Wie sind Sie zur Politik gekommen?
Durch meine Aktivitäten in den sozialen Netzwerken für die AfD. Erst im Januar 2019 trat ich der Partei bei und trat bei den Kommunalwahlen für die Stadtvertretung Gnoien sowie den Kreistag an. Ich wurde aus dem Stand gewählt.
Woran liegt es, dass es kein ausgewogenes Verhältnis Frauen/Männer im Kreistag und den Ausschüssen gibt?
Von Frauen wird mehr verlangt, sie müssen Multitask sein! Die klassische Frau am Herd gibt es kaum noch. Die meisten haben heute Beruf und Familie, das sind allein schon zwei „Jobs“. Sich dann auch noch politisch zu engagieren, ist schwer. Frauen gehen dann eher noch in Vereine ohne andere soziale Projekte. Und leider können viele Männer nicht loslassen, sie sind oft jahrzehntelang in Gremien vertreten. So musste ich als Mutter zweier schulpflichtiger Söhne hart darum kämpfen, den Platz im Bildungsausschuss zu bekommen.
Was muss sich ändern?
Eine Entlastung der Mütter, die sich politisch einbringen wollen, wäre sinnvoll. Zum Beispiel durch eine angebotene Kinderbetreuung während der Sitzungen. Auch ein Live Stream der Sitzungen würde helfen, so kann man teilnehmen, auch wenn man nicht persönlich vor Ort sein kann.
Was hat sich durch Ihre politische Arbeit im Landkreis bereits verändert?
Ich bin neu im Parlament und kann daher noch keine großen Erfolge verbuchen, aber ich setze mich mit Herzblut für die Belange der Bürgerinnen und Bürger ein. Ich habe aufgrund meiner zahlreichen Aktivitäten und der Öffentlichkeitsarbeit dafür gesorgt, dass unsere Partei von vielen Bürgern in einem anderen Licht gesehen wird. Ich setze mich für Aufklärung und Transparenz ein und ich unterstütze die Bewegungen auf der Straße. Das ist gelebte Demokratie.
Ihre Vorhaben für die kommenden 5 Jahre?
Ich organisiere regelmäßig Stammtische und Infoabende in unserem Landkreis. Zuhören ist besonders in der derzeitigen politischen Lage wichtig. Das möchte ich weiter ausbauen.
Ich bin seit August 2022 Vorsitzende unseres Kreisverbandes, was mich sehr stolz macht. Diese Position musste ich mir hart erkämpfen. Ich möchte meinen Kreisverband neu organisieren und strukturieren, natürlich auch die Öffentlichkeitsarbeit verstärken, um in der Zukunft noch besser für die Belange unserer Partei tätig zu werden.
Im letzten Jahr bin ich als Direktkandidatin im Wahlkreis 16 für die Landtagswahl angetreten. Durch einen starken Wahlkampf gelang es mir ein sehr gutes Ergebnis einzufahren. Mein Ziel ist es, in der nächsten Wahlperiode im Landtag mitzuwirken. Ich werde mich aber definitiv weiter Kommunal einbringen. Hier ist die Basis. Diesen Bezug sollte man nie verlieren.
Wie stehen Sie zur gleichberechtigten Gesellschaft, Stichwort „Parität in Parlamenten“?
Natürlich finde ich es wundervoll, dass wir Frauen im Jahr 2023 fast überall gleichberechtigt behandelt werden, aber ich halte nichts von festen Vorgaben und „Zwangsbesetzungen“ zum Nachteil der Eignung für ein Mandat.
Gibt es weibliche Vorbilder?
Meine Mutter, sie wird immer mein großes Vorbild bleiben. Eine starke Frau und Kämpferin, die vier Kinder große gezogen hat. Eine Frau, die die Wende mit voller Härte meistern musste und selbst Vertriebene war.
Wie haben Familie und Kollegen reagiert?
Fast ausschließlich positiv. Natürlich gab es viele Gespräche und Diskussionen, warum gerade die AfD. Aber ich bin ein Mensch, der seine Meinung fest vertritt und überzeugen kann. Ich stehe voll und ganz dahinter und mache keine halben Sachen. Mein Mann und meine Söhne unterstützen mich sehr, ohne diesen Rückhalt würde ich zwei Jobs und die Politik nicht unter einen Hut bringen können.
Was können Sie als Kommunalpolitikerin tun, um mehr junge Frauen zum Mitmachen zu bewegen?
Gespräche, das ist das wichtigste. Viele haben ein Interesse an der Politik, aber trauen sich nicht oder finden keinen Zugang. Deswegen spreche ich intensiv mit den Menschen, nehme mir Zeit für Fragen und lade sie ein zum Mitmachen.
Haben Sie eine Botschaft an unsere Leserinnen und Leser?
Ich werbe für mehr Toleranz und Offenheit gegenüber der AfD. Wir werden ganz oft vorverurteilt, auch durch die Presse. Ich persönlich kenne aber in meinem Wahlbereich niemanden, der nicht aus dem bürgerlichen Lager kommt. Suchen sie das Gespräch, wir sind für die Bürger da!
Sie haben einen Wunsch frei …
Dass wir in unserem Land leben können, ohne Angst und mit dem Recht auf freie Meinungsäußerung. Hier ist unsere Heimat, hier sollten wir uns sicher und zuhause fühlen.
Frau Burmeister ist Neuling in der Politik, erst im Januar 2019 ist sie in die Partei eingetreten und hat es dann bei den Kommunalwahlen aus dem Stand in die Stadtvertretung Gnoien und den Kreistag geschafft. Hier ist sie die einzige Frau in der AfD-Fraktion und musste sich von Anfang an durchkämpfen, zum Beispiel als es um ihren Platz im Bildungsausschuss ging. Den wollte die Mutter zweier schulpflichtiger Kinder unbedingt haben, gegen den Widerstand der männlichen Kollegen. Auch in ihrem Umfeld gab es teilweise Kritik an Ihrer Entscheidung, für die AfD anzutreten, aber auch Respekt für ihren Mut. „Ich mache keine halben Sachen, wenn ich voll und ganz hinter etwas stehe, vertrete ich meine Meinung. So sind wir Frauen.“ Steffi Burmeister weiß sich durchzusetzen, sie kommt aus einem Haus starker Frauen: drei Schwestern und eine Mutter, die sich ihr Leben lang auch durchkämpfen mussten. Damit ist und bleibt ihre Mutter auch das große Vorbild für sie.
Dass die gelernte Verwaltungsfachfrau heute neben drei Jobs, zwei Kindern und einem Haushalt auch noch Zeit für die Kommunalpolitik hat, verdankt sie der Unterstützung ihrer Familie. Nach vielen Gesprächen und Diskussionen um den Parteieintritt ziehen heute alle an einem Strang. Gespräche sind überhaupt ein ganz wichtiger Punkt im Leben von Steffi Burmeister. Auch in der Politik nimmt sie sich für jeden Zeit, hört den Bürgern zu, nimmt ihre Sorgen auf. Sie arbeitet an einem regelmäßigen Stammtisch in Gnoien, hier ist jeder willkommen und möglicherweise auch ein Weg, mehr Frauen für die Politik zu begeistern. Allerdings ist Frau Burmeister keine Freundin der sogenannten „Parität in Parlamenten“. Die Zwangsbesetzung von Listenplätzen aufgrund des Geschlechts ist für sie nicht der richtige Weg. Die Eignung für eine Mandat ist wichtiger und richtiger. „Dabei müssen auch junge Leute stärker eingebunden werden“, sagt sie. Lächeln. Um es Frauen leichter zu machen, wünscht sich Burmeister einen Live-Stream oder auch Kinderbetreuung am Rande der Sitzungen. Die meisten sind berufstätig und haben Familie, diese Doppelbelastung ist schon schwer genug. Für Politik bleibt da wenig Platz, zumal Frauen sich bislang eher in sozialen Projekten oder Vereinen engagieren.
Steffi Burmeister möchte in den kommenden fünf Jahren für alle Einwohnerinnen und Einwohner des Kreises da sein. Sie kämpft gegen Vorurteile, möchte nicht wegen ihres Parteibuchs in eine Ecke gedrängt werden. Transparenz und Offenheit sind ihr wichtig. Sie will den Menschen Mut machen und für freie Meinungsäußerung kämpfen. Sie ist Fraktionsgeschäftsführerin für die Kreistagsfraktionen im Landkreis Rostock und Vorpommern-Greifswald und leitet den Vodafone Shop in Gnoien. Sie engagiert sich besonders im Bereich Jugend und Bildung bzw. Jugendhilfe. Zum nächsten Kreistag wird sie die Fraktion, zusätzlich in zwei Ausschüssen und, im Präsidium vertreten.