Titel Logo
Neustädter Anzeiger
Ausgabe 8/2025
Nachrichten aus dem Rathaus
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Es ranken sich Sagen um den Neustädter See

Ist die Sage doch eine volkstümliche Erzählung, die durch die Jahrhunderte wandernd sich nährt und schmückt mit Wesen und Helden aus der unerschöpflichen Welt der Phantasie. Ein Märchen? Keinesfalls! Denn stets waren es tatsächliche Ereignisse, Personen oder Orte, die den Menschen Anlass gaben, sagenhaftes zu erzählen.

So bot auch der „Weiße See“ den Neustädtern reichlich Nährstoff, konnten sie sich seine Existenz doch nicht erklären.

Eine im ausgehenden 19. Jahrhundert niedergeschriebene Sage erzählt:

Kloster im See

Statt sich den Segen des Himmels zu verdienen, luden die Klosterleute von Neustadt den Zorn des Gottes auf sich. Sie lebten liederlich und vernachlässigten den Gottesdienst. Zur Strafe versank ihr Kloster, eines der größten und schönsten im ganzen Land, auf den Grund des Sees.

Dabei blieb manche Seele unerlöst. Das lässt sich aus dem Umstand schließen, daß früher in hellen Mondnächten am Ufer eine gespenstische Klosterfrau erschien. Sie wusch seufzend und klagend die Wäsche.

Die Kundigen wußten, daß sich nach solchen Erscheinungen der See ein Opfer zu holen pflegte. Einmal war das Unglück besonders groß. Wieder hatte die Klosterfrau nächtelang gewaschen und geklagt, da geschah es, daß ein Mann mit seinem Fuhrwerk am See vorbeikam und die Pferde tränken wollte. Er lenkte die Pferde und Wagen ins Wasser. Doch dort, wo er flachen Strand vermutete, tat sich plötzlich eine Untiefe auf. So verlor der Mann mitsamt seinen Tieren das Leben, und die Klosterfrau hatte mit Recht geklagt.

Fritz Langner, Lehrer in Neustadt-Glewe schreibt 1957 ein Gedicht dazu. In Vers 16-19 heißt es:

Hoch vom Turme scholl zuletzt noch

klagend tiefer Glockenklang,

als das einst so stolze Glewe

in den Fluten untersank.

Längst ist nun die Stadt versunken,

und ein kleiner weißer See

kündet, daß sie untergangen

unter Donner, Blitz und Weh.

Doch in der Johannisnacht

kann ein Sonntagskind noch lauschen

tiefen Glockenklang vom Grunde

und ein grollend Wasserrauschen.

Aus dem Kloster eine Nonne

sieht es auf dem Spülsteg steh’n;

Daß es sie erlösen möge,

sagt ihr händeringend Fleh’n.

Die früheste deutsche Sagensammlung stammt aus der Zeit um 1800.

Für unsere Burg allerdings ist ein Inventar aus dem Jahre 1576 erhalten. Hier steht geschrieben: „Im Wittensee vor der statt soll auch ein raubschloss gelegen sein. Man fundt das fundament im wasser. Wans hell und klar ist, so kann mans sehen.“

Auch die Wissenschaft rätselt zur Entstehung des Sees in Neustadt-Glewe, der noch in den 50iger Jahren der Weiße See genannt wird.

Ist er ein Einsturzsee über ausgelaugten Salzstöcken, oder ist er aus einer Toteisscholle entstanden oder führten Inlandeisreste in tiefem Gelände zur Bildung des Seebeckens?

Nur eines ist gewiss. Geologisch liegt der See im Sander der Lewitz, durch die die Schmelzwassermassen vor etwa 12000 Jahren vom Schweriner See kommend einen Weg nach Süden zur Elbe nahmen.

Herrmann Struck, der den See 1930 als Fischer pachtete, nennt ihn einen Maränensee mit Tiefen von 36 Metern und Lehmböden in Tiefen von 15-20 Metern, die entscheidend für die Güte des Sees sind……

Doch das ist eine andere wahre Geschichte.

Britta Kley

FD Bürgerservice Zentrale Dienste

Verantwortliche Burg, Museum, Kunstgalerie, Gedenkstätte, Information

038757 / 50065

b.kley@neustadt-glewe

www.neustadt-glewe.de