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Unser Landkreis Rostock
Ausgabe 2/2024
Seite 9
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Aktuell

Gleichstellungsbeauftragte Marion Starck

Simone Boll, Künstlerin, Malerin

Simone Boll, Künstlerin, Malerin

Simone Boll „Gleichstellung wird uns nicht geschenkt“

Ich lernte Simone Boll im Rahmen der Sommerkurse in der VHS Bad Doberan kennen. Gleich zu Beginn des Kurses flog der Funke über, denn sie kann fesselnd erzählen und leidenschaftlich mit Farben umgehen. Das hatte ich gesucht und habe ich im Kurs gefunden: eine Frau, die Leidenschaft und Kreativität verbindet und dies auch noch so vermittelt, dass die Kursteilnehmenden unbedingt an weiteren

Kursen mit ihr interessiert sind.

Ich besuchte sie zu Hause und wurde in einem warmen Kreativraum empfangen, den sie sich, wie sie sagt, manchmal mit ihrem jüngsten Sohn teilt. Hier, in diesem Atelier wird gemalt, geschnackt, nach-

gedacht und finden Kurse statt. Gleich fallen mir Bilder ins Auge, die ich bereits auf ihrer Homepage sah. Diese jetzt im Original zu sehen, ist natürlich etwas Besonderes.

Wenn sie aber ins Nebengebäude, also in ihre Malwerkstatt geht, umgibt sie sich mit Farben, Formen und der Liebe zum Detail. Plötzlich wird alles andere unwichtig. Hier ist sie in ihrem Refugium, hier ist

alles anders, selbst die Zeit spielt keine Rolle. Ruhe inspiriert sie zum anderen Blick auf die Leinwand, auf die momentane Situation und vor allem auf sich selbst. „Hier bin ich ganz für mich. Ich bin alles! Alles betrifft mich. Mich berührt alles. Glück und Anstrengung gleichzeitig. Was wäre die Welt ohne Farben? Ich liebe es, wenn es bunt ist!“ Und sofort zeigt Simone Boll mir ihre regenbogenbunten Socken. Alles an ihr ist bunt, das ist wirklich bemerkenswert und wunderschön.

In diesem Raum werden großformatige Bilder gemalt. Sie kann intensiv viele Stunden an einem Bild arbeiten, wenn sie nicht gestört wird. Simone Boll‘s künstlerische Handschrift ist die zeitgenössische Malerei mit den verschiedensten Malmitteln, Urban Sketching, Zeichnungen in Kombination mit Aquarell, realistisches Portrait – Mensch und Tier – in Graphit, Gouache und Acryl, surreale Malerei in Acryl, experimentelle Collagen und Ölmalerei. Gerne übernimmt sie auch Auftragsarbeiten. Jedes Bild ein Unikat.

Vom Beruf zur Berufung, soll heißen, dass ihre schon frühe kindliche Begeisterung für Malen und Zeichnen, der Beruf der Bauzeichnerin, über das autodidaktisches Selbststudium in Kunst und Gestaltung, Privatsemester 1998-2000 an der Kunstschule Rostock sowie Förderklassen, ab 2000 die Arbeit als freischaffende Malerin, zur Berufung wurde.

Es folgten: Gemeinschaftsausstellungen in der Galerie Weißensee in Berlin und im Schweriner Schloss, Aktionsmalerei in Tagesworkshops von 2005-2019 beim Festival der Farben, Veröffentlichung einer Malanleitung in einer Kreativzeitschrift Acrylmalerei, 2016/2017 Förderklasse in der Kunstschule „Frida“ in Rostock Aktmalerei („Morgenakt“), bei Jürgen Weber. Als Dozentin der Volkshochschule Bad Doberan und in Privatkursen bringt sie seit 17 Jahren Erwachsenen diverse Mal- und Zeichentechniken mit sehr großem Engagement bei.

Von Amtswegen frage ich Simone: „Wie stehst du zu meinem Slogan Gleichstellung?! (k)eine Frage der Haltung?“ Nach einer kurzen Denkpause kommt eine energische Antwort: „Gleichstellung ja, aber nicht quotiert. Wichtig ist doch, dass Menschen nach ihrer Kompetenz bewertet werden. Jeder Mensch sollte die gleichen Bildungschancen erhalten, damit Gleichstellung möglich wird. Ist die Kunst männerdominiert? Ich habe Bauzeichnerin gelernt, das war ein männerdominiertes Arbeitsumfeld, da musste ich mich sehr wohl behaupten.

Es ist extrem schwierig von der Kunst zu leben. Als Frau. Auf dem Kunstmarkt ist von der Gleichheit der Geschlechter nichts zu sehen. Das muss man leider so sagen. Die teuersten Kunstwerke, ob historisch oder zeitgenössisch, stammen ausschließlich von Männern. Frauen sind zwar präsent und tolle Künstlerinnen, können aber selten von ihrer Kunst leben. Es ist schon eine Kunst von der Kunst zu leben. Ich war immer voll berufstätig. Ich wollte arbeiten, immer. Nur nicht abhängig sein, nicht vom Staat und nicht vom Mann, das war und ist nicht mein Ding. Selbstbewusstsein, das ist es, denn

Gleichstellung wird uns nicht geschenkt.“ Mit einem Augenzwinkern fügt sie noch hinzu: „Wie eine meiner „Täglichen Kritzeleien“ zeigt: Wenn die Schafe wüssten, dass sie viel stärker sind als der

Hund.“

Was ist es, das dich trägt? „Ich habe ein großes Naturvertrauen – Mutter Erde gibt Energie. Meine Energie kommt aus der Natur. Ich mache Kunst auch als Ventil. Ich sehe nach vorne, denn ich mag Menschen. Meine Familie ist mein starker Halt. Sie erdet mich, zugleich hemmt sie mich auch. Ich bin Mutter dreier Söhne. Ich bin eine starke Frau mit Selbstzweifeln, ja, aber ich meistere mein Leben, ja, das kann ich so sagen.“

Schmunzelnd sagt sie: “Mein Sternzeichen ist „Katze“, die hat sieben Leben, fünf sind bei mir schon verbraucht, zwei wunderbare Leben sind noch am Kommen. Ich nehme mir meine Zeit, JETZT. Ich habe das große Bedürfnis und innere Feuer, kreativ zu arbeiten“.

Zum Schluss unseres sehr interessanten Gesprächs fragte ich: „Wenn du dir etwas wünschen könntest,

was wäre das?“ „Ich wünsche mir Frieden. Miteinander, inneren Frieden, hier fängt es doch an, bei uns, in den Familien, bei unseren Nachbarn. Respektvoll und tolerant miteinander umzugehen und

seinen inneren Frieden zu finden, das wünsche ich mir“.

Simone Boll eine sympathische, starke, ehrgeizige und sehr interessante Frau, die im Rahmen ihrer Ausstellung „Der andere Blick!“ einiges über sich erzählen wird. Lernen Sie selbst Simone Boll kennen am 25.4.2024 um 16 Uhr zur Ausstellungseröffnung.

Die Arbeiten von Simone Boll unter dem Titel „Der andere Blick“

sind vom 25.4. bis 27.06.2024 zu sehen in der

Kreisverwaltung, August Bebel Strasse 3 in Bad Doberan zu den bekannten Öffnungszeiten

Kontakt

Atelier Simone Boll

simoneboll@freenet.de

www.simoneboll.de

Das Gespräch führte Marion Starck, Gleichstellungsbeauftragte des Landkreises Rostock

Simone Boll: „Ich präsentiere was ich kann. Thematisch, technisch, kunterbunt.“