“wandeln - gemeinsam”
In ihren textilen Kunstwerken verwebt die Berliner Künstlerin Rita Zepf Stoff, Faden und Erinnerung. Ihre Bilder konzentrieren sich auf das Zwischenmenschliche. Der Raum um die Figuren bleibt blass – wie unsere Erinnerungen. Nur feine Fadenlinien deuten ihn an. Die Menschen aber, die Kinder und Erwachsenen, leuchten auf. Stoff bringt ihnen Farbe und Form. Volumen entsteht durch abgestepptes Material, durch Ausbleichungen, das wie Sonnenlicht – scheinbar zufällig – sich auf ihre Körper legt. Die Fäden, mit denen Zepf näht, hängen oft lose herab. Sie verbinden sich mit anderen. Sie sind wie unsichtbare Bande – Erinnerungen an gemeinsame Zeiten, geteilte Krisen, freudige Momente des kleinen Glücks. Liebe, die durch Stoff tastbar wird. Rita Zepf näht Erinnerungsbilder. Sie nutzt Stoffe, die selbst Geschichte tragen: alte Bettlaken, Tischdecken, Stoffreste. Wir als Betrachtende knüpfen an. Ihre Kunst berührt nicht nur das Auge, sondern auch das Geflecht unserer synaptischen Verbindungen. Plötzlich tauchen eigene Szenen auf – Menschen, Räume, Momente.
Diese Kunst erzählt nicht nur, sie fragt auch: Wer sind wir? Was verbindet uns? Vielleicht sind es genau diese Fäden – dünn oder dick, glänzend oder matt – die uns zu dem machen, was wir sind: Menschen, miteinander verbunden im Gewebe der Zeit.
Die Ausstellung „NADELarbeit – zwischen Nadel und Faden“ ist bis zum 31. August in der Galerie für gegenwärtige Kunst in der Alten Kachelofenfabrik Neustrelitz zu sehen.