Man kann über geplante Dinge reden, debattieren oder schreiben. Sie selber in die Realität umsetzen, das haben die Heinzelmännchen heute getan. Für die jüngeren unter euch, fragt eure Eltern. Die können mit Sicherheit dazu etwas sagen.
Wir begehen heute den 80. Todestag von Willi Schröder. Der am 9.2.1897 in Schorrentin geborene Antifaschist wurde am 27.10.1944 im KZ Sachsenhausen von den Nazis ermordet. Über viele Jahre war dieser Name ein Begriff in der Peenestadt. Anlässlich seines 80.Geburtstag, genau am 9.5.1977, bekam die Polytechnische Oberschule Neukalen den Namen Willi Schröder Oberschule. Bereits sechs Jahre zuvor wurde ein toller neuer Laufwettbewerb nach seinem Namen benannt. Der Willi Schröder Lauf. Der offizielle Start fiel damals zu Ehren des 25-jährigen Jubiläum der SED (Sozialistische Einheitspartei Deutschland). Trotz aller Politisierung, es war ein absolutes sportliches Highlight der damaligen Zeit.
Es ging vom Gedenkstein Willi Schröders in Schorrentin über 15,4 Kilometer bis nach Malchin. Wir haben die Strecke heute bis zum Gedenkstein von Walter Block erweitert und sind somit ehrende 17 Kilometer gewalkt.
Beide waren über viele Jahre gleichzeitig im KZ Sachsenhausen von den Nazis eingesperrt. Am 3. Mai 1945 gehörte Walter Block, neben Karl Dressel, zu den vielen Opfern, die während des Gefangenentransports bei der Bombardierung durch die britische Armee auf dem Schiff Cap Arkona getötet wurden.
Neben dem Freie Erde-Staffellauf auf der Laufbahn war dies das zweite Laufevent in der Mecklenburgischen Schweiz. An den Start gingen die Schulen der Umgebung. Die 15 Kilometer waren in einzelne Stationen unterteilt. Die Schulen bildeten Staffeln, je nach Jahrgang waren die Distanzen unterschiedlich, aber immer ein Jahrgang lief gleichzeitig. So lagen viele Wechselstationen zwischen den beiden Orten. Der Lauf ging über Neukalen, Salem, Gorschendorf, Jettchenshof und über den Pisedeer Damm bis nach Malchin. Vor dem Malchiner Rathaus war dann die Siegerehrung. In Hochzeiten waren 15 Schulen am Start.
Neben dem Staffellauf der Schulen (das war auch immer eine Prestigesache) konnten auch einzelne Läufer bzw. Laufgruppen diese Distanz in Angriff nehmen.
So lief man diese Strecke von 1971 bis 1989 19 mal, immer kurz vor Ostern. Gründonnerstag war ein beliebter Termin. Davon können Generationen von Schülern erzählen. Wir selber waren auch mindestens einmal dabei. Auch für die jeweiligen Sportlehrer, in Neukalen natürlich die von uns hoch geschätzten Inge und Bodo Hecht, war dies ein wichtiges Highlight im jährlichen Sportkalender in der damaligen Zeit.
Und heute vergessen. Daran schuld sind wir wohl alle selbst. Doch es ist ja nicht zu spät. Als die Neukalener Schule im Frühjahr 1990 den Namen Willi Schröder zu den Akten legte, war dies besonders bei den älteren Schülern umstritten. Die damaligen Umbruchzeiten waren in einigen Punkten einfach radikal, da gab es nur gut oder schlecht. So war auch kein Platz mehr für diesen Namen und eben auch nicht für dieses sportliche Kräftemessen.
So, genug.
Wir sind heute um 9.45 Uhr in Schorrentin gestartet. Vorher ehrten wir am Gedenkstein den ehemaligen Landtagsabgeordneten (1927-1933) und Antifaschisten Willi Schröder. Dann ging es in die Stöcker und flotten Schritts nach Malchin. Mit einem Gedenken für Walter Block und Karl Dressel endete unsere Tour.
Zur Belohnung gab es ein leckeres Fischbrötchen an Kösters Eck. Das war super, ein Dankeschön an das Team.
Wir haben da eine Idee. Der 3.Mai 2025 ist ein Samstag und der 80. Todestag von Walter Block und Karl Dressel. An diesem Tag würden wir diesen Walk wiederholen, diesmal von Malchin nach Schorrentin. Vielleicht sind wir dann nicht nur zu zweit und es schließen sich noch welche mit an. Mal schauen?
Danke, dass ihr mit uns gerade in Erinnerungen schwelgt. Und denkt bitte daran: Diese Menschen sind für UNS gestorben.
Wider dem Vergessen.