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Nieparser Amtskurier
Ausgabe 6/2024
Amtliche Mitteilungen
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Ausstellungseröffnung/Vernissage am 22. Mai 2024 „Rainer Vetter zeigt Gerhard Vetter: Meer und mehr“

Am Mittwoch, 22. Mai 2024 wurde im Amt Niepars feierlich die Ausstellung „Rainer Vetter zeigt Gerhard Vetter: Meer und mehr“ eröffnet. An Kunst und Kultur und insbesondere an Fotografie interessierte Einwohner aus der Region waren erschienen, um der Laudatio und den eigenen Worten Rainer Vetters zu lauschen und die im Amtsgebäude verteilten Fotografieren selbst in Augenschein zu nehmen.

Die Einführung in die Ausstellung drucken wir hier nachfolgend ab:

„Lieber Herr Vetter,

Sie haben sich wieder sehr viel Mühe gemacht! Und das schon zum 2. Mal!

Bereits vor einigen Jahren hatten sie bei uns eine Ausstellung mit ausschließlich Aktfotografie organisiert.

Diesmal ist es etwas gemischter: es gibt auch Aktfotografie, daneben Porträts, Landschaft, Ostseeküste, Reisefotografie aus Südamerika, Afrika und Fernost und vieles mehr, meistens mit Bezug zum Wasser. So lautet auch der von Ihnen gewählte Titel der Ausstellung: „Meer und mehr“.

Ich muss Sie in diesem Punkte auch immer sehr bewundern, Herr Vetter: wir hatten die Ausstellung unter dem Titel „Rainer Vetter zeigt Gerhard Vetter“ beworben.

Ich muss Sie bewundern, wie sie sich selbst mit der Darstellung der Bilder Ihres Vaters zurücknehmen. Nicht nur Ihr Vater war Meisterfotograf, auch Sie sind Diplomfotograf mit vielen eigenen veröffentlichten Werken, und nehmen sich dennoch so zurück!

Dem zolle ich Respekt!

Für uns im Jahr 2024 haben Sie sich wieder sehr viel Mühe gemacht!

Viele Male haben wir uns für die Ausstellung besprochen, viele Male haben Sie sich hierher begeben, um die Fotografien für die Ausstellung auszusuchen, einzurahmen, aufzuhängen, zu beschriften ...

Und dann kam es doch ganz anders, als geplant: aus dem Personal des Amtes Niepars kam Widerstand gegen allzuviel Nacktheit auf den Bildern.

Plötzlich sah ich mich in der Rolle, Aktfotografie und Ästhetik gegen Sexismus und männliche Übergriffigkeit abgrenzen zu müssen.

Es gab Diskussionen zwischen Amtsleitung, Belegschaft und Personalrat:

Auf die Ausstellung ganz verzichten?

Die Aktfotografie nur in einem gesonderten Raum zeigen?

Die kritischen Körperstellen, Scham und Brüste, mit schwarzen Balken überkleben?

Im Ergebnis einer Kompromissfindung haben wir uns schließlich darauf geeinigt, alle Aktfotografie auf die obere Etage, d.h. auf den Korridor des Bauamtes zu „verbannen“.

Die Bauspezialisten und -spezialistinnen auf dieser Etage hatten gegen die Akte nichts einzuwenden!

Alles, was Sie, Herr Vetter, in eine künstlerisch ansprechende Abfolge von Bildern gebracht haben, wurde nun wieder ausgedünnt und umgehängt.

Und nun ist auf der obersten Etage, dicht an dicht, der - meines Erachtens - schönste Teil der Ausstellung zu bewundern! Sicherlich auch der Teil der Fotografien Ihres Vaters, der ihn am meisten schon zu frühen DDR-Zeiten berühmt gemacht hat. Ein „Pionier der Aktfotografie“ in der DDR, heutzutage würde man sagen ein „Starfotograf“.

Machen Sie sich auf den Weg in die oberste Etage! Und machen Sie sich ein eigenes Bild von der Fotografie, in der die Schönheit des menschlichen Körpers im Mittelpunkt steht!

Wir hatten aber auch sonst einiges Glück:

Teile der Ausstellung wurden bereits im vergangenen und im vorvergangenen Jahr in Wustrow gezeigt, und so konnten wir auf außergewöhnliche Bildformate in außergewöhnlicher Qualität zurückgreifen! Lassen Sie sich auch hier überraschen!

Bei den Bildern sprechen mich in besonderer Weise die Schwarz-Weiß-Fotografien an. Es gibt so viele traumhafte Farbbilder all überall. Und plötzlich empfindet man die Zurücknahme auf schwarz und weiß als etwas angenehm Wohltuendes: Themen, Menschen und Ansichten, die auf das Wesentliche des Bildes reduzieren.

Viel Freude habe ich selbst auch an den Porträts im großen Format, an den Fischländer Kapitänen, deren plattdeutschen Snack man im Vorübergehen zu vernehmen meint.

Dem Bild des bayerischen Humoristen Weiß Ferdl (Ferdinand Weisheitinger), dessen Stück von der Münchner Straßenbahnlinie 8 mir beim Anblick im Ohr klingt, oder der Fotografie der, wie man sie wegen ihrer glockenhellen Stimme damals nannte, „Chilenischen Nachtigall“, Rosita Serrano: hier stellt sich gleich der Schlager „Roter Mohn“ ein oder ihre Interpretation von „La Paloma“ aus dem Jahr 1943.

Diese historische Aufnahme von „La Paloma“ von Rosita Serrano fand viele Jahre später in den Filmen „Das Boot“ und „Das Geisterhaus“ Verwendung.

Serrano war in den 1930 er und 1940 er Jahren ein großer Star in Deutschland, von Goebbels gefördert, 1943 unter Haftbefehl gestellt, da sie ein Teil ihrer Gage jüdischen Flüchtlingen zur Verfügung gestellt hatte.

Wie hat es Gerhard Vetter geschafft, an so eine Persönlichkeit heranzukommen und ein Porträt von ihr aufzunehmen?

Nun sei mir noch ein kurzer Werbeblock gestattet: unlängst ist ein neuer Bildband über die Fotografie von Gerhard Vetter erschienen und im Buchhandel, im Internet und auch heute zu erwerben.

Und zum Schluss noch ein Dank an all diejenigen Kolleginnen und Kollegen, die geholfen haben, diese Ausstellung und den heutigen Abend vorzubereiten!

Und nicht zuletzt: ein großer, großer Dank an Sie, lieber Herr Vetter, dass Sie für uns diese wunderbaren Bilder präsentieren!

Und ich hoffe, Herr Vetter, dass Sie uns nun auch noch ein paar Worte zu ihrem Vater Gerhard Vetter und zu der Ausstellung sagen werden.“

Die Ausstellung der Bilder ist noch bis zum Juli 2024 in den Räumen und Korridoren des Amtes Niepars für die Öffentlichkeit zu sehen. Machen Sie davon Gebrauch und sehen Sie sich die Bilder an! Und ein Gästebuch für Ihre Kommentierungen liegt auch aus.

Anja Schmidt, Hauptamt