in jede Art von medialer Berichterstattung zunehmend schwindet. Und ganz ehrlich, wen interessiert es denn wirklich, wenn irgendein ausländischer Milliardär mit der Vorsitzenden einer deutschen Partei spricht, wenn der Aktienkurs eines börsennotierten Unternehmens um zwei Prozent fällt oder der neueste Kinoblockbuster floppt? Man wird den Eindruck nicht ganz los, dass die recht einseitige Informationsflut von dem einen oder anderen Sachverhalt ablenken soll. Sei es nun von Milliardären, die weitaus mehr „leistungsloses Einkommen“ durch Renditen erhalten als alle Bürgergeldempfänger zusammen, oder von der Privatisierung staatlicher Daseinsvorsorge, indem Krankenhäuser an die Börse gebracht werden.
Aber genug von Medien- und Internetschelte. Wir dürfen natürlich bei all dem nicht vergessen, dass die technische Entwicklung auch enorme Vorteile hat, auf die zumindest ich nicht verzichten möchte. Und so will ich Ihnen weder das Handy vergällen noch die Zuversicht nehmen. Solange wir uns bewusst sind, dass nicht jede Nachricht auch eine solche ist oder zumindest mit gewissem Abstand betrachtet werden sollte, werden wir sicher auch die kommenden Herausforderungen des Informationszeitalters bestehen.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen für das neue Jahr alles erdenklich Gute, viele glückliche Stunden, Erfolg, Gesundheit sowie jede Menge Hoffnung und Vertrauen in die Zukunft.
Ich freue mich auf die künftige Zusammenarbeit und den gemeinsamen Gedankenaustausch mit Ihnen bei der Gestaltung und Entwicklung unserer Stadt und wünsche uns nun auch eine interessante weitere Veranstaltung. Vielen Dank für Ihr Kommen und Ihre geduldige Aufmerksamkeit!