Viele Besucher sind schon achtlos an ihm vorbeigegangen – doch nun rückt ein unscheinbarer Stein im Foyer des Malchiner Rathauses in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit. Der massive Granitblock, gleich am Eingang platziert, ist weit mehr als bloße Dekoration: Es handelt sich um eine jahrtausendealte Trogmühle aus der Bronzezeit. Auf Initiative des Heimatvereins wurde nun eine Infotafel enthüllt, die die Geschichte und Funktion des besonderen Fundstücks erläutert. Bürgermeister Axel Müller begleitete die Vorstellung gemeinsam mit Heimatvereinsmitglied Hans Behn, der das Relikt selbst noch aus Kindertagen kennt.
Wie die Tafel beschreibt, wurden in der Mulde des Steins mithilfe von walzen- oder kugelförmigen Reibsteinen Getreidekörner zerquetscht. Zuvor mussten die Körner geröstet werden, erst dann ließen sie sich verarbeiten. Das so entstandene Mehl war Grundlage für Brot – allerdings mit einem Nachteil: Beim Mahlen lösten sich winzige Steinpartikel, die ins Mehl gelangten. Die Menschen litten häufig unter stark abgenutzten Zähnen, in manchen Fällen blieben nur noch kurze Stummel übrig.
Hans Behn erinnert sich noch lebhaft daran, wie die Trogmühle früher zusammen mit einem zweiten Stein an der Rathaustreppe lag: „Als Kinder haben wir uns oft hineingesetzt und geschaut, ob wir noch in die Mulde passen.“ Während dieser zweite Stein heute im Malchiner Museum zu sehen ist, blieb der jetzige Fund im Rathaus. Zur Herkunft der Mühlensteine gibt es keine eindeutigen Nachweise. Überliefert ist jedoch, dass eine der Malchiner Trogmühlen einst in der Kirche als Weihwasserbecken genutzt wurde. Vergleichbare Exemplare sind auch in den Kirchen von Schorrentin und Kummerow erhalten.
Die Trogmühle stammt aus der Zeit zwischen 1800 und 500 v. Chr. und steht stellvertretend für eine Epoche, in der Menschen begannen, Werkzeuge zunehmend aus Bronze herzustellen – ein Wendepunkt zwischen Stein- und Eisenzeit. Neben Hügelgräbern und weiteren Funden reiht sich der Mühlenstein damit in die zahlreichen Spuren der Bronzezeit in Mecklenburgs Schweiz ein. Mit der neuen Infotafel wird der unscheinbare Findling im Rathaus nicht nur zum Blickfang für Besucher, sondern auch zu einem Fenster in die ferne Vergangenheit.