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Ausgabe 3/2023
Informationen aus dem Rathaus
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Das Waldgebiet Buchholz und das Hündchenmoor

Das Hündchenmoor

Der Parchimer Forst umgibt unsere Kreisstadt wie ein grüner Gürtel. Dieser grüne Gürtel teilt sich in verschiedene Waldgebiete. Das bekannteste ist – nicht zuletzt wegen der unmittelbaren Stadtnähe - das Waldgebiet Buchholz mit dem Hündchenmoor. Das etwa 300 Hektar große Gebiet ist eins der ältesten Waldgebiete der Stadt Parchim. Das Buchholz ist ein Wirtschaftswald, der vorrangig der Holzproduktion dient. Die häufigste Baumart im Buchholz ist die Rotbuche. Sie ist auf den meisten Flächen hier Bestandes-bildend und kommt in den anderen Flächen zumindest als Mischbaumart vor. Das Buchholz bis zum Drifftweg hat seit 1960 den Status eines Landschaftsschutzgebietes.

Das im Buchholz gelegene, etwa sechs Hektar große Hünchenmoor gilt als gesetzlich geschützter Lebensraum. Seine Fläche unterlag vermutlich bis zum Ende des 19. Jahrhunderts keiner Nutzung. Später wurde es entwässert. Dazu legte man Gräben an, die heute noch sichtbar, das Moor umschließen und durchschneiden. Die Fläche wurde dann landwirtschaftlich, wahrscheinlich als Streuwiese genutzt. In der Mitte des 20. Jahrhunderts wurde die Nutzung aufgegeben. Das Moor vernässte wieder und in den neunziger Jahren wurde auch der Abfluss durch Schaffung einer Anstauung verhindert. Trotzdem sind im Hündchenmoor seit Längerem nun sinkende Wasserstände auffallend. Während man vor einigen Jahren die Moorfläche nicht betreten konnte, ist dies heute möglich. Offene Wasserflächen sind kaum noch vorhanden. Auch findet sich zunehmend eine Bestockung aus Weiden, Birken und Kiefern auf der Fläche, die zusätzlich Wasser aus dem Moor ziehen. Aber nicht nur im Hündchenmoor sinkt der Grundwasserstand. Viele Feucht- und Gewässerbiotope sind im Stadtforst dieser Veränderung anheimgefallen. Drainagemaßnahmen und Entwässerung, höhere Jahrestemperaturen, damit verbunden höhere Verdunstung auf den Flächen, aber auch höhere Verdunstung durch verlängerte Wachstumsphasen der Vegetation, Verlagerung der Niederschläge in die Wintermonate, dazu trockene Sommer, zu rasches Abfließen des Wassers nach Niederschlägen, fehlendes Einsickern nach Schneelagen und auch ein hoher Wasserverbrauch durch den Menschen sind die Gründe für immer trockener werdende Standorte. Ein Zusammenhang zwischen den sich verschlechternden Wasserverhältnissen und der derzeitigen forstlichen Bewirtschaftung besteht nicht. Die Forderung nach der Aufgabe der forstlichen Bewirtschaftung – wie von der Ortsgruppe Parchim des B.U.N.D. kürzlich aufgestellt – wird nicht dazu führen, dass plötzlich wieder mehr Wasser im Moor vorhanden ist. Zur Erhaltung des Lebensraumes wäre es vielmehr zielführend, das Wassers dadurch im Moor zu halten, indem Drainage verfüllt oder beseitigt wird. Positiv auf den Wasserhaushalt würde sich auch das Entfernen der angekommenen Bestockung von der Fläche des Moores auswirken, da Bäume regelrechte „Säufer“ sind (eine Birke verdunstet bis zu 300 Liter Wasser am Tag). Dabei würde es aber nicht reichen, die Kiefern, Birken und Weiden nur abzuschneiden. Sie müssten auch von der Fläche gebracht werden, um einen Nährstoffeintrag in das Moor zu verhindern.

Das Gesicht des Landschaftsschutzgebietes Buchholz hat sich in den letzten dreißig Jahren sehr verändert. Das lieg zum einen an einem Wechsel der Baumgenerationen, der sich seit drei Jahrzehnten hier vollzieht. Zum anderen sind im Buchholz aber auch die in letzter Zeit entstandenen Kahlschläge auffallend. Sie sind die Folgen von Sturm oder Borkenkäferbefall. Hier erfolgt in einer Frist von zwei Jahren eine Wiederaufforstung mit anderen, standortgerechten Baumarten, z.B. Lärchen, die später von den Forstleuten auch mit Buchen unterpflanzt werden können. Buchenbestände werden generell nicht kahlgeschlagen.

Die Nutzung von Holz erfolgt im Stadtforst nicht willkürlich, sondern unterliegt einer planvollen Vorgehensweise. Als Waldeigentümer mit einer Fläche von mehr als 100 ha, ist die Stadt Parchim nach dem Landeswaldgesetz M-V alle zehn Jahre zur Durchführung einer Forsteinrichtung verpflichtet. Eine Forsteinrichtung stellt eine Aufnahme aller Bestände eines Forstbetriebes dar. Sie ermittelt den Zuwachs an Holz für die nächsten zehn Jahre und legt die Nutzungsmengen insgesamt und für jeden einzelnen Bestand im Forst fest. Auch werden alle anderen waldbaulichen Arbeiten für das kommende Jahrzehnt geplant, wie z.B. die Verjüngung und Pflegemaßnahmen. Nach diesen Vorgaben haben sich die Förster, für jede einzelne Jahresplanung zu richten. Hinzu kommt, dass die Stadtforstverwaltung Parchim Träger des PEFC-Zertifikates ist. Während die forstbehördlich bestätigte Forsteinrichtung vorschreibt, was zu tun ist, gibt das Zertifikat vor, wie die Arbeiten zu erfolgen haben. Die Erlöse, die aus dem Holzverkauf erzielt werden, werden auch wieder in den Wald investiert, so z.B. für Aufforstungen, Wegeinstansetzung, Verkehrssicherung, Waldbrandvorsorge und andere Forstschutzmaßnahmen.

Der aktuelle Hiebssatz für den Parchimer Forst beträgt 5,8 Festmeter je Jahr und Hektar. Das entspricht einer Holzmenge von 16.300 Festmetern, die jährlich im Stadtforst eingeschlagen werden. Damit liegt die Nutzung unter dem Zuwachs, der durch die Forsteinrichtung ermittelt, derzeit 7,7 Festmeter pro Jahr und Hektar beträgt.

Stadtforst Parchim