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Malchower Tageblatt
Ausgabe 3/2024
Rathausnotizen
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Auszug aus dem Neujahrsgespräch der Inselstadt Malchow - Rede des Bürgermeisters 2. Teil

Was wir gelernt haben

An dieser Stelle teile ich Ihnen gerne mit, was wir im letzten Jahr gelernt haben, was wir erlebt haben, worüber ich manchmal nur den Kopf schütteln kann.

Ein bisschen Ironie ist beabsichtigt, denn natürlich ist niemand fehlerfrei und auch wir lernen gern aus kleinen Pannen. Sicher erinnern Sie sich noch an das papierlose Büro über das ich im letzten Jahr berichtete oder an die Turmeulen und die Verkehrszählanlage.

In Zeiten von Krieg, Not, Vertreibung und politischen Entscheidungen bei denen einem die Haare zu Berge stehen könnten, ist es wichtig, wenn auch mit einem Augenzwinkern, Dinge zu hinterfragen und nicht alles stillschweigend hinzunehmen, was einem täglich widerfährt.

Ich will versuchen, einige dieser Ereignisse und Entscheidungen satirisch zu beleuchten.

KI oder künstliche Intelligenz

Sie soll überall einziehen, die KI oder künstliche Intelligenz, macht sie doch das Leben unendlich leichter. Texte, Bilder, Filme, Aufsätze, Lieder, alles kann sie schon für den Nutzer eigenständig herstellen. Einige wenige Stichpunkte oder Vorgaben und, voila, schon hat man ein Ergebnis.

Meine Tochter berichtete mir, dass es in der Schule gang und gäbe ist, dass dort nicht mehr selber nachgedacht wird und die Lehrer sich darum schon mit einer Anti-KI ausstatten.

Nur so können sie beurteilen, ob die Arbeiten tatsächlich von den Schülern stammen oder vom Computer. Das finde ich gut und bin dankbar dafür, denn was soll aus unseren Kindern werden, wenn die nichts mehr alleine können?

Was wird aus uns, wenn wir uns aufgeben, unsere Bildung vernachlässigen und keinen Wert mehr auf die Eigenständigkeit unseres Denkens und unserer Arbeit legen?

Gut, dem einen oder andern wünscht man wenigstens künstliche Intelligenz und zumindest würden dann wohl die hohlen Phrasen in den Medien wenigstens in gutem Deutsch gedroschen.

Aber dann gibt es auch keinen zivilen Ungehorsam mehr, keinen Widerspruch, keine Friedensinitiativen, keine echten Umweltschützer, keine kritischen Stimmen.

Aber genau das ist doch ein Kennzeichen einer Demokratie!

Wir müssen uns nicht alles gefallen lassen! Nur durch Reibung entwickeln wir uns weiter.

Fazit: Ich starte daher heute eine NI-Initiative und wünsche mir künftig wieder mehr „Natürliche Intelligenz“, um die Zukunft zu meistern. Schließen Sie sich gerne an.

Übrigens ist diese Rede das Ergebnis meiner eigenen Überlegungen.

Billiger Strom aus Wind - koste es, was es wolle

oder ökonomischer und ökologischer Irrsinn?

Jeder der mich kennt weiß, dass ich kein Freund von Windrädern bin. Nicht, weil ich nicht glaube, dass Windenergie eine sinnvolle Alternative zur Stromerzeugung sein kann, aber diese ideologisch getriebenen Diskussionen und Handlungen halte ich angesichts der Kosten, des Sondermüllaufkommens und der Flächenverbräuche zumindest für fragwürdig. Und, ich lasse mich nicht gern für dumm verkaufen!

Warum?

Ziel der regenerativen Energien ist ja der Umweltschutz!

Also die Schonung der Umwelt, der Ressourcen, die Verminderung des Sondermülls, die Sicherung der Energieversorgung und natürlich billige Energie, da ja der Wind unendlich kostenlos vorhanden ist.

Die folgenden Zahlen jedoch sagen etwas anderes und sind von offiziellen statistischen Stellen, wie dem Frauenhoferinstitut.

Es wurde durch die Bundesregierung entschieden, drei bezahlte, funktionierende Kernkraftwerke abzuschalten. Wussten Sie schon, dass man ca. 1.500 Windräder a 7.000 to Gewicht benötigt, Kostenpunkt ca. 11 Mrd. Euro, um ein bereits bezahltes Atomkraftwerk zu ersetzen, weil man nur mit ca. 20 Prozent ausreichend Wind im Jahr rechnet?

Wussten Sie, dass durch den Bau der Windräder ca. 10,5 Millionen Tonnen Sondermüll entstehen?

Gut, weitläufig verteilt auf ca. 15 Millionen qm Wald, Acker und Wiese, für die wir in Deutschland ja offensichtlich in Land- und Forstwirtschaft sowieso keine Verwendung haben.

Das ist eine Fläche, die über 2.100 Fußballplätzen entspricht, wo spielen wir künftig Fußball?

Aber dafür sind wenigstens die Gewinne der Betreiber enorm. Das Ganze muss man also mal drei nehmen und wie erwähnt, die Kraftwerke stehen schon da und sind bezahlt und funktionstüchtig. Übrigens wiegt ein Atomkraftwerk ca. 500.000 Tonnen. Kosten Windkraft: über 33 Mrd. Euro, Sondermüll Windkraft: über 31 Millionen Tonnen, Flächenverbrauch Windkraft: über 45 Millionen qm oder 6.300 Fußballfelder

Man muss kein Mathegenie sein, um zu erkennen, dass Aufwand und Nutzen hier in keinem Verhältnis stehen und niemanden wundert es mehr, dass wir noch nie ein so hohes Niveau der Stromkosten hatten. Solange ich Bürgermeister bin und wir eine weitsichtige Stadtvertretung haben, wird es darum wohl keine Windräder in Malchow geben. Ich bin der Meinung, wenn schon, dann Solaranlagen auf ohnehin versiegelten Flächen oder in Industriebrachen, wie wir es schon machen. Die sind effektiver und verschandeln nicht die Umwelt wie ein Windrad.

Fazit: Nutzt die Restlaufzeit der Kraftwerke, um den Energiewandel vorzubereiten. Umweltschutz sollte tatsächlichen Schutz der Umwelt bedeuten und nicht die verbissene Umsetzung ideologisch getriebener, fragwürdiger Entscheidungen auf dem Rücken der eigenen Bevölkerung.

Ei oder Huhn, Huhn oder Ei

Wenn man eine schier unlösbare Frage gestellt hatte oder eine Grundsatzdiskussion führte, hieß es bisher sofort: Was war eher da, das Huhn oder das Ei?

Nun, meine Damen und Herren, seit diesem Jahr ist diese älteste philosophische Frage der Menschheit scheinbar gelöst und kann künftig nicht mehr herhalten, wenn man in der Diskussion nicht weiterkommt. Neueste Erkenntnisse ergaben nämlich, dass das Huhn zuerst da war. Es war lebendgebärend und hat erst später gelernt, Eier zu legen.

Fazit: Wie gut, dass wir das nun endlich wissen und sich Forscher mit diesem lebenswichtigen Thema intensiv beschäftigt haben. Also mein Leben ist dadurch viel leichter geworden und ich bin dankbar, dass die Forschung uns diese richtungsweisende Erkenntnis gebracht hat.

Universalwaffe Klimawandel

Alltäglich hören wir, dass durch den Klimawandel bald bei uns Palmen wachsen, die Winter ausbleiben und wir darum hier, immer weiter nördlich, Wein anbauen können. Die Folgen sind tatsächlich, spürbar, schwerwiegend und nicht lustig. Extreme Hitzewellen, milde Winter mit Ungezieferplagen, Hochwasser oder Starkregenereignisse. Was unlängst aber von einem Verwaltungsgericht in Deutschland als Begründung für die Ablehnung einer Klage gegen die Errichtung von LNG-Anlagen vor Rügen als Grund genannt wurde, hat mich den Kopf schütteln lassen. Es sind harte Winter zu erwarten und darum benötigt man die LNG-Anlagen.

Ja, was denn nun? Ich dachte immer, kalte Winter, wie ich sie als Kind kenne, gibt es nicht mehr und nun auf einmal doch? Kann es sein, dass hier KI am Werk war und wir für dumm verkauft werden sollen? Glaubwürdigkeit ist für mich anders. Soll die Justiz nicht unabhängig und objektiv urteilen? Oder wissen die da oben mehr als wir?

Fazit: Hier scheint zu gelten, nicht der Fakt, sondern das Argument liefert die Begründung für eine Entscheidung.

Unterschätzt mir die Wähler nicht

Das letzte Jahr war für mich sehr prägend. Nach acht Jahren stellte ich mich zu Wiederwahl. Es war für die Wähler Zeit, Bilanz zu ziehen und zu entscheiden, ob sie mir für weitere acht Jahre das Vertrauen geben oder ob ich die Erwartungen nicht erfüllt habe.

Dass ich hier stehe, ist Antwort genug und ich bedanke mich für das so klare und eindeutige Ergebnis und das Vertrauen, dass Sie mir damit ausgesprochen haben.

Aber, was ich im Rahmen des Wahlkampfes erleben und erleiden musste, war schon nicht von Pappe. Dennoch und das habe ich gelernt, sind die Wähler nicht so naiv oder uninteressiert, dass sie nicht einschätzen können, was an den zahlreichen Versprechungen, Behauptungen und Anschuldigungen dran ist. Sie sind schlauer, als es der eine oder andere wahrhaben möchte. Zum Glück, kann ich nur sagen, denn damit besteht auch für die Wahl in diesem Jahr im Juni die Hoffnung, dass sie nicht auf Phrasen und Unsinn hereinfallen und sich nicht an der Haustür bedrängen lassen oder gar ihre Wahlunterlagen hergeben, sondern sich überzeugen, wer ehrliche, dem Wohl unserer Heimtatstadt gewidmete Absichten hat. Ich bitte Sie, sehen Sie genau hin, hinterfragen Sie unbedingt, was Ihnen erzählt wird, so werden Sie erkennen, wer unserer Stadt schadet, wer nur stänkert, meckert und alles besser weiß, ohne positive Impulse oder Ideen.

Fazit: Malchow ist schöner. Ich bin stolz darauf hier zu wohnen, hier zu leben und hier zu arbeiten. Es gibt für mich keinen schöneren Platz auf der Welt als unser Malchow. Und auch die Steine, die mir in den Weg gerollt werden, können das nicht ändern. Dabei verschließe ich auch nicht die Augen vor den Aufgaben, die noch vor uns liegen. Löcher in den Straßen, holperige Gehwege, Ruinen in der Güstrower Straße oder der Bergstraße, Belebung der Innenstadt, Sicherung von Arbeitsplätzen. Darum, gehen Sie bitte wählen und geben Sie Ihre Stimme den Kandidaten, die wirklich gemeinsam mit der Verwaltung das erledigen wollen, was in Malchow noch zu tun bleibt, damit wir es gemeinsam in Ihrem Sinne erledigen können.

Was wir gefeiert haben

Über 30 Veranstaltungen hat Ihnen der KSR im letzten Jahr geboten. Osterfest, Mühlenfest, Genussmeile, Wikingerfest oder das Brückenfest seien nur stellvertretend genannt. Der Volksfestverein hat zum 170. wieder gezeigt, dass es jedes Jahr noch ein wenig besser werden kann und darum freue ich mich schon auf dieses Jahr. Unser Kloster ist 775 Jahre alt geworden und unsere Stadtkirche 150 Jahre alt. Unser Spielmannzug feierte den 40. Geburtstag und unsere Oldienacht fand zum 25. Mal statt. Aber auch neuere Formate wie die Weihnachtsstraße und die Klosternächte lockten zahlreiche Feierlustige.

Insgesamt schauen unsere Nachbarn sehr respektvoll und ein wenig neidisch auf Malchow und was wir hier alles innerhalb einer Saison für uns und unsere Gäste auf die Beine stellen.

Wenn auch oft die Stadt als Veranstalter auftaucht und Bauhof, Ordnungsamt und der Bereich Kultur immer aktiv unterstützen, die meiste Arbeit haben doch die Vereine mit den Veranstaltungen. Allen voran der KSR und der Volksfestverein, aber auch zum Beispiel der Malchower Musikverein.

Liebe Malchower, liebe Gäste, wir alle können daher froh und dankbar sein, dass uns ein so reichhaltiges Angebot geboten wird, wir als Stadt wären allein dazu nicht in der Lage. Auch unsere Museen und unsere Eishalle mit ihren Veranstaltungen wurden so gut angenommen wie noch nie. Der KSR zählte mit über 92.000 Besuchern in den Einrichtungen mehr als jemals zuvor.

Darum danke ich, stellvertretend für alle Malchower und Gäste, hier noch einmal ausdrücklich allen, die unermüdlich für die Bereicherung unseres Lebens und für die tolle Unterhaltung in Malchow sorgen. Ohne Sie, ohne euch wäre unser Leben so trist wie zu Coronazeiten. Haben Sie, habt ihr vielen herzlichen Dank!

Teil 3, „Wem wir zu danken haben“, lesen Sie in der nächsten Ausgabe des „Malchower Tageblattes“.