Ein nachträgliches Gedenken
Dr. Raimund Hoffmann im Jahr 2008 bei der Einführung in die Ausstellung „Klassiker der Figur“, die Werke großer europäische Bildhauer in der Neustrelitzer Schlosskirche vereinte.
Seine Stimme bleibt vielen Besuchern der Ausstellungseröffnungen in der „Plastikgalerie Schlosskirche Neustrelitz“ unvergessen. Er führte die Menschen in die schöpferischen Welten der Bildhauerei. Seine Gedanken zur Geschichte der bildenden Kunst und zur Gesinnung des künstlerischen Denkens und Empfindens der schöpferisch wirkenden Menschen bleiben in Publikationen der Plastikgalerie und anderen kunstwissenschaftlichen Beiträgen lebendig.
Mit dem sich nun mehr und mehr herstellenden Abstand zu dem in Deutschland wohl einzigartigen Projekt „Plastikgalerie Schlosskirche Neustrelitz“ erweisen sich die damit verbundenen zwei Jahrzehnte als ein bleibendes Zeugnis für das gewachsene Selbstverständnis und den gebildeten Anspruch der Residenzstadt Neustrelitz.
Der im Jahre 2020 verstorbene Bildhauer Uwe Maroske legte der Stadt Neustrelitz im Spätherbst 1999 eine Konzeption vor, die dem kongenialen Zusammenspiel von Baukunst, Bildhauerei und Landschaftsgestaltung mit Ausstellungen figürlicher Plastik des 19. und 20. Jahrhunderts in der Schlosskirche eine neue und zukunftsweisende Aufmerksamkeit verlieh. Für den dabei unerlässlichen kunstwissenschaftlichen Bereich gewann er im darauffolgenden Jahr den Kunsthistoriker Dr. Raimund Hoffmann.
Seinem Mitwirken ist es zu verdanken, dass sich mit diesem Projekt im Verlauf der darauf folgenden zwei Jahrzehnte ein neuer Ausstellungsbereich in Neustrelitz herausbilden konnte, der in der Fachwelt künstlerischen und wissenschaftlichen Wirkens hohe Anerkennung gefunden hat. Ja, es war ein einzigartiges und unwiederbringliches Zusammenwirken von kunstgeschichtlichem Denken und künstlerischen Sichtweisen. So hat auch die einhergehende Intensität und Entschlossenheit im Zusammenwirken beider Kuratoren dazu beigetragen, dass das über 20 Jahre jährlich neu aufgelegte und den Entscheidungsträgern unserer Stadt zu erklärende Projekt „ Plastikgalerie“ in der interessierten Öffentlichkeit Deutschlands als eine gewachsene Institution wahrgenommen wurde.
Die gebildete Vernetzung von Leihgebern einflussreicher Kunststiftungen, bedeutender Galerien und führender Museen mit namhaften Autoren zur Geschichte der Bildhauerei, die mit redaktionellen Beiträgen in den Publikationen der jährlich veröffentlichten Ausstellungskataloge vertreten waren, und den Fachkollegen, die Raimund Hoffmann zusätzlich für die Vielzahl der zu eröffnenden Ausstellungen hat gewinnen können, war ausschlaggebend für das erwiesene gute Ansehen der „Plastikgalerie Schlosskirche Neustrelitz“ in Deutschland.
Im Rückblick darauf ist das Meisterwerk Friedrich Wilhelm Buttels mit den von Albert Wolff geschaffenen Statuen der vier Evangelisten über dem Portal der Schlosskirche in einer erweiterten und überzeugend sinngebenden Weise ein bedeutender Mosaikstein in der Kulturgeschichte unserer Stadt. Der Beleg dafür findet sich in den dazugehörigen Publikationen, die im Archiv der Stadt Neustrelitz und der Deutschen Nationalbibliothek in Leipzig für die Nachwelt bewahrt bleiben.
Nach einem am Ende von Krankheit gezeichneten Leben ist Raimund Hoffmann im 77. Lebensjahr am 29. Mai 2023 verstorben.
Georg Huschke
im Juni 2023