Früh übt sich: Auch Kinder können beim Imkern viel lernen. Niklas fegt die Bienen von den Rähmchen.
Einflugloch an der Beute
Probe
Probe aus Bienenstock
Probe
Luisa Koch
Luisa Koch ist als Tierärztin im Veterinäramt des Landkreises tätig.
Appetitlich sieht die satt-gelbe Masse nicht gerade aus. In der klebrigen Brühe schweben braune Teilchen und dicke Brocken. Der Duft, der aus dem Plastikbecher strömt, ist allerdings betörend. Honig und Bienenwachs. Er beschwört Bilder von Blumen und Sonnenschein herauf. Und von Bienen, die von Blüte zu Blüte fliegen. „Das ist eine Probe aus einem Bienenstock, die ein Imker eingeschickt hat“, erklärt Luisa Koch. Sie ist im Veterinär- und Lebensmittelüberwachungsamt des Landkreises Rostock die Ansprechperson für alles rund um das Thema Bienen. Für die sogenannte Futterkranzprobe nimmt der Imker einen guten Esslöffel voll Material aus seiner Bienenbeute – also Honig, Wabendeckel, mitunter auch Larven. Die Probe wird im Labor des Landesamtes für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei auf Faulbrut-Befall untersucht. „Wenn dabei nichts Auffälliges gefunden wird, bekommt der Imker eine Gesundheitsbescheinigung, um beispielsweise mit seinen Bienenvölkern zu wandern“, so die Tierärztin. Denn jetzt ist Bienen-Saison und die Imkerinnen und Imker wollen ihren Völkern das beste Trachtangebot machen.
Honig ist eins der gesündesten und vielseitigsten Lebensmittel. Kein Wunder, dass die Imkerei beliebt ist. Auch im Landkreis Rostock gibt es knapp 800 Imkerinnen und Imker, die meisten davon im Freizeitbereich. Sie alle sind beim Veterinäramt des Landkreises Rostock gemeldet. Das dient vor allem der Überwachung und Eindämmung von Seuchen. Denn es gibt eine Reihe von Krankheiten, die der Honigbiene gefährlich werden können. Zu den bekanntesten Gefahren gehört die Varroa-Milbe, die jede Imkerin und jeder Imker regelmäßig in den eigenen Bienenvölkern bekämpfen muss.
Darüber hinaus sorgt die Amerikanische Faulbrut für Ausfälle. „Und die stellt eine ernstzunehmende Bedrohung für die Bienenvölker dar, weshalb die Krankheit anzeigepflichtig und bekämpfungspflichtig ist“, begründet Luisa Koch. Wird ein Befall gemeldet, nimmt das Veterinäramt Proben, die im Labor genau untersucht werden. Je nach Stärke des Befalls muss das Bienenvolk im schlimmsten Fall getötet werden. Um den betroffenen Bienenstock herum wird ein Sperrgebiet von mindestens einem Kilometer Radius eingerichtet. Alle in diesem Gebiet befindlichen Völker werden ebenfalls beprobt und es herrscht ein striktes Verbringungsverbot. Das heißt: Nichts darf rein, nichts raus. „Das gilt für Bienenvölker ebenso wie für Waben, Wachs, Abfälle und Gerätschaften“, erklärt Luisa Koch. Sie ist seit drei Jahren beim Landkreis als Tierärztin beschäftigt und hat bislang einmal einen Verdachtsfall für Faulbrut untersucht. „Zum Glück hat sich der Verdacht nicht bestätigt. Trotzdem müssen die Imkerinnen und Imker immer wachsam bleiben“, betont Luisa Koch.
Darum lädt das Veterinäramt Imkerinnen und Imker dazu ein, am Faulbrut-Monitoring teilzunehmen, einem Beobachtungsprogramm. „Es ist freiwillig und die Imker können ihre Futterkranzproben kostenlos untersuchen lassen“, so Luisa Koch. Interessierte Imkerinnen und Imker können sich gern beim Veterinäramt melden.
Aber nicht nur Krankheiten hat die Veterinärin im Blick. „Auch die Schutzbereiche um Bienenbelegstellen müssen eingehalten werden“, sagt Luisa Koch. Das sind Bienenhaltungen, in denen Bienenköniginnen der unterschiedlichen Bienenrassen gezüchtet, begattet und verkauft werden. Damit das Genmaterial rein bleibt, dürfen bis zu acht Kilometer rund um die Belegstelle keine anderen Bienenrassen gehalten werden. „Buckfast oder Carnica – das ist für passionierte Züchter oft so etwas wie eine Glaubensfrage“, sagt Luisa Koch und lächelt. Zu den Bienen ist sie durch ihre Vorgängerin im Amt gekommen. Sie hat das Thema sozusagen „geerbt“. Mittlerweile hat sie aber selbst längst Feuer gefangen. „Es sind unglaublich spannende Tiere und Imker müssen sich viel Wissen aneignen. Das Schöne ist, dass sie ihr Wissen auch gern teilen und faszinierende Dinge über die Bienen berichten können. Es macht Spaß, ihnen zuzuhören.“
Wer Honig verkaufen möchte – sei es in großem Stil oder mit einem kleinen Verkaufsstand – wird früher oder später Kontakt zu einem Lebensmittelkontrolleur oder einer -kontrolleurin haben. Denn wie bei jedem Lebensmittel gibt es auch für Honig Vorgaben dazu, was drin sein darf und was nicht. Vor allem das Etikett muss stimmen und zum Inhalt passen. „Wir kontrollieren stichprobenartig oder auch in Zusammenarbeit mit dem Landesamt für Landwirtschaft, Lebensmittelsicherheit und Fischerei“, berichtet Maik Schmidt, Lebensmittelkontrolleur beim Landkreis Rostock. Interessant ist dabei beispielsweise, ob der Honig richtig benannt wird. „Honig ist als Oberbegriff ja immer möglich. Manchmal steht aber zum Beispiel,Lindenblütenhonig‘ drauf. Dann kann man testen, ob wirklich die Lindenblüte als vorherrschende Tracht von den Bienen angeflogen wurde oder ob es doch eher eine Mischung, also ein,Blütenhonig‘ ist“, erklärt Maik Schmidt. Auf ein Honig-Etikett gehören das Herkunftsland, Name und Anschrift des Imkers oder der Imkerin, das Mindesthaltbarkeitsdatum und Angaben zur richtigen Lagerung, Füllmenge und Losnummer.
Honig besteht im Wesentlichen aus verschiedenen Zuckerarten, organischen Säuren, Enzymen und beim Nektarsammeln aufgenommenen festen Partikeln. Dem Honig darf nichts hinzugefügt werden, sonst handelt es sich laut Honigverordnung nicht mehr um Honig.
Dass Bienen geschützt werden müssen, hört man immer wieder. Dabei geht es der Honigbiene gar nicht so schlecht. Sie wird gehegt und gepflegt. Anders sieht es bei den Wildbienen aus. Sie leiden unter anderem an Nahrungsknappheit und an fehlenden Nistmöglichkeiten. Rund 560 verschiedene Wildbienenarten gibt es laut BUND in Deutschland. Die Vielfalt ist riesig – von der plüschigen Hummel über die schwarz-blau glänzende Holzbiene bis hin zur raffinierten Blattschneiderbiene, die ihr Nest mit kleinen Pflanzenstücken tapeziert. Die meisten Wildbienen leben als Einzelgänger, also nicht in Staaten. Sie bauen ihre Nester beispielsweise in totes Holz oder in offene Sandböden. Sie übernehmen eine wichtige Funktion beim Bestäuben von Wild- und Kulturpflanzen. Wer Wildbienen unterstützen möchte, kann beispielsweise Nisthilfen aufstellen oder heimische Blühpflanzen mit ungefüllten Blüten pflanzen. Es hilft aber auch, im eigenen Garten ein bisschen mehr Wildheit zuzulassen.
Wahrscheinlich ist sie zusammen mit asiatischer Importware nach Deutschland gekommen und breitet sich nun langsam aus – die Asiatische Hornisse. Noch ist nicht genau bekannt, welchen Einfluss die Asiatische Hornisse auf die heimische Fauna haben kann. Es scheint aber, dass sie sich mit Vorliebe von Honigbienen ernährt. Darum rufen Behörden wie der Landkreis Rostock und das Landesamt für Umwelt, Naturschutz und Geologie (LUNG), aber auch der Landesimkerverband dazu auf, Sichtungen zu melden. Dafür steht auf der Internetseite des LUNG das „Meldeportal Arten“ zur Verfügung. Geht eine Meldung ein, machen sich die Expertinnen und Experten auf die Suche nach dem Nest. So soll die Ausbreitung der Asiatischen Hornisse eingedämmt werden.
Im Herbst wird die Volkshochschule des Landkreises Rostock einen Vortrag zum Thema Bienen und Bienenprodukte anbieten. Dabei erfahren die Teilnehmenden viel Wissenswertes rund um die fleißigen Bienchen und ihre Arbeit. Anschauungsmaterialien vermitteln ein Bild vom Leben der Honigbiene und von der Imkerei. Der Vortrag soll am
5. November stattfinden. Bereits am 18. Juli ist im Gemeindezentrum in Bad Doberan ein Vortrag mit anschließendem Spaziergang über das Klostergelände geplant. Dabei stehen Bienen und andere Nützlinge im Fokus. Die Teilnahme ist kostenfrei möglich.
Weitere Informationen zu diesen und weiteren Angeboten der VHS finden Sie auf der Internetseite www.vhs-LKROS.de sowie in der Heftmitte.