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Amt Parchimer Umland
Ausgabe 8/2024
Vereine und Sonstiges
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Wo geiht di dat, lütt 'Dörp?

Geschichte und Geschichten aus der Erinnerung von Dipl.-Ing. Bärbel Müller, Bürgermeisterin 1990-1994

Lenschow, eins der kleinen Dörfer in der schönen mecklenburgischen Landschaft. Erstmalig erwähnt vor siebenhundert Jahren von Heinrich, den man den Löwen nennt, am 11. November 1324. Der Ortsname aus dem Altslawischen steht wohl für „Riedgras". Andere übersetzen anders - es heißt:,,listig, schlau": Ich kenne Land und Leute und bin für die zweite Auslegung.

Sehenswertes? Ja, der gewaltige Mammutbaum im ehemaligen Gutspark, oder die Burg des Ritters Barner, mit Toren, Türmen, starken Mauern. Reste sucht man vergeblich. Es ist eine Sage... Der Ritter muss ein böser Bube gewesen sein, der es vor allem auf die Parchimer abgesehen hatte. Als denen das zuviel wurde, haben sie ihn kurzerhand einen Kopf kürzer gemacht. Aber, wie gesagt - eine Sage...

Der großen, weiten Welt wurde Lenschow um 1830 bekannt. Das Interesse des

Gutsbesitzers Friedrich von Maltzahn galt der Schafzucht, der er alles unterordnete. Nur um die Nigretti-Schafe ging es ihm. Schließlich ist er daran sogar wirtschaftlich zugrunde gegangen.

Zunächst aber standen alle Zeichen auf Erfolg. Züchter aus Australien und Asien kamen nach Lenschow um Zuchttiere zu kaufen. Dann kam die Weltausstellung 1855 in Paris und auf der wurde die Lenschower Stammbuchherde mit einer Goldmedaille ausgezeichnet. Unter den Schaf-Porträts von Theordor Schloepke, Hofmaler unter Großherzog Friedrich Franz II. im Schweriner Schloss.

Der niederdeutsche Dichter Fritz Reuter hat in seinem Werk eindrucksvoll von Herren und Knechten erzählt, und das harte Regiment mecklenburgischer Gutsherren in alter Zeit dargestellt, so in „Kein Hüsung".

Es wäre lebensfremd wenn man übersehen würde, dass es auch Gutsbesitzer wie Wilhelm von Treuenfels gab, der in seinem Tagebuch, das lange Jahre als verschollen galt, schreibt: „Der Tagelöhner sieht täglich, dass sein Gutsherr nicht arbeitet, unter den Gutsbesitzern sind kaum vier zu finden, die wirklich arbeiten, sondern dass sie nur ihrem Vergnügen leben, zu Jagden und Bällen fahren, wochenlang sich zur Erholung im Bad aufhalten.

Ein unverstellter Blick auf Alt-Mecklenburg.

Es gab eine Zeit, Ende der Siebziger, Anfang der Achtziger, da fehlte nicht viel und Lenschow wäre zusammengeschoben worden. Die Alten hatten sich ihr Grab gesucht. Die Jungen waren auf und davon. Also, Licht aus. Fertig…

Das ist heute anders. Die Neu-Lenschower sind eine Zahl… Neue Häuser entstehen. Gewerbe hat sich angesiedelt. Beinahe ein Geschäftsviertel. Da ist Heizung, Bad, Sanitär, oder Glas- und Gebäudeversorgung, das Forstunternehmen, ein PKW-Lackierer und Energie & Solaranlagen. Heraus aus verträumter Beschaulichkeit.

Viel trägt dazu die gar nicht hoch genug zu schätzende Einsatzbereitschaft der Freiwilligen Feuerwehr bei. Überall, wo es brennt, nicht nur bei Feuer, ist sie zur Stelle, Tag und Nacht, schnell und hilfsbereit. Nächstes Jahr verbessern sich die Arbeitsbedingungen. Die ehemalige Reithalle des Gutes wird um- und ausgebaut, zur Villa Feuer und Flamme mit Dusche und Toiletten, allem Drum und Dran. Dafür ist über eine Million geflossen. Gut angelegtes Geld.

Zum Abschied ein herzliches „Makt wierer so, ümmer man tau!“ Dazu einer der vielen Schnacks aus dem Dorfleben.

Dem alten Lenschower werden Leute vorgestellt. Ein Kutscher steht barhäuptig, Mütze in der Hand.

„Sett dienen Haut up“ sagt der alte Mann, „de Lüs warden kolt. Na un wat makst Du so?

„Ich bin der Bereiter des Fräuleins.“

De Oll grient. „Eine erstrebenswerte Beschäftigung.“