Bürgermeister Andreas Grund und Initiatorin Cornelia Nenz am plattdeutschen Begrüßungsschild in der Penzliner Straße.
Zum Jahreswechsel wurden die Begrüßungsschilder an sieben Zufahrtsstraßen neu gestaltet. „Willkamen in Niegenstrelitz“ heißt es jetzt an den Ortseingängen.
Die niederdeutsche Sprache in der Öffentlichkeit sichtbarer zu machen, ist die Idee dahinter. Alle Menschen, die in die Stadt hineinfahren, sollen freundlich up Platt begrüßt werden. Wer die Stadt verlässt, wird auf der Rückseite mit dem Gruß „Niegenstrelitz seggt adschüß“ verabschiedet.
Die Anregung trug die Neustrelitzerin Dr. Cornelia Nenz ins Rathaus und in den Ausschuss für Kultur und Tourismus hinein. „Das Schild soll ein angenehmer, freundlicher Hinweis auf die Tradition der niederdeutschen Sprache in unserer Region sein. Beim Hineinfahren in unsere Stadt kann so ein Lächeln bei Einheimischen und Gästen erzeugt werden, das in unserer Zeit so bitter nötig ist“, sagt die langjährige Direktorin des Fritz-Reuter-Literaturmuseums Stavenhagen, die sich ebenfalls im Heimatverband engagiert.
Ursprünglich sollte der plattdeutsche Ortsname unter dem gelben Ortseingangsschild angebracht werden, wie es andere Orte, wie „Niegenbramborg“ oder „Stemhagen“, machen. Doch in Neustrelitz befindet sich dort bereits ein touristisches Gütesiegel, nämlich die Bezeichnung „Staatlich anerkannter Erholungsort“. Noch mehr Schilder sind an dieser Stelle nicht erlaubt.
Eine gute Alternative sind die ohnehin vorhandenen städtischen Begrüßungsschilder, auf denen nicht lediglich ein Wort, sondern sogar zwei kurze freundliche Sätze Platz haben.
In Abstimmung mit der Plattdeutsch-Fachfrau Cornelia Nenz einigte man sich auf die Formulierung und deren Schreibweise. „Die in unserem Bundesland eingeführten Profilschulen Niederdeutsch machten eine Vereinheitlichung der niederdeutschen Rechtschreibung nötig. Das Kompetenzzentrum Niederdeutschdidaktik an der Universität Greifswald arbeitete diese Regelungen für die notwendige sprachliche Vereinheitlichung aus. Es entschied sich, dabei der Schreibweise von Frau Prof. Herrmann-Winter zu folgen. Daraus ergibt sich die Schreibweise „Nieg-„ erläutert sie. Als Cornelia Nenz im vorigen Jahr bei der Lesenacht Plattdeutsches las, fragte sie das interessierte Publikum, ob es sich die Schreibweise „Niegenstrelitz“ vorstellen könnte. „Die überwiegende Zustimmung war hörbar und sichtbar“, konnte sie im Ausschuss berichten.
Die Überarbeitung der Schilder insgesamt kostet rund 3000 Euro. Die plattdeutsche Beschriftung darauf wurde über Spenden finanziert. Bürgermeister Andreas Grund dankte der Ideengeberin und allen Spendern bei einem Pressetermin für ihren Beitrag zu Pflege der niederdeutschen Sprache.
Die Ideen für mehr Platt im Stadtgebiet gehen Cornelia Nenz übrigens nicht aus. Sie schlägt vor, Sitzbänke mit plattdeutschen Sprüchen zu beschriften. So könnte es mancherorts wohl bald heißen: „Sett di dal“ oder „Beten verpusten“. Die erste Bank dieser Art, ebenfalls auf Basis einer Bürgerspende, soll im Kulturquartier aufgestellt werden.
Wer übrigens hin und her übersetzen und dabei sein plattdeutsches Vokabular erweitern möchte, sollte auf der Seite https://niederdeutsche-literatur.de/dwn/mv/index.php stöbern. Dort stellt das Kompetenzzentrum Niederdeutschdidaktik der Universität Greifswald das Wörterbuch nach Renate Hermann-Winter bereit.
Viele weitere Informationen rund um das Plattdeutsche in unserem Bundesland gibt es beim Landesheimatverband MV unter https://www.heimatverband-mv.de/niederdeutsch.html
Unser Tipp: „De Noorden op Platt“ - Das plattdeutsche Magazin mit interessanten Beiträgen aus allen norddeutschen Bundesländern ist jeden letzten Sonntag im Monat um 11:30 Uhr im NDR-Fernsehen zu sehen.
Hervorhebung neben dem beitrag:
Für ihr herausragendes Engagement auf dem Gebiet der Kultur- und Heimatpflege in Mecklenburg-Vorpommern, für den Einsatz zur Stärkung eines ganz besonderen Lebens- und Heimatgefühls erhielt Dr. Cornelia Nenz im Januar 2024 den Verdienstorden des Landes Mecklenburg-Vorpommern.