Mit rund 27.700 Ankünften und 62.500 Übernachtungen im Zeitraum zwischen Januar und September 2022 konnte Neustrelitz im vorigen Jahr an die Vor-Corona-Jahre nicht nur anknüpfen, sondern die touristischen Zahlen im Vergleich zu 2019 sogar deutlich steigern. Das geht aus der bisherigen Auswertung des Statistischen Landesamtes hervor. Gegenüber 2021 stiegen die Übernachtungen hier um 18,5 Prozent (Mecklenburgische Seenplatte 22,2 Prozent). Im Stadthafen legten 2171 Boote an. Der Reisemobilstellplatz verzeichnete 1105 Ankünfte.
Natürlich war auch das Jahr 2022 noch von der Corona-Pandemie geprägt, aber die Besucherzahlen der Einrichtungen stiegen doch allmählich wieder deutlich an.
So waren im Sommer die Festspiele im Schlossgarten („Carmen“) so gut besucht, wie vor der Pandemie („Die Bajadere“ 2019). Die Besucher kamen zum Open-Air selbstverständlicher wieder, im Innenraum hatten viele Menschen noch Bedenken. Das Theater hatte außerdem im Januar und Februar noch Beschränkungen und Kurzarbeit, Premieren fanden nicht statt. Doch dann ging es langsam wieder los. Zum Beginn der Spielzeit 2022/23 fanden die Tage der offenen Tür in Neustrelitz und Neubrandenburg mit ganz normaler Auslastung und Zahlen wie vor der Pandemie statt. Es war ein toller Auftakt in die neue Spielzeit - fast 700 Gäste allein in Neustrelitz. Die Besucher freuten sich sehr über den Kostümverkauf, ein tolles Bühnenprogramm und die Führungen im Theater und in der neuen Werkstatt. Auch die Weihnachtsmärchen 2022 waren ein großer Erfolg. Endlich durfte das Theater wieder Schulen und Familien empfangen, wenn auch einige Besucher wegen der Krankheitswelle absagen mussten. „Krisen und Inflation zeigen aber auch im Kulturbetrieb ihre Wirkung. Steigenden Kosten, auch bei den Energiepreisen, sind dafür verantwortlich, dass die Menschen sparsamer sind und zuerst an der Kultur sparen. Ein Anstieg der Zahlen im Vergleich zu 2020 und 2021 ist aber deutlich zu erkennen und lässt hoffen“, so die Einschätzung aus der TOG.
Für das Leea war 2022 ein besonderes Jahr. Es feierte den 10. Geburtstag. Zu diesem Anlass gab es Themenmonate, die sich intensiv Aspekten aus den Bereichen Klima- und Umweltschutz, Nachhaltigkeit und erneuerbaren Energien widmeten. Es entstanden zum Beispiel Filme oder instagram-Beiträge, die oft von kleinen Ausstellungen ergänzt wurden. Das Kulturquartier unterstützte das Leea insbesondere durch begleitende Literatur im Leea und in der Bibliothek. Am großen Tag der offenen Tür zum Geburtstagsfest am 24. September nahmen 1.800 Gäste teil.
Familienurlaub
Das Kulturquartier und die Schlosskirche wurden im Jahr 2022 von insgesamt über 21.000 Menschen besucht (ohne Veranstaltungen, Vermietungen und Vermittlungsangebote). Davon entfallen etwa 10.000 Besucher auf die Bibliothek im Kulturquartier und knapp 6.000 auf die Schlosskirche. Die Gesamtzahl der Besucherinnen und Besucher war deutlich höher als im Jahr 2021, wobei ein Vergleich der Zahlen aufgrund der Corona bedingten Schließungen nicht repräsentativ ist. Im Kulturquartier fanden über 50 öffentliche Veranstaltungen statt, die von insgesamt fast 7.000 Menschen besucht wurden. Beliebt waren wieder Ereignisse, wie die Lesenacht, die Fête de la Musique, die Kunstnacht oder der Hofzauber. Besonders gut besucht war das Gartenkulturfest im Frühjahr, das mit vielen Kooperationspartnern organisiert wurde. Die fünf Sonderausstellungen, darunter die große Aktausstellung mit Fotografien von Klaus Ender und die Ausstellung zur Strelitzer Hofküche, hatten insgesamt rund 4000 Besucher. In der Schlosskirche fanden mit einer Architekturausstellung zum Schlossberg und der Retrospektive Uwe Maroske zwei Ausstellungen statt. Führungen durchs Museum und die Stadt sowie Bibliotheksführungen und Leseförderangebote hatten über 1.200 Teilnehmer. Diese insgesamt 80 Angebote richteten sich besonders an Kita- und Grundschulkinder sowie Schüler der Mittelstufe des Carolinums. Das Kulturquartier arbeitete neben dem Leea auch mit den PC-Senioren, dem Verein Stasi-Haftanstalt oder dem Jugendbeirat zusammen. Der Tourismusverband Mecklenburg-Vorpommern e.V. hat dem Kulturquartier 2022 das das Qualitätssiegel „Familienurlaub MV-Geprüfte Qualität“ verliehen.
Am 1. Mai begann die erste Saison im Slawendorf, die von der ProKultur gGmbH mit Sitz in Berlin gestaltet wurde, nachdem zunächst der Ende März vom Sturm umgeworfene Palisadenzaun repariert worden war. Schüler- und Jugendgruppen nutzten die umfangreichen Bildungs- und Aktionsangebote. Wie in den Vorjahren war das Slawendorf an den Wochenenden zunächst nur zu Sonderveranstaltungen geöffnet. Das Team reagierte auf Besucherwünsche und führte an ausgewählten Sonntagen Familientage ein. Dieser Versuch fand großen Zuspruch. Überdurchschnittlich gut besucht waren die drei Wochenendveranstaltungen zu Themen des Slawentums und das Demokratiefest. Während das Slawendorf wieder viele Urlauber der Region begrüßen konnte, soll das Besucherpotential bei den Tagesausflüglern aus dem Berliner Raum noch ausgebaut werden. Dazu möchte der Verein die Infrastruktur und verkehrliche Anbindung weiter entwickeln.
Im Tiergarten kletterte die Besucherzahl erstmals in seiner Geschichte über die 100.000er Marke. In diesem Rekordjahr wurden 106.240 Besucher (2019: 91.693) begrüßt. „So viel wie nie“, heißt es seitens der Stadtwerke Neustrelitz, die den Tiergarten seit 2011 betreiben. In den Corona-Jahren war die Zahl auf unter 90.000 zurückgegangen. Besonders Familien fühlen sich in dem Revier wohl, dessen Geschichte 1721 als herzogliches Wildgatter begann. Mit 9760 verkauften Familienkarten wurde für das vergangene Jahr ein weiterer Rekord vermeldet.
Allein seit 2011 entstanden im Tiergarten unter anderem ein Eingangsgebäude mit Bistro und Sozialräumen sowie neue Gehege. Die Wege wurden barrierefrei gestaltet. Bereits in den Jahren zuvor hatte der damalige Träger, das Rehabilitationszentrum (heute IDA und Freunde), eine Gaststätte, einen Spielplatz, Parkplätze und moderne Gehege eingerichtet. Seit dem vergangenen Jahr verweisen Stelen auf die mehr als 300-jährige Geschichte des Tiergartens.
Die Touristinformation hat auch im vorigen Jahr neue Ideen umgesetzt, um die Betreuung der Gäste weiter zu verbessern. In Zusammenarbeit mit der Kreisvolkshochschule fand ein Stadtführerlehrgang statt, den 15 Frauen und Männer mit einem Zertifikat abgeschlossen haben. Einige Teilnehmer haben unmittelbar nach der bestandenen Prüfung ihre Arbeit als Stadtführer in der Residenzstadt aufgenommen. Damit konnte der Bedarf an Stadtführern vorerst gedeckt werden. Junge Besucher können die Stadt mit einer neuen Kinderrallye erkunden. Im offenen Fotowettbewerb 2022 reichten Hobbyfotografen ihre Lieblingsbilder für die Imagebroschüre und einen Neustrelitz-Kalender ein. „Deutschland aus dem All“ heißt ein Filmprojekt der ARD, für die auch in Neustrelitz Luftaufnahmen gedreht wurden. Der Ausstrahlungstermin im Ersten wird noch bekannt gegeben. Ein Video über die Residenzstadt ist im Rahmen der „MV-Kampagne Reisemobil“ des Tourismusverbandes entstanden. Hier gibt es schöne Tipps für den Familien-Kurzurlaub mit dem Camper im Herbst (Tipps für die Mecklenburgische Seenplatte, YouTube). Ganz neu auf neustrelitz.de und neustrelitz-erleben.de ist der Film einer Stadtführung mit Stadtführer Christoph Prinz zu sehen. Gäste erhalten damit einen ersten Eindruck von der in der Tourist- und Nationalparkinformation buchbaren Führung.
Für die Saison 2023 wird gerade eine Aktivbroschüre mit Tipps für Wander-, Fahrrad-, E-Bike- und Kanutouren vorbereitet. Für die Schlosskoppel sind eine neue Beschilderung und ein Faltblatt in Arbeit. Auch die Ausstellung im Stadthafen soll in diesem Jahr aktualisiert werden.
Neustrelitz wird im Sommer dem Verbund „Seenplatte rundum“ beitreten. Über diesen Verbund soll Urlaubern der teilnehmenden Städte und Gemeinden in der großen Tourismusregion zwischen Plau und Feldberg das Fahren auf Kur- oder Gästekarte kostenfrei ermöglicht werden. Finanziert wird das Angebot in den meisten teilnehmenden Gemeinden über eine Kurabgabe. Neustrelitz stellt aus dem Stadthaushalt eine Zwischenfinanzierung bereit, da die Kalkulation der Kurabgabe noch nicht abgeschlossen ist. Die Einführung im kommenden Jahr wird zurzeit vorbereitet. Mit dem Verkehrsverbund „Seenplatte rundum“ bekommt der Tourismus in Neustrelitz neue Chancen. So möchte die Residenzstadt als Staatlich anerkannter Erholungsort punkten und unter anderem mehr Tagesgäste aus der Region gewinnen.