Blick in den Roten Saal nach der Restaurierung.
Zurück ins Jahr 1842: Anstelle des Küchenanbaus wurde eine Pergola im Buttelschen Sinne errichtet.
Symbolische Schlüsselübergabe, v.l.n.r. Kai Stegemann und Michael Piletzki als Pächter von der MiKa Gastro UG, Objektmanagerin Angela Worgull des SBL NB, Finanzminister Dr. Heiko Geue und Winfried Tasler, Leiter des SBL NB im Gelben Saal.
Klassizistische Fassung von Buttel wiederhergestellt
Die Restaurierung der Orangerie ist abgeschlossen. Am 27. März übergab der für den Landesbau zuständige Finanzminister Dr. Heiko Geue das Gebäude der Öffentlichkeit. Zu Ostern hat auch die Gastronomie in der Orangerie ihren Betrieb aufgenommen.
Minister Heiko Geue bezeichnete die Orangerie als Bauwerk von einzigartigem kulturhistorischem Wert. „Besonders fasziniert hat mich die Arbeit der Restauratorinnen und Restauratoren. Diese haben den eindrucksvollen klassizistischen Wandmalereien in den drei Sälen der Orangerie wieder Leben eingehaucht. Nun kann das Gebäude erneut seine herausragende Stellung im Ensemble der erhalten gebliebenen Bauwerke der Schlossanlage einnehmen. Dafür und für die sehr gute Zusammenarbeit danke ich allen Beteiligten“, so der Minister.
Um 1755 wurde die Orangerie als eingeschossiger Bau als Winterquartier für tropische Pflanzen errichtet. 1840 bis 1842 baute der großherzogliche Baumeister und Schinkel-Schüler Friedrich Wilhelm Buttel sie im klassizistischen Stil als Gartensalon für höfische Feste um: Der eingeschossiger Putzbau hat insgesamt neunzehn Achsen und ein Mansarddach. Der dreiachsige Mittelrisalit wurde um ein Geschoss aufgestockt und mit Rundbogenfenstern versehen. Die drei Festsäle in den Landesfarben Blau, Gelb und Rot beherbergen Kopien antiker Skulpturen und die herzogliche Antikensammlung. Die repräsentative Raumwirkung wird durch Deckenmalereien und Arabesken im pompejanischen Stil von Bernhard Wilhelm Rosendahl, Rundbogennischen und Konsole mit antiken Plastiken sowie Reliefs, die von klassizistischen Bildhauern wie Christian Daniel Rauch und Bertel Thorvaldsen stammen, erreicht.
Seit den 1920er Jahren wurde das Gebäude gastronomisch genutzt. Im Obergeschoss waren zeitweise Wohnungen eingerichtet. 1937 erfolgte der Anbau der Exedra, eines halbrunden Vorbaus. Unter Baurat Brückner sind in den 1930er Jahren die umfangreichsten baulichen Veränderungen an der Fassade und in den Innenräumen vorgenommen worden. Weitere Umbauarbeiten und Restaurierungsmaßnahmen in den Sälen fanden in den 1970er und 1980er Jahren statt. In dieser Zeit wurde an der nordwestlichen Gartenseite ein voluminöser Wirtschaftstrakt angefügt, wodurch die klassizistische Gestalt der Orangerie stark beeinträchtigt war.
Seit 2016 waren der Sanierung umfangreiche Untersuchungen und Planungsleistungen vorausgegangen. Im Juni 2021 begann die Grundinstandsetzung. Ziel der Restaurierung war es, die Grundriss- und Fassadenstruktur von 1842 ist wiederherzustellen.
Unter anderem waren statische Ertüchtigungen im Dach, am Gebäude sowie Maßnahmen zum Brand- und Feuchteschutz notwendig. Der Sockelbereich wurde nachträglich horizontal abgedichtet. Nach dem Rückbau der im Laufe der Jahrzehnte angefügten Anbauten und Vorsprünge ist die klassizistische Formensprache des Denkmals wieder erkennbar.
Die Putzfassade einschließlich der zum großen Teil erhaltenen Stuckprofile wurde denkmalgerecht saniert und restauriert. Die Fassade mit ihren zahlreichen Zierelementen zeigt sich wieder in der historischen Fassung.
Der 1972 angebaute Küchentrakt wurde komplett abgebrochen. Dort entstand wieder eine Pergola. Sie war 1979 zurück gebaut worden. Jetzt wurde sie jetzt im Sinne der Gestaltung der Anlage um 1842/43 als moderne Variante mit Pfeilern aus Stahlbeton neu errichtet. In der Orangerie finden künftig wieder öffentliche Veranstaltungen statt. Zum Café und Restaurant gehört eine Gartenterrasse.
Die Wandmalereien in den drei Sälen im pompejanischen Stil sind nahezu vollständig erhalten und von einzigartigem kulturhistorischem Wert für Mecklenburg-Vorpommern. Die Reliefs, Gipsabgüsse, Kronleuchter, Wand- und Deckenmalereien wurden restauriert und die Fußböden werden komplett saniert. Bei der Sanierung der Fenster und Türen sind die
Bestandstüren aus den Nebenräumen in die Säle sowie die Türen zwischen den Sälen, die aus den 1930er Jahren stammen, erhalten geblieben. Alle anderen Bereiche haben neue Innentüren erhalten, auch die Elektro- und Heizungsanlagen wurden erneuert.
Der gesamte öffentlich genutzte Bereich im Erdgeschoss ist barrierefrei zugänglich, ebenso der Zugang durch die Laube in den Garten.
Die Kosten der Sanierung und Restaurierung betrugen 10 Millionen Euro. Sie wurden durch EFRE-Mittel der Europäischen Union (Europäischer Fonds für Regionale Entwicklung) gefördert.