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Malchiner Generalanzeiger
Ausgabe 3/2023
Vereine und Verbände
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Geschichte Stadtmühle - neu -

In loser Folge stellt der Museumsverein Malchin e.V. dem Generalanzeiger, dem Nordkurier & der Stadt aus seinem Archiv Berichte aus der Malchiner Stadtgeschichte bereit. Der Sitz des heutigen Museums in der ehemaligen Stadtmühle zu Malchin prägt als markantes Gebäude das Stadtbild. Deshalb möchten wir mit einem Bericht der Brüder Joachim und Dieter Freiheit, wohnhaft in Rostock, Söhne des letzten Müllermeisters, beginnen und vieles interessantes aus der Malchiner Mühlengeschichte erzählen. Vielleicht findet der eine oder andere dann den Weg ins Museum, um noch mehr Wissenswertes und Interessantes aus der Stadtgeschichte zu erfahren.

Wir wünschen Ihnen, liebe Leser, viel Freude beim Lesen und eventuell hat der eine oder andere Anekdoten und Geschichten beizutragen, die noch nicht erzählt wurden. Wir freuen uns auf Ihren Besuch bei Öffnung im April 2023 bzw. Einsendungen unter MGCH.Gielow@t-online.de.

Die Stadtmühle in Malchin (1)

Auf dem Foto sehen Sie, auf dem Wagen stehend, die beiden „Jung´s“ neben dem Kutscher, der Vater steht unten im weißen Kittel, neben ihm ein Mitarbeiter. Das Pferdefuhrwerk gehörte der Müllerfamilie.

Wie schon aus dem Namen ersichtlich, war die im Jahre 1881 erbaute Mühle in städtischem Besitz. Nach Fertigstellung im öffentlichen Termin (öffentliche Ausschreibung) wurde diese verpachtet.

Es ist davon auszugehen, dass bis 1920 vier Pächter die Stadtmühle bewirtschafteten. Müllermeister Heinrich Hühnerjäger wird 1912 erwähnt, der mit den Kaufleuten Eduard Cohn aus Stavenhagen und Julius Schultz aus Malchin eine Gesellschaft gegründet hatte. Es war vermutlich die Stadtmühlen - GmbH. Der Pachtvertrag vom 29. Mai 1920 wurde mit Müllermeister Wilhelm Freiheit für 12 Jahre abgeschlossen.

Ein Nachtrag vom 27. Januar 1923 gestattete dem Mühlenpächter gemeinsam mit Reichsbahnobersekretär Stiegert die Bewirtschaftung des Aalfangs unterhalb der Peenebrücke. Das Protokoll vom 12. Januar 1931 regelte die Pachtverlängerung der Stadtmühle bis 1938. Mit dem Nachtrag vom 26. August 1938 ist die Pacht bis zum 30. Juni 1950 festgeschrieben.

Gemeinsame Bestrebungen zwischen der Stadt Malchin und dem Pächter Wilhelm Freiheit hatten bewirkt, dass die gesamte Mühleneinrichtung in den 20er Jahren vom Pächter käuflich übernommen wurde. Das Mühlengebäude sollte zu einem späteren Zeitpunkt an Müllermeister Wilhelm Freiheit verkauft werden.

Durch den zweiten Weltkrieg, sowie die danach entstandenen politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse, war der Kauf des Mühlengebäudes nicht realisierbar.

Von 1949-1951 erfolgte die Regulierung der Peene, die mit einer Vertiefung der Flusssohle von 80 cm verbunden war. Zur Begründung für diese Maßnahme wird die zeitweise Überschwemmung der Wiesen zwischen Gielow und Malchin angeführt. Der Rat der Stadt Malchin hatte die so genannte „Wassergerechtsame“ aufgehoben. Die Landeszeitung vom 22. Oktober 1949 vermerkt: „Das alte Staurecht der Stadtmühle hat sich überlebt“. Das Wehr unter der Mühlenbrücke musste ebenfalls um 80 cm gesenkt werden, damit war die Stadtmühle mit Wasserkraft nur noch bedingt zu betreiben.

Der Entwurf des Pachtvertrages vom 10.August 1950 des Kommunalwirtschaftsunternehmen (KWU) der Stadt Malchin mit Müllermeister Wilhelm Freiheit erhielt nicht die Zustimmung vom Amt zum Schutze des Volkseigentums.

Ein weiterer Pachtvertrag zwischen dem Kommunalwirtschaftsunternehmen der Stadt Malchin und Wilhelm Freiheit als Verpächter der Mühleneinrichtung, ist am 28. Mai 1953 wirksam geworden. Sie firmierte unter VE (Volkseigen) Mühle Malchin. Sein Sohn, Müllermeister Paul Friedrich Freiheit, wurde als Betriebsleiter eingesetzt.

Schließung der Mühle (2)

Mit Beschluss des Rates des Kreises Malchin vom 14. Dezember 1955 ist der VEB (K) Mühle Malchin am 31. Dezember 1955 stillzulegen.

Die Mühleneinrichtung ist vom Eigentümer bis zum 30. Juni 1956 auszubauen. Der neue Rechtsträger des Mühlengebäudes, die Deutsche Saatgutgesellschaft (DSG) Malchin, hatte diesem Termin zugestimmt.

Damit findet der 74-jährige Betrieb der Stadtmühle Malchin, die bis zum Schluss gewinnbringend trotz reduzierter Wasserkraft gearbeitet hatte, aus politischen Gründen ein unrühmliches Ende, das der langjährige und geachtete Pächter Wilhelm Freiheit nicht mehr erleben musste, er starb am 21. Mai 1952.

Züglich à Artikel 14.12.1955

Betrieb in der Mühle (3)

Zurückblickend auf die Bauzeit 1881/82 entstand ein großzügiges, den Bedingungen der Zeit entsprechendes Mühlengebäude. Dagegen fiel die von Fr. Weber / Teterow vom Mai 1880 konzipierte Mühleneinrichtung verhältnismäßig bescheiden aus. Zum Antrieb der Mühlenanlage diente eine Turbine. Es ist anzunehmen, dass der vorhandene Wasserstand mit Inbetriebnahme um fast 60 cm gesenkt wurde zum Mahlen und Schroten des Getreides standen zwei Mahlgänge sowie ein Schrotgang (Mühlensteine) zur Verfügung.

Die Getreidesäcke wurden mit einer Sackwinde auf den entsprechenden Boden transportiert und zum Mahlen bzw. Schroten in einen Trichter entleert worden. Der Weitertransport der Zwischen- und Endprodukte erfolgte mit Förderschnecken (horizontal) sowie mit Elevatoren (senkrecht). Mehl- und Schrotkammern dienten zur Lagerung der Endprodukte, aus denen über einen Rohrstutzen das Füllen der Säcke erfolgte.

Die Mühleneinrichtung setzte Grenzen bezüglich der Verarbeitungskapazität, aber auch vor allem in der Qualität des Mehles (grobes Mehl).

In den folgenden Jahren sind von den Mühlenpächtern ständig Erweiterungen an der Maschinenanlage vorgenommen worden. Die Antriebskraft der Turbine war besonders in den Sommermonaten durch Niedrigwasser begrenzt.

1908 entstand auf der Hofseite des Mühlengebäudes unmittelbar an der Peene grenzend, ein massives Maschinenhaus für die Aufnahme einer festliegenden Heißdampf-Verbund-Lokomobile mit 58 PS der Firma R. Wolf, Magdeburg mit einem 21 m hohen Metallschornstein. Die Taxe des Mühlenbaumeisters Karl Specht vom 1. Juli 1920, der ein Mühlenbaugeschäft in Teterow betrieb, geht von einer wesentlichen Komplettierung der Maschinenanlage aus. So werden Maschinen zur Getreidereinigung aufgeführt, auch Walzenstühle (Mahleinrichtung) und Sichtmaschinen sowie Plansichter (Siebeinrichtung) erweiterten die Mühleneinrichtung.

Der hohe Arbeitsaufwand beim Betreiben der Lokomobile, aber auch die unkontinuierliche Bereitstellung von Brennmaterial führten dazu, dass 1940 die Lokomobile demontiert und durch einen 46 PS-Elektromotor ersetzt wurde.

Zum gleichen Zeitpunkt sind zwei weitere Walzenstühle und ein transportabler Trichter, direkt vor dem heutigen Eingang zum Museum eingebaut worden. In Verbindung mit der notwendigen Fördertechnik und einer automatischen Getreidewaage waren damit die Voraussetzungen für das Entleeren der Getreidesäcke direkt vom Fahrzeug gegeben. 1941 betrug die Vermahlungskapazität 10 t Getreide in 24 Stunden.

Ältere Aufzeichnungen weisen auf „ein massives Gebäude mit massivem Schornstein von 10 m Höhe, das früher als Maschinenhaus diente, dasselbe wird jetzt als Schweinestall resp. Holzstall genutzt“, hin. Gemeint ist das heutige Stallgebäude und zwar der Teil, der direkt an der Peene steht.

Es kann mit Sicherheit angenommen werden, dass in diesem Gebäude eine Dampfmaschine (Lokomobile) untergebracht war. Die örtliche Lage dieses Maschinenhauses zum heutigen Mühlengebäude ist für das Betreiben der Mühle aus technischer Sicht kaum möglich gewesen.

Hat es vor dem Bau der Stadtmühle 1881 schon an diesem Standort eine Mühle gegeben? Nachforschungen beim Stadt- und Kreisarchiv verliefen negativ. Durch den Rathausbrand 1925 sind sicherlich aufschlussreiche Unterlagen vernichtet.

Diese Frage und weitere Fragen stellen sich immer wieder und sind für die Gebrüder Freiheit von besonderem Interesse und sie stellen stets weitere Nachforschungen an.

In weiteren Teilen stellen wir die Geschichte der Malchiner (Wasser) - mühlen vor … seien Sie gespannt - wir hoffen auf Informationen & Hinweise aus der Bevölkerung! Schon jetzt sagt der Museumsverein Malchin DANKE!

Quelle: Bericht & Bilder der Gebrüder Freiheit - Museumsarchiv Malchin