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Malchiner Generalanzeiger
Ausgabe 16/2025
Stadt- und Gemeindeleben
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Die Mecklenburgische Schweiz darf sich freuen: Einer der drei Ehrenpreise des diesjährigen Johannes-Stelling-Preises ging in unsere Region

Die SPD-Landtagsfraktion Mecklenburg-Vorpommern verleiht den Johannes-Stelling-Preis seit 2006. Damit möchte sie an das Wirken des von den Nazis ermordeten Sozialdemokraten Johannes Stelling erinnern sowie Bürgerinnen und Bürgern als auch Institutionen des Landes für ihr couragiertes Verhalten und bürgerliches Engagement würdevoll danken. Eine fachkundige Jury wählt aus den eingereichten Vorschlägen die Preisträgerin bzw. den Preisträger aus.

Wer war Johannes Stelling?

Johannes Stelling wurde am 12. Mai 1877 in Hamburg geboren. Er war gelernter Handlungsgehilfe. 1901 zog er nach Lübeck um, wo er in die SPD eintrat. Sein dortiges Leben war durch seine Arbeit als Redakteur für den „Lübecker Volksboten“, den Vorsitz in der Gewerkschaft der Handels- und Transportarbeiter Lübecks und die Abgeordnetentätigkeit in der Lübecker Bürgerschaft geprägt. In dieser Zeit engagierte er sich besonders für die sozialen Belange der ärmeren Schichten der Bevölkerung. 1919 wurde Johannes Stelling in die Nationalversammlung gewählt. Von 1920 bis 1933 gehörte er dem Reichstag an und stimmte gegen das Ermächtigungsgesetz. Des Weiteren war er 1919 Innenminister und von 1921 bis 1924 Ministerpräsident des in der Revolution neu geschaffenen Freistaates Mecklenburg-Schwerin. 1924 verließ Johannes Stelling Mecklenburg und wurde Sekretär des Parteivorstandes in Berlin. Ende der Zwanzigerjahre arbeitete er vorrangig gegen den sich permanent verstärkenden Nationalsozialismus. Johannes Stelling wurde eines der ersten Opfer der sogenannten „Köpenicker Blutwoche“ im Juni 1933. Er wurde in der Nacht vom 21. zum 22. Juni nach Misshandlungen und Folterungen von der SA ermordet

Die Mecklenburgische Schweiz darf sich freuen: Einer der drei Ehrenpreise des diesjährigen Johannes-Stelling-Preises ging in unsere Region:

An Eckart Hübener und Bernd Kleist

Gemeinsam haben sie den Erinnerungsort an die ehemalige Synagoge in Malchin initiiert und verwirklicht – ein Projekt, das weit über die Region hinaus Strahlkraft entfaltet. Die Synagoge, 1923 verkauft und 1945 beim Stadtbrand zerstört, ist heute dank ihres Einsatzes wieder im Bewusstsein der Stadt präsent. Seit der feierlichen Einweihung am 30. April 2024 erinnern drei Kalkstein-Stühle des Künstlers Michael Spengler an die jüdische Gemeinde Malchins und nennen erstmals die Namen der im Holocaust ermordeten Jüdinnen und Juden der Stadt. Das Projekt wurde aus der Mitte der Zivilgesellschaft getragen – als sichtbares Zeichen gegen Antisemitismus, Diskriminierung und rechte Ideologien. Hübener und Kleist haben damit nicht nur ein Denkmal geschaffen, sondern auch einen Ort der Begegnung, des Lernens und des Gedenkens. Ihr Engagement steht beispielhaft für gelebte Zivilcourage und bürgerschaftliche Verantwortung – und macht deutlich, dass Erinnerung die Grundlage einer lebendigen Demokratie ist. Beide danken ausdrücklich den vielen Helferinnen und Helfern sowie Unterstützerinnen und Unterstützern, die diesen Erinnerungsort erst möglich gemacht haben.