Titel Logo
Strelitzer Echo
Ausgabe 6/2024
Redaktionelles
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Nachruf: Seniorenrat trauert um Gründungsmitglied Horst Rösner

So kannten ihn die meisten Menschen: Horst Rösner konnte gut lachen. Der Mitbegründer des Seniorenrates Neustrelitz ist im Alter von 89 Jahren gestorben.

Der Senior bat zum Tanz und nicht nur das

Drei Mal ist er offiziell verabschiedet worden. Und drei Mal ist er wieder zurückgekehrt. Zu sehr war der Neustrelitzer Seniorenrat für Horst Rösner eine Herzensangelegenheit, ein wichtiges Stück Heimat, ein Ort, an dem er sich einbringen konnte, sich gut verbunden fühlte, an dem er gehört wurde und zuhören konnte. Erst vor wenigen Monaten musste er dem Alter und der Gesundheit Tribut zollen und sich aus dem Gremium zurückziehen. Am 11. März ist Horst Rösner gestorben. Er wurde 89 Jahre alt.

Der gebürtige Rostocker gehörte 2008 zu den Gründungsmitgliedern des Seniorenrates, der sich für die Belange älterer Menschen einsetzt. Am Ende des ersten Jahrzehnts im neuen Jahrtausend ging es in Neustrelitz um einen Titel - den der seniorenfreundlichen Kommune in Mecklenburg-Vorpommern. Dass Neustrelitz im Jahr 2008 die Ehrung tatsächlich zugesprochen bekam, ist auch dem Einsatz von Horst Rösner zu verdanken. Damals war er noch im Vorstand des Altstrelitzer Seniorenclubs aktiv und kam in dieser Funktion in die Arbeitsgruppe, die die Bewerbung um den Titel vorantrieb.

Die Sache mit dem damit verbundenen großen bürokratischen Aufwand war kein Selbstläufer, es musste Handfestes vorgelegt werden. Nicht allein die ehrenamtliche Arbeit von älteren Menschen in Vereinen und eine seniorengerechte Infrastruktur zählten. Die Stadt musste schon Alleinstellungsmerkmale auf den Teller der Bewerbungsofferte legen. Und das tat sie, beispielsweise mit einer Seniorenband, die mit eigenen Konzerten unterwegs war und ist, mit einem Fotografen, der einst noch mit weit über 70 Jahren auf der Leiter stand und das Leben in seiner Stadt auf Bildern festhielt. Und mit einem Seniorentanztee, für den Horst Rösner der Ideengeber war. Selbst ein begeisterter Tänzer, konnte Horst Rösner Sabine Fichtelmann von der Inselgaststätte Helgoland für das gesellige Miteinander „Seniorentanz am Nachmittag“ gewinnen. Regelmäßig war denn auch die Hütte bei den Helgoländern zum Schwofen voll. Immerhin 60 Tanztees organisierte Horst Rösner, stets mit seiner Frau Helga an der Seite. Rösners hätten den Laden gern auch noch länger geschmissen, aber der Gesundheit zuliebe zogen sie sich 2017 von der Organisation zurück. Der Staffelstab wurde an die Inselgaststätte Helgoland übergeben. Der Tanztee findet im Übrigen bis heute statt.

Beflügelt vom Erfolg des 2008 erreichten Titels „Seniorenfreundliche Kommune“ war es damals auch Horst Rösner, der befand, dass es „das nicht gewesen sein kann.“ Er stellte Kontakte zum Landesseniorenrat her, organisierte eine Regionalkonferenz und gründete anschließend mit sieben weiteren Mitstreitern den Seniorenrat Neustrelitz.

Für seine „Ehrenamtskollegin“ Marianne Müller, die viele Jahre bei den Neustrelitzer PC-mitwirkte, und ebenfalls zu den Gründungsmitgliedern des Seniorenrats gehört, war Horst Rösner immer ein Motor und ein Ideengeber, ein umgänglicher, zuverlässiger und engagierter Mensch. So hat er auch den Fotowettbewerb für Senioren, der auch in diesem Jahr wieder ausgeschrieben wird, mit ins Leben gerufen. Auch die Seniorenerkundungsfahrten, die es einige Jahre gab und bei denen sich Gelegenheit bot, die Stadt an Orten kennenzulernen, an denen der eine oder andere womöglich länger nicht war, gehen auf sein „Konto“.

Werner Stegemann, der auch schon länger zum Seniorenrat Neustrelitz gehört, schätzt die besondere Art von Humor, die Horst Rösner auszeichnete. Es war eher ein leiser Humor, einer mit Augenzwinkern. „Es hat Spaß gemacht, mit ihm zusammenzuarbeiten“, sagt Stegemann.

Für Ingrid Sievers, die Sprecherin des Seniorenrates, war Horst Rösner ein guter Freund, dessen Lebensleistung mit dem Ehrenamt bis ins hohe Alter sie hoch achtet. „Er war vertrauenswürdig und bekam Vertrauen zurück“, resümiert Sievers.

Die Stadt Neustrelitz ehrte den beständigen Einsatz Horst Rösners für die Belange älterer Menschen im Jahr 2010 mit dem von ihr vergebenen Ehrenamtspreis.

Horst Rösner hat nicht immer in Neustrelitz gelebt. Aber die Stadt wurde schon früh zu einer wichtigen Station in seinem Leben. Hier absolvierte er sein Studium zum Bauingenieur am Altstrelitzer Technikum, hier lernte er auch seine Frau Helga kennen. Anfang der 2000er Jahre zog das Paar zunächst nach Altstrelitz zurück. Später wurden die beiden dann noch in einer Wohnung im Stadtzentrum heimisch.

Vor wenigen Wochen noch hatte der Seniorenrat das Ehepaar Rösner zu einer Dankeschön-Kaffeetafel eingeladen. Obwohl schon merklich geschwächt, hielt Horst Rösner an diesem Nachmittag eine kleine Rede. Er sei froh, dass der Seniorenrat in guten Händen ist, er habe gern mit den Menschen in dem Gremium zusammengearbeitet. „Die Runde hat ihm gut getan“, sagt Ingrid Sievers rückblickend. Er sei richtig aufgeräumt gewesen. Der guten Erinnerung an das Dankeschön zum Abschied sollte eigentlich noch eine Fotografie folgen - aufgestellt im Zimmer der Rösners im Pflegeheim. Das Foto aber hat er leider nicht mehr sehen können.

Marlies Steffen