Oberförster Danilo Klaus bei der Verlesung des Forstberichts 2024.
Sehr geehrte Frau Stadtpräsidentin, sehr geehrter Herr Bürgermeister, sehr geehrte Stadtvertreterinnen und Stadtvertreter,
Anlässlich des Forstberichtes 2024 blicken wir auf ein niederschlagsreiches Jahr zurück. Fast 800 Millimeter Niederschlag haben wir gemessen. Die überdurchschnittlichen Mengen waren im Jahresverlauf gleichmäßig verteilt, nur der August war ein relativ trockener Monat. Die Bestände unseres Forstes konnten sich so etwas vom Trockenstress der letzten Jahre erholen. Der Anwuchs unserer Pflanzungen war gesichert. Es muss aber festgestellt werden, dass sich die Tendenz zu immer trockeneren Standorten trotzdem fortsetzt. Beim Fraß- Geschehen des Borkenkäfers in der Fichte entspannt sich bei uns die Situation. Das liegt aber leider eher daran, dass der Borkenkäfer kaum noch Fichtenbestände im Stadtforst vorfindet. Allein auf gut wasserversorgten Standorten ist die Baumart bei uns noch Bestandes-bildend. Die großen Zwangsnutzungen und die damit verbundenen Kahlschläge, die ja auch wieder aufgeforstet werden müssen, sind größtenteils überstanden. In der nächsten Forsteinrichtung wird aber die einstige Hauptbaumart Fichte, die noch vor 30 Jahren bei uns mit über sieben Prozent Flächenanteil vertreten war, unter „ferner liefen“ genannt werden.
Bei allen vorhandenem Übel, droht auch noch neues Ungemach! Und das ausgerechnet bei der sonst als überaus betriebssicher geltenden Douglasie, dem Wahrzeichen des Parchimer Stadtforstes. Von einer schütteren Benagelung, die uns schon in den Vorjahren auffiel, haben wir Ihnen berichtet. Wir führten das zunächst auf Trockenstress zurück – sicher auch zum Teil richtig. Die Erscheinung verstärkte sich im letzten Jahr. Nähere
Betrachtung brachte Klarheit, dass es sich hier um mehrere Schadfaktoren handelt. Kollegen anderer Verwaltungen und Betriebe berichteten von ebensolchen Beobachtungen, während unsere Wissenschaftler inzwischen von einer Komplexerkrankung bei dieser Baumart sprechen. Es treten Pilze sowie auch Insekten gemeinsam als Erreger auf, wobei die vorangegangene Schwächung durch den Trockenstress sicher eine Rolle spielt. Das Krankheitsbild zeigt sich durch Nadelverfärbung, Nadelverlust sowie dem Verkahlen und Absterben junger Triebe. Es sind Douglasien jeden Alters betroffen, wobei besonders Jungwüchse und Jungbestände auf schwächeren Standorten auffällig sind. Alles was derzeit möglich ist, ist eine aufmerksame Beobachtung des Geschehens und die Erfassung der befallenen Flächen. Hoffen lässt, dass auch in der Vergangenheit die
Douglasie immer wieder Phasen des Kränkelns überwinden konnte. Wieder wird offensichtlich, dass keine einzelne Baumart das Allheilmittel bei sich ändernden Standortbedingungen sein kann. Unsere Vorgehensweise hinsichtlich der klimatischen Veränderungen haben wir im Übrigen auch in unserem Bewirtschaftungskonzept formuliert.
Abschließend ist zu dem Thema Forstschutz festzustellen, dass der Stadtforst 2024 von abiotischen Schadereignissen verschont blieb, so dass ein entspanntes Wirtschaften möglich war.
Von Schäden an Bäumen zu anderen Schäden, die an unserem Wegenetz. Auch hier gab es Auswirkungen durch den reichen Niederschlag. Besonders in den Monaten Januar und Februar regnete es stark, während der Frost ausblieb. Das hatte zur Folge, dass es unvermeidbar zur Beschädigung an den aufgeweichten Wegen durch Forstmaschinen und Holzabfuhr kam. Auch die Verlegung eines Stromkabels zur Versorgung der Stadt vom Umspannwerk Neuburg entlang des Hauptweges im Buchholz hat bei vielen Waldbesuchern für Verärgerung gesorgt. Die Hauptwege sind multifunktional. Sie dienen sowohl der Rohholzbereitstellung und Abfuhr als auch zum Spazieren und Radfahren. Diesem Interessenkonflikt versuchen wir durch jährliche Wegeinstandsetzung zu begegnen. So wurden der Brunnenweg, die Sommerschneise und die Zufahrt in das Lübower Holz neu profiliert und wo erforderlich die Tragdeckschicht durch Materialeinbau verstärkt. Darüber hinaus wurden die Nebenwege wieder in Form gebraucht und punktuelle Ausbesserungen vorgenommen. Die Grundinstandsetzung des Hauptweges im Buchholz wurde vereinbarungsgemäß durch den Leitungsbetreiber veranlasst und wurde im April des Jahres 2025 endlich abgeschlossen.
Wirtschaftlich war das Jahr 2024 für unsere Verwaltung sehr erfolgreich. Der Ergebnishaushalt weist zwar ein Defizit aus, dass aber deutlich günstiger als der Planansatz ist. Die allgemeine schlechte Stimmung in der Wirtschaft sowie die Stagnation des Baugewerbes ließen eine schwache Nachfrage nach Rohholz erwarten. Das hatte uns veranlasst, sehr pessimistisch in die Planung zu gehen. Wider Erwarten zeigten sich die Preise für Säge- und Industrieholz im Jahr 2024 aber anhaltend auskömmlich und zogen gerade beim Sägeholz im
Jahresverlauf nochmals etwas an. Die Nachfrage nach Brennholz war durchschnittlich hoch und auch hier der Preis entsprechend der Nachfrage gestaltet. Der Gesamt-Einschlag belief sich auf 14.269 Festmeter. Damit wurde der Hiebssatz, welcher 16.300 Festmeter erlaubt, nicht ausgeschöpft. Trotzdem wurden insgesamt höhere Erlöse als geplant erzielt. Der Schadholzanfall, vor allem durch Borkenkäfer verursacht, belief sich auf rund 2.000Festmeter.
Die Versorgung unserer Bürger mit Holz, ob für Heizzwecke oder andere Verwendungen, hat bei der Stadtforstverwaltung hohe Priorität. Um die große Zahl der Anfragen abarbeiten zu können, ist eine Vorbestellung nötig. Die Verfahrensweise dazu haben wir in der Presse 2024 veröffentlicht. Die Bereitstellung von Holz für die privaten Kleinkunden ist sehr zeitaufwendig, zumal sich die abgegebene durchschnittliche Holzmenge beim Brennholz auf acht Raummeter pro Vorgang beläuft. Bürger, die in der Saison mit Wünschen außer der Reihe zu uns kommen, müssen wir dann leider hintenanstellen. Neben der Versorgung unserer Bürger sind wir stets bestrebt, die einheimische Industrie mit dem Rohstoff Holz zu versorgen, Verkauf an Exporteure ist die Ausnahme.
Die Einschlagsmenge in Festmetern gliedert sich nach Holzarten und Sorten wie folgt:
| Art/Sorte | Sägeholz | Industrieholz | Energieholz | Gesamteinschlag |
| Kiefer | 2.024 | 3.742 | 37 | 5.803 |
| Douglasie | 307 | 241 | 1 | 549 |
| Sonst. Nadelholz | 1.637 | 1.711 | 34 | 3.382 |
| Buche | 2.290 | 93 | 1.796 | 4.179 |
| Eiche | 62 | 2 | 36 | 100 |
| Sonst. Laubholz | 0 | 166 | 90 | 256 |
| Summe | 6.320 | 5.955 | 1.994 | 14.269 |
| Anteil | 44,3 % | 41,7 % | 14,0 % |
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Aufarbeitung des insgesamt eingeschlagenen Holzes in Festmetern durch:
| Eigene Waldarbeiter | 4.670 | 32,7 % |
| Forstunternehmen | 406 | 2,9 % |
| Selbstwerbung | 9.193 | 64,4 % |
| insgesamt | 14.269 | |
Im Bereich der Rohholzerzeugung wurden folgende Ergebnisse erreicht:
| Leistungsart | Menge |
| Räumen manuell | 1,20 ha |
| Räumen maschinell | 6,42 ha |
| Bodenarbeiten | 14,49 ha |
| Neuaufforstung | 3,12 ha |
| Wiederaufforstung | 13,06 ha |
| Nachbesserung | 2,00 ha |
| Kulturpflege | 31,01 ha |
| Voranbau | 1,39 ha |
| Jungwuchspflege | 36,29 ha |
| Jungbestandes- und Bestandespflege | 93,62 ha |
| Astung | 4,08 ha |
| Forstschutz | 12,64 ha |
| Biotopgestaltung und -pflege | 1,24 ha |
| Unterhaltung von Wundstreifen | 7.570 m |
| Wegeaufhieb | 2.970 m |
| Wegeinstandsetzung | 12.290 m |
| Zaunabbau | 870 m |
| Zaunbau | 850 m |
Der Personalbestand der Forstverwaltung war 2024 unverändert fünf Forstwirte, eine Verwaltungsangestellte, drei Förster.
Im Jahr 2024 kam ein Verfahren zum freiwilligen Landtausch zwischen der Stadt Parchim und dem Land Mecklenburg/Vorpommern zum Abschluss. Dieser Landtausch war angeregt worden, um im Bereich Voigtsdorf verbessern. Ein Flurstück mit einer Größe
von etwa fünfeinhalb Hektar, auf dem sich ein Teil der Kiefern-Saatgutplantage befindet, ging an das Land. Neben einem Flurstück direkt an der Wocker bekam die Stadt eine etwa einen Hektar große Fläche im Sonnenberg. Damit gelang uns hier ein lang ersehnter Lückendschluss. Die Fläche des Stadtforstes vergrößerte sich nach dem Verfahren um 342m² und ist damit fast unverändert.
Die Jagd erfolgt in den Eigenjagdbezirken des Stadtforstes - mit Ausnahme der Dammer Tannen - in Eigenregie und wird durch die Forstverwaltung organisiert und durchgeführt. Hauptaugenmerk gilt dabei den verbeißenden und schälenden Schalenwildarten. Bei uns kommen Rot-, Dam- und Rehwild vor. Nahrung von Bäumen gehört bei ihnen, in jahreszeitlich bedingt schwankenden Anteilen, zur natürlichen Äsung. Führt aber die Nahrungsaufnahme dazu, dass die Wirtschaftsziele des Waldeigentümers in Frage gestellt werden, ist ein Schaden gegeben. Maßgebend sind hierbei sind die Hauptbaumarten des Revieres. Diese müssen sich ohne Mittel des technischen Forstschutzes natürlich verjüngen und aufwachsen können. Ist eine Verjüngung nicht möglich, ist zu viel Wild da, der Bestand muss verringert werden. Schäden durch Verbiss sind im Stadtforst nicht zu verzeichnen. Sonderkulturen wie Eichen und Tannen müssen geschützt werden. Das ist normal und auch bei geringstem Wildstand erforderlich. Schäden durch das Schälen des Rotwildes sind in den letzten Jahren punktuell aufgetreten, wie wir im vergangenen Forstbericht erläuterten. Unterdessen verzeichnen wir Erfolge durch unsere neue Strategie bei der Bejagung, was sich in den Abschusszahlen 2023/24 und 2024/25 deutlich zeigt.
Jagdstrecke des Jagdjahres 2024/2025
| Wildart | Anzahl/Stück (davon Fallwild) | Wildbretgewicht in kg |
| Rotwild | 30 | 1.715 |
| Damwild | 3 | 105 |
| Schwarzwild | 70 (1) | 2.914 |
| Rehwild | 131 (4) | 1.665 |
| Raubwild | 79 | - |
Etwa die Hälfte des Wildbrets wird an Verarbeitungsbetriebe bzw. einen Händler verkauft. Zunehmend wird durch unsere Bürger die Möglichkeit wahrgenommen, Wildbret vom Förster zu kaufen. Wie auch beim Holzverkauf muss vorbestellt werden, da nicht immer alle Wildarten verfügbar gemacht werden können. Verkauft werden keine Einzelstücke wie Keule oder Rücken, sondern es wird der gesamte Wildkörper abgegeben, der auf Wunsch aus der Decke geschlagen und zerlegt wird. Es hat sich im Laufe der Jahre ein wachsender Kundenstamm entwickelt.
Die Digitalisierung macht auch beim Jagdwesen nicht halt. So haben wir seit dem vergangenen Jagdjahr die Digitale Wildmarke, kurz „DIWIMA“, in unseren Jagdbetrieb eingeführt. Die Stadt Parchim ist damit einer der Vorreiter auf diesem Gebiet in unserem Landkreis. Die Verwendung der DIWIMA erleichtert die Kennzeichnung und somit Nachverfolgbarkeit des erlegten Wildes vom Revier bis zum Endverbraucher sowie die Zuordnung von entnommenen Proben aus den Wildkörpern und die papierlose Bearbeitung für die veterinärmedizinische Untersuchung (Trichinen, ASP). Es sind so auch verschiedene Auswertungen, z.B. die Analyse der Jagdstrecke, Erlegungsorte u.a. die sonst sehr zeitaufwendig waren, schnell und quasi auf Knopfdruck möglich.
Im Rahmen unserer Öffentlichkeitsarbeit fanden 2024 wieder zahlreiche Projekttage mit Schulklassen statt.
Herausragendes Ereignis ist hier wie in jedem Jahr der Besuch der Goethegrundschule anlässlich des Kindertages. Dazu unterstützten uns personell die Kollegen des Forstamtes Friedrichsmoor und einige Aktive der Initiative Lernort Natur unseres Landesjagdverbandes. An Fachexkursionen zum Thema Douglasien-Anbau hatten wir die Kollegen des LFoA Schlemmin sowie die der OBF Menz aus Brandenburg zu Gast. Auch die Lehrveranstaltung der Forstinspektor-Anwärter des Landes unter der Leitung von Dr.Thurm im Revier Kiekindemark wurde durch uns begleitet. Auch wenn wir selber kein Ausbildungsbetrieb sind, sind wir um forstlichen Nachwuchs bemüht. So ermöglichten wir 2024 einem aus dem Dienst ausscheidenden Bundeswehrsoldaten ein Praktikum zur Berufsorientierung. Insgesamt haben wir 2024 drei Schülerpraktika durchgeführt. Ein Forststudent absolvierte in unserer Verwaltung sein Praxissemester und fertigte dazu eine Belegarbeit an.
Am letzten Augustwochenende führten wir gemeinsam mit dem Heimatbund eine Wanderung im Waldgebiet Sonnenberg durch. Den interessierten Bürgern wurden auf der zweieihalbstündigen Veranstaltung aktuelle Informationen gegeben und Fragen um das Thema Stadtforst beantwortet. Diese Veranstaltung soll nun zu einer Tradition werden, bei der unsere verschiedenen Waldgebiete vorgestellt werden sollen. Die Wanderung findet jeweils jährlich am letzten Augustwochenende statt. Ein weiteres Projekt das in Zusammenarbeit mit dem Heimatbund begonnen wurde, soll auch nicht unerwähnt bleiben. So wurden gemeinsam Überlegungen angestellt, um Gedenksteine im Stadtforst zu setzten, die an verdiente Forstmänner oder historische Ortsbezeichnungen erinnern sollen. Drei solcher Steine wurden spendenfinanziert in Auftrag gegeben und bereichern bereits unseren Forst.
Große Freude haben uns die Aufforstungen bereitet, die wir mit Schülern der Goethe-Schule im Frühjahr 2024, ferner mit einigen unserer Holzkunden und schließlich mit Bürgern unserer Stadt durchgeführt haben. Allen Teilnehmern sei an dieser Stelle noch einmal gedankt. Solche Pflanzaktionen soll es künftig öfter geben. Grade die Pflanzung am Barschseemoor, die am 23. November durchgeführt wurde, war ein Tag voller positiver Energie!
Alle hatten Spaß und gingen sicherlich mit dem Gefühl nach Hause, etwas sehr Gutes getan zu haben. Letztlich sollen solche Aktivitäten dazu dienen, die Bindung der Bürger zu ihrem Stadtforst zu stärken und die Bedeutung des Waldes nicht nur auf die Brennholzquelle zu reduzieren.
Kiekindemark, den 11.06.2025