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Ausgabe 4/2023
Informationen aus dem Rathaus
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30 Jahre Stadtforstverwaltung Parchim

Die Stadt Parchim ist nach Rostock der zweigrößte kommunale Waldbesitzer in Mecklenburg/Vorpommern. Das städtische Waldeigentum, das wie ein grüner Gürtel die Stadt umringt, umfasst derzeit 2.972,23 Hektar. Das Eigentum geht auf eine Schenkung des Landesfürsten zur Gründung der Stadt Parchim Anfang des 13. Jahrhunderts zurück. Regellose Bewirtschaftung mit Streunutzung und Waldweide waren bis ins 19. Jahrhundert hinein üblich. Erst ab 1832, nachdem ein externes Gutachten einen „allgenmein schlechten Waldzustand“ bescheinigte, erfolgte die Bewirtschaftung mit forstlich gut ausgebildetem Fachpersonal unter Beachtung der Nachhaltigkeit und Anwendung waldbaulicher sowie ertragskundlicher Erkenntnisse. Dem Wald abträgliche Wirtschaftsweisen wurden abgeschafft und der bis dahin herrschende Forstfrevel unterbunden.

Die Bestände bestehen heute aus 44,8% Kiefer, 28,2% Buche, 5,3% Eiche, 2,7% Fichte, 4,8% Lärche sowie sonstigem Nadelholz mit 6,9% und sonstigem Laubholz mit 6,8%. Überwiegend sind terrestrische Standorte mit meist durchschnittlicher Wasserversorgung gegeben. Der Anteil der Nassstandorte ist mit nur 5% eher gering. Die Nährstoffausstattung ist auf 60% der Standorte mäßig (M), auf je 19% kräftig (K) und ziemlich arm (Z) und auf jeweils 1% reich (R) bzw. arm (A). Der neben dem Buchholz bekannteste Forstort der Stadt ist das Waldgebiet Sonnenberg. Hierbei handelt es sich um einen Höhenzug, der sich in Ost-West-Richtung südlich der Stadt erstreckt. Prägend für den Sonnenberg war das Warthe-Stadial der Saalevereisung. Während das Umland nur etwa 50 Meter über NN liegt, erreichen wir auf dem Gebiet der Stadtforstverwaltung mit dem „Sonnenberg“ bis zu 107,8 Meter. („Langer Berg“ im Revier Spornitz westlich von Kiekindemark. sogar 124,8 Meter.) Dieser Höhenunterschied begründet höhere Niederschläge als im Umland, was sich auf das Waldwachstum sehr positiv auswirkt.

Seit der Rückübertragung des städtischen Waldeigentums im Mai 1993 sind drei Forsteinrichtungen durchgeführt worden. Dabei wurden jeweils vollständige Zustandserfassungen des Forstes sowie seiner Bestände durch externe Gutachter durchgeführt. Die letzte Forsteinrichtung des Stadtforstes wurde mit dem Stichtag zum 01.01.2021 abgeschlossen. Das aktuelle Betriebswerk der Stadtforstverwaltung, dass von der Forstbehörde kontrolliert und bestätigt wurde, ist durch die „Ostdeutsche Gesellschaft für Forstplanung“ erarbeitet worden. Die forstliche Betriebsfläche beträgt demnach nun 2.972,23 Hektar, mit einem Gesamtholzvorrat von 871.348 Festmetern. Bei jeder Forsteinrichtung wird der abgelaufene Planungszeitraum ausgewertet und eine Betriebsplanung für die nächsten zehn Jahre erstellt. Eine Kernaussage ist hierbei die Herleitung des Hiebssatzes für den Zeitraum der kommenden zehn Jahre. Die Einhaltung des ermittelten Hiebssatzes garantiert die Nachhaltigkeit in der Bewirtschaftung.

Zusammenfassung der wichtigsten Ergebnisse der drei Forsteinrichtungen:

Die ertragsorientierte Bewirtschaftung des Parchimer Stadtforstes erfolgt seit 1993 wieder mit eigenem Personal (Bewirtschaftung durch den Staatlichen Forstwirtschaftsbetrieb von 1952-1993). Neben einer Sachbearbeiterin, die Im Innendienst tätig ist, arbeiten heute in drei Revieren (Damm, Slate, Kiekindemark) fünf Forstwirte, zwei Revierförster und ein Oberförster. Die Bewirtschaftung der stadteigenen Forstflächen erfolgt seit dem 2021 nach den PEFC-Standards und ist somit zertifiziert. Verwaltungssitz ist der Forsthof in dem kleinen Dorf Kiekindemark, einem Ortsteil von Parchim. Innerhalb der städtischen Verwaltung ist der Forstbetrieb dem Fachbereich Bau- und Stadtentwicklung zugeordnet. Hier ist „Forst“ ein eigenständiges Sachgebiet mit eigenem Haushalt. Wichtige Entscheidungen werden im Forstbeirat getroffen. Diesem Gremium gehören der Bürgermeister, die Fachbereichsleiter für Bau und Stadtentwicklung bzw. Finanzen und das Forstpersonal an.

Zu Problemen des Wasserhaushaltes bzw. wasserbautechnischer Maßnahmen im Stadtforst und zu Berührungspunkten mit dem Natur-, Arten- und Biotopschutz werden externe Fachleute zur Beratung eingeladen.

Das erklärte Wirtschaftsziel für den Parchimer Forst ist heute der Schutz, die Erhaltung und die Mehrung der städtischen Forstfläche sowie die langfristige Sicherung der Waldfunktionen. Eine Kostendeckung innerhalb des Sachgebietes Forst wird angestrebt. Die erzielten Einnahmen aus den Holzverkäufen, sind dabei möglichst wieder in den Wald zu investieren.