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Ausgabe 12/2025
Aktuelles aus den Gemeinden
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Neddeminer Dorfgeschichten - Folge 4

Meine Familie, mit den beiden Omas. Mein Bruder Freimuth fotografiert.

Meine Freundinnen: Christel F., Erika W., Heidrun B., Inge K.

Auf ein Neues!

Ich bin ein geborenes Dorfkind. Ich war noch nie geduldig – bis heute - und konnte damals die Zeit nicht abwarten auf die Welt zu kommen. Selbst zu meiner eigenen Geburt hatte ich es sehr eilig. Mein Vater musste in der Nacht vom 01. zum 02. Juli die Pferde anspannen und die Gemeindeschwester und Hebamme, Frau Richter, aus dem Dorf – aus dem Schlaf holen - … Es ging los…

So wurde ich am 02.07.1946 morgens um 7.10 Uhr im Schlafzimmer meiner Eltern geboren.

Also, Sternzeichen Krebs – aber Aszendent Löwe!

Aufgewachsen in einem Ort ohne Shoppingmeile, kein Lieferdienst für Pizza oder Döner, kein Kino, keine Disco, kein Kaffee to go, nur Malzkaffee aus der Emaille Kanne, stehend in der eigenen Küche. Wenn ein Krankenwagen vorbeifuhr, versammelten sich alle Dorfbewohner, um zu sehen, was da wohl passiert sei! Der Haustürschlüssel blieb Tag und Nacht im Schloss stecken und nichts geschah.

Meine Eltern sah ich – Frühjahr und Sommer - nur zu den Mahlzeiten, sie waren von ganz früh bis spät auf den Beinen, um die Arbeit auf den Feldern, Wiesen und die Arbeit mit den Tieren zu schaffen.

Ich selbst wurde von meinen beiden Omas „wohl behütet“. Beide wohnten bei uns mit im Haus, die das Essen kochten und für Ordnung im Haus sorgten...nur meine Oma Bütow durfte meine langen Haare kämmen und zum Zopf flechten – sie war sehr behutsam und geduldig, das tat gut.

Ja, wer kann sich noch an den Zustand des Weges, den Landweg – von Neddemin über den Neddeminer Ausbau bis Ganzkow erinnern?

Der Spielplatz für uns Kinder, die am Neddeminer Ausbau wohnten (heute Ganzkower Weg) war der Landweg. Hier wurde im Sommer, wenn der Weg trocken war, Hopse und Abwerfball gespielt und so es geregnet hat, modderten wir mit nackten Füßen in den Pfützen. Wir kannten nichts anderes und wir waren alle zufrieden.

Und wenn sich meine Eltern im Sommer mal wirklich ein bis zwei Stunden des „Nichtstun“ gönnten, dann saßen wir alle hinter unserer Hecke im Graben an der Straße. Und das Schöne daran war, dass die wenigen, die dann bei uns vorbei gingen bzw mit dem Rad fuhren, immer anhilten um Neuigkeiten aus dem Dorf und Umgebung, auszutausen. Für mich – und alle anderen Kinder vom Weg, die dabei waren, war das Mithören natürlich äußert interessant. Manchmal kam auch der erhobene Zeigefinger von den Eltern: „ Aber wehe ihr erzählst das weiter“!

Im Winter wurden „Schlitterbahnen“ hergerichtet und immer, wenn es geschneit hat, war das für uns Kinder eine besondere und schöne Zeit. Nasse Füße, rotgefrorene Nasen und Hände wurden gar nicht wahrgenommen. Wenn die Zeit gekommen war - jetzt geht es nach Hause - wurden die nassen Sachen am großen warmen Kachelofen getrocknet. In der Ofenröhre brutzelten Bratäpfel die ich mir – bei den anderen Kindern war es genau so – schmecken ließ.

Die Wintermonate waren für mich persönlich eine schöne Zeit. Die Eltern hatten mehr Ruhe, wir spielten oft alle zusammen in der Küche. Der große Küchentisch wurde ausgezogen, dann wurde Tischtennis gespielt, selbst mein Vater machte mit.

Danach gab es große Stullen, vom selbst gebackenem Brot, nur mit Omas eigener hergestellter Marmelade bestrichen und Kaffee aus der weißen Emaille Kanne (Muckefuck) das ließen wir uns schmecken... ach war das schön!

Kein Weg war uns Kindern zu weit, wenn es hieß im Sommer, wir gehen baden. „Köhlers Teich“ war unser Badesee. Es gab damals einen so heißen und trocknen Sommer, sodass der gesamte Teich ausgetrocknet war. Die noch verbliebenen, um ihr Leben kämpfenden Fische, wurden von unseren „mutigen Jungs“ eingesammelt, und verteilt.

Der Teich lag auf dem Grundstück Nr. 6 der Familie Köhler. Später, als wir schon schwimmen konnten war der Bauernsee, der in den Wiesen weit von unseren Häusern lag, unsere Badesee.

Für uns Kinder und auch für die Erwachsenen war das immer der „Bauernsee“.

Erst viele Jahre später wurde bekannt, dass der See Privatbesitz der Familie Fröhling war, ein Schild machte alle darauf aufmerksam „Privatbesitz, Baden verboten“!

Seit dem hieß er Bauersee.

Wir Kinder vom Neddeminer Ausbau sind nicht in den Kindergarten ins Dorf gegangen. Die einen hatten, so wie ich Omas, bei den anderen Kindern war ein Elternteil zu Hause, ob wir etwas vermisst haben, ich glaube nicht…

Das Kulturhaus in Neddemin wurde 1953 fertiggestellt und übergeben. Im Kulturhaus befanden sich auch Räume für einen Kindergarten.

Sollten Sie, liebe Leserinnen und Leser Ergänzungen – ob Bilder oder Texte haben - kontaktieren Sie mich. Ich würde mich über jede Anregung freuen.

Handy-Nr.: 015156978992

Email: stacheline46@gmx.de

Es geht weiter!

Bis zum nächsten mal, herzliche Grüße von

Heidrun Stach