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Strelitzer Echo
Ausgabe 1/2025
Redaktionelles
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Strelitzer Echo präsentiert:

Leiterin des Kulturquartiers Dorothea Klein-Onnen (links) und der Neustrelitzer Stadtpräsident Max Odebrecht (z.v.l.) mit Joachim Härtig (z.v.r.) und Rüdiger Schorpp (rechts) aus Schwäbisch Hall beim Besuch Anfang November 2024.

Interview mit Stadtpräsident Max Odebrecht

Sehr geehrter Herr Stadtpräsident Max Odebrecht,

in der Ausgabe des Amtsblattes Strelitzer Echo vom 14. Dezember 2024 konnten die Neustrelitzerinnen und Neustrelitzer Ihr Grußwort zum Rückblick auf das vergangene Jahr lesen. Ein Tippfehler in der Unterschrift hat jedoch für Gesprächsstoff in der Residenzstadt gesorgt. Die Redaktion nimmt dies zum Anlass, Sie den Leserinnen und Lesern noch besser vorzustellen. Würden Sie sich bitte noch einmal kurz vorstellen?

Mein Name ist Max Odebrecht, ich bin 31 Jahre alt, verheiratet und Dipl.-Verwaltungsbetriebswirt (VWA). Seit Kurzem darf ich mit Stolz und Respekt das Amt des Stadtpräsidenten ausüben – als erstes Nachwendekind in dieser Position. Besonders schätze ich, dass Neustrelitz jungen Menschen die Chance gibt, Verantwortung zu übernehmen und sich aktiv einzubringen.

Ich möchte meiner neuen Rolle mit viel Engagement gerecht werden und setze dabei auf Transparenz. Mein Ziel ist es, alle Generationen einzubeziehen und Einblicke in die Stadtpolitik zu geben. Viele Menschen wissen gar nicht, dass es überhaupt einen Stadtpräsidenten gibt. Um das zu ändern, nutze ich Instagram und Facebook (@max.neustrelitz), um die Bürgerinnen und Bürger mitzunehmen und das Interesse an unserer Arbeit zu wecken.

Herr Max Odebrecht, Sie wurden am 19. September 2024 von der Stadtvertretung zum Stadtpräsidenten von Neustrelitz gewählt. Wie haben Sie die ersten Monate in Ihrer Rolle als Stadtpräsident erlebt? Welche neuen Einblicke und Erkenntnisse konnten Sie gewinnen?

Die ersten Monate in meiner neuen Rolle als Stadtpräsident von Neustrelitz waren gleichermaßen intensiv wie bereichernd. Das Jahr 2024 war für uns alle ein Jahr des Wandels und der Weichenstellungen. Besonders die Kommunalwahlen und die darauffolgende Konstituierung der neu gewählten Stadtvertretung haben gezeigt, wie lebhaft und konstruktiv unsere kommunalpolitischen Diskussionen geführt werden können. Ich empfinde es als besonders ermutigend, in diesem Gremium ein großes Engagement und eine klare Bereitschaft zu sehen, die Entwicklung unserer Stadt aktiv und positiv zu gestalten.

Diese Erfahrung hat mir neue Einblicke in die Stärke unserer kommunalen Strukturen und den Zusammenhalt innerhalb unserer Stadtgesellschaft gegeben. Es ist beeindruckend zu sehen, wie viel Potenzial und Tatkraft in Neustrelitz stecken. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Entscheidung für das Sanierungsgebiet in Strelitz-Alt. Dieses Projekt zeigt, wie wichtig es ist, in die Zukunftsfähigkeit unserer Stadtteile zu investieren, um die Lebensqualität für alle weiter zu erhöhen.

Sie waren zuvor bereits als CDU-Mitglied in der kommunalen Öffentlichkeit und Verantwortung aktiv. Was hat sich in Ihrer neuen Rolle als Stadtpräsident verändert? Wie erleben Sie es, in der Öffentlichkeit zu stehen?

In meiner neuen Rolle als Stadtpräsident habe ich die Erfahrung gemacht, dass mein Handeln und Auftreten in der Öffentlichkeit deutlich stärker wahrgenommen und bewertet wird als zuvor. Ein anschauliches Beispiel dafür ist ein Artikel im Strelitzer Echo, der ein Foto von mir zeigte, auf dem ich die Hände in den Hosentaschen hatte. Während dies bei der jüngeren Generation als locker, nahbar und authentisch wahrgenommen wurde, stieß es bei der erfahreneren Generation auf Kritik. Dieses Beispiel verdeutlicht, wie unterschiedlich Wahrnehmungen in der Öffentlichkeit sein können und wie wichtig es ist, sich dessen bewusst zu sein.

Darüber hinaus hat sich meine Verantwortung in der Funktion des Stadtpräsidenten erheblich erweitert. Ich übernehme nun vermehrt repräsentative Aufgaben und vertrete die Stadt bei verschiedenen Veranstaltungen, wie zum Beispiel Kranzniederlegungen. Eine wesentliche Herausforderung besteht darin, zwischen meiner Rolle als parteigebundener Stadtvertreter und meiner Position als neutraler Stadtpräsident zu unterscheiden. Diese Unterscheidung bewusst zu leben und klar zu kommunizieren, war und ist eine der interessantesten, aber auch herausforderndsten Lektionen, die ich in meiner neuen Rolle lerne. Sie erfordert Fingerspitzengefühl, um der Öffentlichkeit gerecht zu werden, ohne meine persönlichen Überzeugungen zu vernachlässigen.

Zu Ihren Aufgaben als Stadtpräsident gehört auch die Moderation der Stadtvertretung, dem höchsten Entscheidungsgremium auf kommunalpolitischer Ebene. In der letzten Sitzung am 12. Dezember 2024 wirkten Sie bereits sehr souverän in der Moderation, haben jedoch angemerkt, dass Sie sich wünschen, dass sich alle Stadtvertreter gegenseitig mit einem Handschlag begrüßen. Warum ist Ihnen das so wichtig?

Dieser Handschlag ist für mich ein Ausdruck von Respekt und Wertschätzung. Wie ich bereits in der Stadtvertretung gesagt habe, bin ich der jüngste Stadtvertreter und sicherlich nicht für die Erziehung jedes Einzelnen verantwortlich. Dennoch liegt mir der Umgang miteinander und der Ton, den wir anschlagen, sehr am Herzen. Alle, die an diesem Tisch sitzen – unabhängig von ihrer politischen Ausrichtung – bringen ihre Freizeit ehrenamtlich ein und verfolgen das gemeinsame Ziel, das Beste für Neustrelitz zu erreichen.

Politische Ideologien haben an diesem Tisch keinen Platz. Mir wurde durch meine Familie, vor allem durch meine Großväter, vermittelt, dass Anstand und Respekt grundlegende Werte sind. Dementsprechend finde ich, dass jeder Stadtvertreter und jede Stadtvertreterin in der Lage sein sollte, einem anderen die Hand zu reichen. Wer Respekt einfordert, sollte ihn auch selbst entgegenbringen. In Zeiten von Spaltung und Misstrauen halte ich es für besonders wichtig, mit gutem Beispiel voranzugehen. Dennoch kann ich niemanden zwingen, einem anderen die Hand zu reichen.

Welche Themen wurden in dieser Sitzung behandelt und welche wichtigen Entscheidungen konnten getroffen werden?

Die jüngste Sitzung der Stadtvertretung Neustrelitz war geprägt von einer produktiven Bearbeitung zahlreicher Tagesordnungspunkte, die durch die umfassenden Vorberatungen in den Fachausschüssen effizient abgehandelt werden konnten. Viele Themen wurden durch abschließende Abstimmungen entschieden.

Besonders erfreulich ist die mehrheitliche Zustimmung zur Einführung eines Radverleihsystems in Neustrelitz. Dieses Sharingmodell wird nicht nur die Mobilität in der Stadt fördern, sondern auch neue Impulse für die Stadtentwicklung und den Tourismus setzen.

Ein weiterer zentraler Beschluss betrifft die überarbeitete Benutzungs- und Entgeltordnung der Strelitzhalle. Die Strelitzhalle, konzipiert als Mehrzweckhalle, unterscheidet sich deutlich von anderen städtischen Sportstätten. Neben der Nutzung als Sportstätte bietet sie die Möglichkeit, auch kulturelle und gesellschaftliche Veranstaltungen durchzuführen, beispielsweise dank ihrer Tribünen und Ausschankmöglichkeiten.

Die Stadtvertretung hat beschlossen, die Strelitzhalle als Betrieb gewerblicher Art (BgA) einzustufen, was sie steuerrechtlich von den reinen Sportstätten abgrenzt. Diese Änderung erlaubt die Besteuerung bestimmter Umsätze, gleichzeitig kann jedoch gezahlte Vorsteuer abgezogen werden. In diesem Zuge wurde eine neue Entgeltordnung beschlossen, die für die Vereine in Neustrelitz keine Veränderungen bei den Nutzungsgebühren bedeutet. Dieser Beschluss stellt sicher, dass die Strelitzhalle in ihrer Funktion als multifunktionale Veranstaltungsstätte künftig noch besser genutzt werden kann.

Diese Sitzung zeigt, wie zielgerichtet und konstruktiv die Stadtvertretung an der Weiterentwicklung Neustrelitz’ arbeitet. Mit Entscheidungen wie dem Radverleihsystem und der neuen Ausrichtung der Strelitzhalle wird die Stadt zukunftsfähig und vielseitig aufgestellt.

Welche Kanäle oder Plattformen empfehlen Sie den Bürgerinnen und Bürgern, um sich über das stadtpolitische Geschehen zu informieren?

Es ist mir und der Verwaltung Neustrelitz ein großes Anliegen, dass die Bürgerinnen und Bürger von Neustrelitz stets umfassend informiert sind. Dafür bieten sich mehrere Plattformen an:

  • Bürgerinformationsportal: Im Bürgerinformationsportal der Residenzstadt Neustrelitz können Sie detaillierte Informationen zu den Sitzungen der Stadtvertretung und der Ausschüsse einsehen. Tagesordnungen, Vorlagen und Beschlüsse sind dort transparent zugänglich. Scannen Sie einfach den QR-Code oder besuchen Sie: https://neustrelitz.sitzung-mv.de/public/si010.

  • Amtsblatt Strelitzer Echo: Das Amtsblatt Strelitzer Echo erscheint regelmäßig und bietet Ihnen offizielle Bekanntmachungen sowie weitere Informationen zu Entscheidungen, Projekten und Veranstaltungen.

  • Soziale Medien: Auf meinem Instagram-Account (@max.neustrelitz) teile ich regelmäßig persönliche Einblicke in meine Arbeit als Stadtpräsident. Ich lade Sie herzlich ein, mir dort zu folgen und direkt mit mir in Kontakt zu treten.

Diese Kanäle ermöglichen es Ihnen, sich aktiv zu informieren und am Geschehen in unserer Stadt teilzuhaben. Transparenz und eine offene Kommunikation liegen mir besonders am Herzen, und ich freue mich darauf, mit Ihnen im Dialog zu bleiben.

Was wünschen Sie sich im Jahr 2025 für die Stadt Neustrelitz?

Zunächst einmal die erfolgreiche Wiedereröffnung der Strelitzhalle. Mein Herz schlägt schließlich immer noch für die 2. Liga-Volleyballer des PSV Neustrelitz, auch wenn mich mein neues Amt dazu gezwungen hat, in der Organisation des PSV kürzerzutreten.

Darüber hinaus wünsche ich mir eine weiterhin so engagierte Zusammenarbeit aller Stadtvertreterinnen und Stadtvertreter sowie eine konstruktive und partnerschaftliche Zusammenarbeit mit der Verwaltung. Nur gemeinsam können wir möglichst viel Positives für unsere schöne Stadt umsetzen. Vorwärts statt Stillstand. Wir müssen mutig sein und Dinge wagen, anstatt stets nach Gründen zu suchen, warum etwas nicht machbar ist. Meine Philosophie ist klar: Wir sollten nach Lösungen suchen und nicht nach Problemen.

Abschließend bedankt sich die Redaktion des Strelitzer Echo herzlich bei Herrn Odebrecht für das offene und interessante Gespräch. Die Stadtverwaltung wünscht ihm weiterhin viel Erfolg und Freude in seiner neuen Rolle als Stadtpräsident.