Als Überlebende der Konzentrationslager Auschwitz und Ravensbrück besuchte Batsheva Dagan vom 27. bis 29. November 2023 unsere Inselstadt Malchow. Malchow war der letzte Ort ihrer Inhaftierung, er wurde im Mai 1945 der Ort ihrer Befreiung. Wir hatten die Holocaust-Überlebende damit als besonderen Gast unserer Stadt eingeladen.
Batsheva Dagan war als Izabelle Rubinsztajn in Lodz geboren. Als Jüdin wurde sie zusammen mit ihren Eltern und Geschwistern ab 1940 auf Anweisung der Nazis verfolgt. Als ihre Eltern und ihre Schwester ermordet wurden, floh sie nach Schwerin. Hier gelang ihr eine Tätigkeit als Hausmädchen. Doch sie wurde bald entdeckt und in das KZ Auschwitz deportiert. Vor der Befreiung von Auschwitz durch die Rote Armee am 27. Januar 1945 gehörte sie zu jenen Häftlingen, die auf einen Todesmarsch nach Ravensbrück geschickt wurden. Nach einem kurzen Aufenthalt folgte das große Ravensbrücker Außenlager in Malchow für sie. Hier hatte die Dynamit Nobel AG eine groß-dimensionierte Kriegsproduktionsstätte errichtet. Als Häftling erlebt sie die Befreiung, lernt ihren künftigen Ehemann kennen und geht mit ihm nach Israel. Hier nimmt sie den Namen Batsheva Dagan an. Sie schenkt zwei Söhnen das Leben und bildet sich kontinuierlich weiter zur Pädagogin und Psychologin. Mit ihren Erfahrungen und dem Gelernten wird sie eine einsatzfreudige wie überall gefragte Zeitzeugin. Zudem veröffentlicht sie mehrere Kinderbücher, mit denen sie die nachfolgenden Generationen an die Nazi-Zeit heranführen möchte.
Dass Batsheva Dagan der Einladung in unsere Stadt gefolgt ist, war für alle, die sie erleben durften, mehr als eine besondere Begegnung, es war ein Geschenk.
Ihr dreitägiger Aufenthalt folgte einer entsprechenden Organisation und begann mit einem Empfang im Rathaus. Bürgermeister René Putzar, unterstützt von Stadtverordneten, Archivmitarbeitern sowie der stellvertretenden Landtagspräsidentin Elke-Annette Schmidt bereiteten einen herzlichen Empfang. Weitere Stationen bildeten die Fleesenseeschule, das Kinder- und Jugendparlament und nicht zuletzt der entstehende Gedenkort am ehemaligen Standort des Barackenlagers. In der Fleesenseeschule war die 98-jährige Zeitzeugin keine Unbekannte. Hier war als Ergebnis der Begegnungen 2015 eine Broschüre über das Ravensbrücker Außenlager Malchow entstanden.
In der Schule war auch jetzt das Wieder-Kommen von Batsehva Dagan bestens vorbereitet. Im Verlauf von drei Terminen, in denen sie Schülern wie Lehrern insbesondere Botschaften ihres Lebens übermittelte, konnten zahlreiche Interessierte Fragen stellen, Dankbarkeit für die Möglichkeit der Begegnung und des Gehörten übermitteln. Mehrere Schülerinnen und Schüler formulierten nachfolgend Briefe an die Zeitzeugin, die Batsheva Dagan jedoch schwer erkrankt erreichten. Dem Aufenthalt in Malchow folgte eine mehrwöchige Krankenhausbehandlung in Magdeburg, begleitet von sich liebevoll um sie sorgenden Freunden und Besuchen ihrer Familienangehörigen aus Israel. Ein Spezialflugzeug brachte die Todkranke in ihr Land Israel zurück. Hier ist sie am 25. Januar 2024 gestorben. Eine Nachricht, die alle Beteiligten, wozu auch sehr engagierte Mitarbeiter des „Rosendomizils“ gehörten, zum einen mit Traurigkeit erreicht hat, aber zum anderen auch mit großer Dankbarkeit für die unvergesslichen Begegnungen in den Malchow-Tagen. Da diese beinahe komplett mit der Video-Kamera aufgenommen wurden, ist die Erarbeitung einer Dokumentation geplant.
Wir werden Frau Dagan in freundschaftlicher Erinnerung behalten und sehen ihr Leben und Wirken als Auftrag, ihr Andenken mit dem Gedenkort in der Lagerstraße zu ehren.