Aus einem Entwurf von Mathias Woellm
In unserem Faltblatt zum Tag des offenen Denkmals am 08. September 2013 hieß es: Es wird spannend! Die Luppe fließt!? Auf der Neustädter Burg wird Eisen produziert!
Ein Schmied, ein Rennofen, Holzkohle und Raseneisenerz.
Und tatsächlich, wir haben Eisen produziert!
Kunstwerk aus Raseneisenerz, Thomas Lehnigk, 2013, Kunstgalerie in der Burg
Eigentlich ein Gemenge aus Sand, Ton und Schluff mit organischen Beimengungen bildet sich Raseneisenerz in klumpartigen Anreicherungen ca. 30 cm unter der Wiesenoberfläche und wird daher im Volksmund gerne Klump genannt.
Die bis zu einem halben Meter starken Eisen- und Manganhaltigen Bodenhorizonte mit einem Eisengehalt bis zu 45 Prozent bildeten sich in Norddeutschland nach der letzten Eiszeit vor etwa 11.000 Jahren.
Ein leicht zu gewinnender Rohstoff, vor allem in den Talsandgebieten von Elde, Rögnitz, Sude, Schaale und Boize.
Seit der beginnenden Eisenzeit vor etwa 3200 Jahren wurde Raseneisenstein in Mitteleuropa zur Eisengewinnung abgebaut und verhüttet. Für Mecklenburg ist die Eisenproduktion aus heimischem Klump für einen Zeitraum von vor ca. 2300 Jahren belegt.
Mit den Jahrhunderten lichteten sich die Wälder, es herrschte Holzmangel, auch bei uns. So endete die holzintensive Produktion von Eisen in der Mitte des 18. Jahrhunderts.
Jedoch blieb Klump in der Griesen Gegend, wie auch in anderen steinarmen Landschaften ein billiger Rohstoff für Wohn- und Wirtschaftsgebäude.
Um Einheimische und Gäste an die Bedeutung dieses Rohstoffes zu erinnern fand im Juli 2003 im Amt Ludwigslust-Land eine Auftaktveranstaltung zur Entwicklung eines Raseneisensteinweges statt, der mittels Fördermittel der EU Initiative LEADER +, sowie des Landes M-V durch die Landgesellschaft Mecklenburg-Vorpommern mbH umgesetzt wurde.
Auf 12 Schautafeln entlang von 6 Halb- und Ganztagestouren mit Längen zwischen 17 und 63 Kilometern erfahren Naturausflügler, wie auch kulturgeschichtlich Interessierte Wissenswertes über den Bodenschatz Raseneisenerz.
Mit dem Großen Raseneisenstein-Abstecher, der Kleinen Klumptour, der Raseneisenstein-Städtetour, der Raseneisenstein-Dörfer-Tour, der Raseneisenstein-Schlossparktour und der Raseneisenstein-Germanen-Tour verbindet der Raseneisenstein-Radweg Orte in und um Ludwigslust.
So stehen noch heute Schautafeln an der Burg und in Friedrichsmoor. Aber auch an der ehemaligen Wiesenmeisterei war eine der Schautafeln aufgebaut.
Durch erste Entwässerungsarbeiten im 16. Jahrhundert beginnt die allmähliche Umwandlung einer Sumpf-, Bruch- und Waldlandschaft in eine ausgedehnte Weide- und Wiesenlandschaft. Nicht nur die Landesgestüte mit ihren Nebenstellen, auch die landesherrlichen Bauhöfe der Domanialämter nutzen die Flächen der Lewitz. 1750 beginnt durch die Ämter die meistbietende Verpachtung.
Am 24.6.1862 wird eine selbständige Lewitz-Wiesen-Verwaltung mit Sitz in Friedrichsmoor gegründet, die 1901 ihren Sitz als Wiesenmeisterei in Tuckhude bekommt. Dem Wieseninspektor steht ein Sekretär zur Seite, sowie Wiesenmeister, Wiesenwärter, Chausseewärter und eine nicht unbeachtliche Anzahl Arbeiter. Im Interesse der Ertragssteigerung gehören die regelmäßige Beobachtung des Wasserstandes und dessen Regulierung, die Beräumung der Gräben, die Unterhaltung der Brücken, Wege und Dämme, sowie die Heuwerbung zu ihren Aufgaben.
In einem Schreiben der Großherzoglich Mecklenburgischen Lewitz-Wiesen-Verwaltung
Neustadt an das Meckl. Schwer. Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten heißt es:“ Die Wiesenwärter sind zweifellos als ständige Angestellte zu betrachten, sie sind sämtlich nach dem Forstfrevelgesetz vom 6. Februar 1920 vereidigt und tragen Dienstmütze“ Diese Tätigkeit bringt es mit sich, daß sie jeder Zeit zur Verfügung der Lewitzwiesenverwaltung stehen müssen auch Sonntags und Nachts. Sie können nicht, wie freie Arbeiter fernbleiben, wenn es ihnen paßt…“
Bis zum 31.12.1954 erfolgt die Aufteilung und Verpachtung der Lewitzwiesen an die umliegenden Gemeinden und wird später vom „Gut Lewitz“ bewirtschaftet.
Die Wiesenmeisterei wird Wohnhaus, bis 1990.
Mit dem Ziel die Lebensweise auf den Lewitzgehöften nachzuempfinden, wird in den Folgejahren durch die PQS GmbH mittels EU-Förderung eine agrarhistorische Bildungsstätte hergerichtet und erfreut nach umfangreichen Baumaßnahmen und der Schaffung
von Arbeits- und Veranstaltungsräumen,
von Schulungs- und Konsultationsräumen,
von Demonstrationsräumen für die Darstellung von Be- und Verarbeitungstechniken,
von Beherbergungsplätzen,
von landwirtschaftlichen Geräten zur ökologischen Bestellung angebauter Kulturen,
von Geräten für die Be- und Verarbeitung von Rohstoffen wie Faserlein, Hanf und Wolle,
von Haltungsmöglichkeiten von bestandsbedrohten Rassen
und vor allem einer Bildungsstelle für Kinder- und Jugendgruppen
viele Jahre zahlreiche Gäste aus nah und fern, ein Tor zur Lewitz.
Britta Kley
FD Bürgerservice Zentrale Dienste
Verantwortliche Burg, Museum, Kunstgalerie, Gedenkstätte, Information
038757 / 50065
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