Als Reporter erlebt man so einiges. So mancher lockerer Spruch hat auch mal Konsequenzen. Dies passierte uns unlängst im Diakonie Pflegeheim in Malchin. Ein Praxisanleitertag? Das ist doch „eine ruhige Kugel schieben“. Mitnichten, davon durften wir uns überzeugen, denn prompt nach jenem erwähnten Spruch kam die Einladung, einen solchen Tag selber zu begleiten.
So sitze ich morgens um 7.30 Uhr gleich drei aufgeweckten jungen Azubinen und einer Praxisanleiterin gegenüber. Die Frauen haben bereits eine Stunde Frühdienst hinter sich, von Müdigkeit ist keine Spur und die lockeren Sprüche kommen reichlich. Durch Praktika oder ähnlichem kam bei den Mädels der Berufswunsch der Pflegefachkraft. Das ist eine Entscheidung, mit Menschen zu arbeiten. Der Mensch steht stets im Mittelpunkt. Neben der theoretischen und praktischen Ausbildung gibt es für die angehenden Pflegefachkräfte auch Praxisanleiterzeiten im Ausbildungsbetrieb. In diesem sind wir jetzt mittendrin. Hauptanliegen dieser Praxistage ist die Verbindung zwischen Theorie und Praxis, das Gelernte praktisch umsetzen. So beginnt die Runde auch zunächst mit einem Gespräch. Was hattet ihr gerade in der Schule? Welche Fragen habt ihr? Zusammen bereiten sie anschließend den Ablauf des Anleitertages vor: Welche Stationen, welche Szenarien wollen wir üben? Was wissen die angehenden Pflegefachkräfte schon? Wie fest sind diese Kenntnisse bereits im Alltag? Man merkt zwar eine gewisse Lockerheit, aber doch scheinen alle hoch konzentriert zu sein, denn die lockeren Sprüche werden weniger, der Ernst des Berufes steht im Fokus. Dann geht es los. Und nun kommt auch Toni ins Spiel. Toni ist eine originalgetreue Übungspuppe. Mit Toni kann nahezu alles gemacht werden, aber immer mit Bedacht, denn ganz billig war Toni nicht. Mit Toni können ganz viele Alltagssituation eines Pflegeheimes nachgestellt bzw. geübt werden. Sei es beim Verabreichen einer Injektion, bei der Kompressionstherapie oder dem Wundmanagement. Es wurde gespritzt, bandagiert, gedreht und gewendet. Der geduldige Toni machte alles kommentarlos mit und wurde dann auch entlastet, denn ein Wechsel der Perspektive zeigt sich immer wieder als eine sehr gute Lehrmethode. So schlüpften jetzt auch die Azubinen in die Rolle des Bewohners. So können sie gegenseitig ein Gefühl dafür entwickeln und ausbauen, wie sich verschiedene Therapien überhaupt anfühlen, aber auch wie es ist, wenn man zum Beispiel nicht mehr von alleine aufstehen kann. Damit können z.B. Risiken wie ein zu enger Verband schnell erkannt werden. Durch solche Methoden prägt sich das Wissen schneller ein, werden Fehler minimiert und es kann umgehend vor Ort korrigiert werden. Zugleich werden damit auch Berührungsängste verringert und gemeinsam macht es nebenbei auch mehr Spaß. Jetzt kamen sie wieder, diese lockeren Sprüche.
Es ging weiter durch die vielen Stationen des Pflegeheims. Als nächster Schwerpunkt hatte die Gesprächsrunde am Morgen die Medikamentenausgabe gewählt. Eine Aufgabe, die allerhöchste Konzentration erfordert. Aus einer Unmenge an Pillen und Präparaten gilt es, für jeden Bewohner diese individuell zusammen zustellen. Dabei ist es wichtig, trotz des oft stressigen Alltags oder unverhoffter Zwischenfälle den Fokus zu behalten und Fehler zu vermeiden.
Zum Schluss ging es für das Pflegequartett noch an den Computer und die Bewohnerordner. Alles muss dokumentiert werden, es müssen Pläne erstellt werden und vieles mehr. Eine unabdingbare Aufgabe, die aber auch viel Zeit in Anspruch nimmt, welche so woanders fehlt. Doch das zu bewerten ist nicht unser Thema. Interessant waren die stetigen Nachfragen der Azubinen zu den Themen. Klar und deutlich hakten sie da und dort nach. Frau …. konnte stets helfen, wies auf Fehler hin oder korrigierte Abläufe. So verlief der Tag bis 15.00 Uhr. Zum Schluss erfolgte bei einem koffeinhaltigen Getränk eine Auswertung des Anleitertages. Mit am Tisch war auch Pflegedienstleiterin Eike Schoknecht. Sie betonte noch einmal die Wichtigkeit dieser Tage. 10% der Praxiszeit sind für diese direkte Anleitungszeit geplant und werden auch so umgesetzt. Das Pflegeheim an der Bleiche in Malchin hat momentan 6 Azubis und drei Praxisanleiter. Sie würde sich freuen, wenn es mehr wären.
Wir als Begleiter dieses Tages können nur zwei Dinge als Resümee zu Papier bringen. Unsere Achtung vor diesem Beruf ist um ein weiteres Level gestiegen und taffe Mädels gibt es dort, die lockeren Sprüche mit inbegriffen. Danke für dieses Erlebnis. Na, neugierig geworden? Ein Berufsfeld mit Arbeit am und mit Menschen, in Gemeinschaft und im ständigen Austausch untereinander. Gutes tun und Gutes zurückbekommen. Und nebenbei gibt es die Möglichkeit, Toni kennenzulernen.