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Havel-Quelle
Ausgabe 3/2023
Kultur und Freizeit
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Zwischen Hexenglauben und Aufklärung

Professor Andrea Rudolph zog ihre Zuhörer mit ihren interessanten Ausführungen in ihren Bann.

Penzlin. In den Rittersaal der Alten Burg zu Penzlin folgten am 8. März, zum Internationalen Frauentag, Frauen aus verschiedenen Regionen. Eingeladen wurden sie von dem Penzliner Kulturverein, der Burg Penzlin und der Stadt Penzlin.

Professor Andrea Rudolph sprach und las zum Thema Hexenglauben und Aufklärung zu Theodor Storms Novelle „Renate“.

So lange ist die Hexenverfolgung noch nicht her. Hexenprozesse gab es bis weit ins 18. Jahrhundert.

Storm erzählt in seiner Novelle von einem Manuskript des Priesters Josias. Er lernte Renate, Tochter des Hofbauern, schon in jungen Jahren kennen, die ihm später sein ganzes Leben beschäftigen sollte. Ihr Benehmen fiel ihm eines Tages auf, als sie der Aufforderung eines Knechtes zum Tanz nicht nachkam. Dann tanze Josias mit ihr. Es stellte sich bald heraus, dass sie ihrer Zeit auf der Höhe war, während Josias in seiner Zeit stagnierte. Er folgte seinem Vater, der als Priester die lutherische Religion predigte. Der Vater forderte immer wieder von Josias den kirchlichen Weg zu gehen und auf Renate zu verzichten. So machte sich Josias zweierlei Leben, das seine und das von Renate, schuldig. Das konnte nicht gut gehen.

Frauen, die ihrer Zeit voraus lebten, kamen schnell in Verdacht. Hier zeigt Storm Frauengestalten im Kontext zur wahren echten Zeit auf, wo die ersten Hygienediskussionen aufkamen. Das zeigte sich in der Szene, als Renate es ablehnte, sich den Kelch mit anderen zu teilen, wie es die Zeremonie vorgab. Damals waren Kelch und Hostie, als Reliquien des christlichen Glaubens nicht wegzudenken. Schnell war der schon ohnehin geschürte Aberglaube von Petrus Goldschmidt, einem der unangenehmsten Aufhetzer, propagiert. Dadurch war Renate als Hexe verschrien und sollte ertränkt werden.

So stellte Theodor Storm auf geschickter Weise die Epochen - Problematik im Zusammenhang zum menschlichen Aberglauben dar.

Tamara Rottmann