In den letzten Wochen und Monaten ist häufig die Frage gestellt worden, ob es überhaupt wichtig ist, das dritte abgeschlossene Viertel des laufenden Jahrhunderts im Bestehen unserer Stadt festlich zu begehen oder gar eine Festschrift herauszubringen.
Vergegenwärtigen wir uns der Fülle notvoller und katastrophaler Ereignisse, die sich in den vergangenen Jahren fortsetzten, oder unser Land und unsere Stadt erschüttert haben und von denen keine Familie und kein Bürger verschont geblieben sind. Nachdem wir 1990 mit Herstellung der Nationalen Einheit die Spaltung unseres Vaterlandes überwunden hatten, wurden neue Kräfte mobilisiert für ein neues, weiterhin friedliches und demokratisches Deutschland. Leider hat sich diese Einheit bis heute noch nicht auf allen Ebenen vollzogen.
Durch die wirtschafts- und kriegsbedingten Flüchtlingsbewegungen im letzten Jahrzehnt, den derzeitig in Europa stattfinden Krieg und dem damit einhergehenden „gesellschaftlichen Stress“ und seinen finanziellen Folgen haben sich die Lebensbedingungen derart verändert, dass sich die obige Frage so von selbst beantwortet, dass der Abschluss eines solchen Vierteljahrhunderts genügend Anlass ist zur Besinnung und Einkehr auf die eigenen inneren und gesellschaftlichen Kräfte, die uns geblieben sind.
Aus dieser Erkenntnis heraus ist der Vorstand des Kultur- und Heimatvereins Neustadt-Glewe e.V. die letzten 18 Monate bemüht gewesen, zusammen mit der Stadt und dem Amt Neustadt-Glewe in freiwilliger und ehrenamtlicher Tätigkeit unter Mithilfe vieler Mitglieder unseres und anderer Vereine und von Privatpersonen eine Festschrift herauszubringen und aktiv an der Gestaltung der Stadt mitzuwirken, wodurch Besuchern und Einheimischen ein Gesamtbild aufgezeigt werden soll vom geschichtlichen Werden und gesellschaftlichen Wachsen unserer Stadt, Zeugnis abgelegt wird von den Kräften, die sich vielfältig regen, Neues zu bauen im Sinne der besten Überlieferungen unseres Volkes. Dabei war es nicht immer einfach persönliche Befindlichkeiten und den Widerstand gegen gemeinnützige Arbeit in Verwaltung und bei Einzelpersonen zu verstehen; was uns aber nicht davon abhielt und weiterhin abhalten soll, nach vorne zu blicken. Vorm gemeinsamen Feiern, steht immer das gemeinsame Planen und dann das gemeinsame Arbeiten. Am „gemeinsam“ und dem was sich dahinter verbirgt, gilt es für die Zukunft noch viel zu tun.
Mögen die Festtage dazu beitragen, die Liebe zur Heimat aufrechtzuerhalten oder neu zu wecken und damit die Kräfte, die mitwirken, gemeinsam an der weiteren Entwicklung unserer Stadt zu arbeiten, so dass wir alle frei nach Goethe sagen können:
„… hier bin ich Mensch, hier will ich sein …“.
Liebe Leserinnen und Leser,
Neustadt-Glewe feiert Geburtstag: 775 Jahre besteht die Stadt, die zu den ältesten in unserem schönen Bundesland zählt. Unweit der Landeshauptstadt am Südrand der Lewitz und an der Elde gelegen ist sie symptomatisch für das Mecklenburgische. Fachwerk- und Backsteinhäuser, zum Teil Kopfsteinpflaster, Burg und Schloss prägen das Bild des seit dem Mittelalter herangewachsenen Städtchens, das Heimat für rund 7000 Frauen, Männer und Kinder ist und gern Besucherinnen und Besucher empfängt.
Sehenswürdigkeiten wie die Alte Burg, das Neue Schloss, die Marienkirche, das Jagdschloss Friedrichsmoor und vieles andere laden Einheimische und Gäste zum Kennenlernen und Verweilen ein. Ja, es handelt sich um ein wirkliches Kleinod mit acht Ortsteilen, in dem es sich zwischen dem Neustädter See und Naturschutzgebieten gut leben lässt. Der Stadtkern ist mit der Bibliothek wunderschön geworden, ein neuer Hort an der Grundschule bietet ab diesem Schuljahr ausreichend Betreuungsangebot. Es gibt viele Möglichkeiten, an denen sich die Bürger der Stadt begegnen können. Fest verankert ist die Stadt in der Metropolregion Hamburg. Schwerin ist nicht weit. Dank der Bahn über Ludwigslust und der A 24 kann man auch schnell nach Berlin gelangen.
Die Burg- und Sicherungsanlagen gelten bis heute als Wahrzeichen der Stadt. Bekannt für zahlreiche Feste präsentiert sich die Stadt Einheimischen wie Gästen, lädt ein zum Verweilen und Genießen und garantiert schöne Erlebnisse und gute Erinnerungen. Auch zahlreiche Vereine und Verbände sorgen für ein gutes Gemeinschaftsleben und organisieren wunderbare Veranstaltungen, die weit über die Grenzen der Stadt hinaus bekannt und beliebt sind. Bestes Beispiel dafür ist das Airbeat One Festival, zu dem Jahr für Jahr Tausende strömen. Dafür herzlichen Dank. Natürlich gab es in der 775-jährigen Geschichte der Stadt auch schwere Zeiten. Doch den Menschen hier ist es immer wieder gelungen, aufzubauen, zu beschützen, Traditionen zu bewahren und somit die Stadt weiterzuentwickeln. Dieser Einsatz für die kleine mecklenburgische Stadt stärkt den Zusammenhalt und ist aller Ehren wert.
Ich gratuliere herzlich zum 775. Stadtjubiläum und wünsche für die Zukunft alles Gute und weiterhin viel Erfolg!