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Havelquelle des Amtes Penzliner Land
Ausgabe 366/2021
Kultur und Freizeit
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Buchpremiere „Nachkriegswelpen“ in Penzlin

Am 3. September fand im Johann-Heinrich-Voß Literaturhaus Penzlin die Fortsetzung des Penzliner Kulturfreitages statt. Diesmal gab es eine Buchpremiere. Der Schriftsteller Dirk Meißner las aus seinem Buch “Nachkriegswelpen“ vor. In diesem Buch sind Wahrheit und Fiktion sehr verschmolzen. Sein Sohn Pierre Walter (14 Jahre) begleitete ihn zu den Szenen der Lesung mit seinem Akkordeon. Die Musikstücke suchte er sich entsprechend dem Manuskript aus.

Die Opfer der sogenannten Werwolftragödie 1945, darunter Pierres Großonkel Rudi Leitmann, waren nicht älter als er, als sie schuldlos vom sowjetischen Geheimdienst NKWD verhaftet und zu langjährigen Haftstrafen oder zum Tode verurteilt wurden. Die Protagonisten sind im ersten Teil das Mädchen Ruth und im zweiten Teil Ruths Bruder Rudi.

Penzlin/Punschendörp, 1956. Das Mädchen Ruth beobachtet den jüngeren Till beim Fischen am Penzliner See und erzählt ihre Familiengeschichte, über die man zu Hause und überall in dem kleinen Ackerstädtchen einen Mantel des Schweigens legt. Ruths Bruder Rudi gehörte zu den minderjährigen Opfern der sogenannten Werwolftragödie, die sich in Mecklenburg-Vorpommern 1945/46 ereignete. Unter dem Vorwand der Planung terroristischer Akte und Spionage gegen sowjetische Truppen stellte der sowjetische Geheimdienst wahllos herausgegriffene Jugendliche vor ein Militärtribunal.

Rudis erschütternde Aufzeichnungen werden, wie andere Zeugnisse Penzliner Leids aus dem Jahr 1945, von einem Buchhändler als wertvolles Erinnerungsgut in Obhut genommen. Als man Rudi aus dem Gefängnis entlässt, setzt sich das Unrecht in Penzlin fort, von dem Ruth berichtet. Sie beschreibt ihren abwesenden Bruder als Gespenst am Tisch der Familie und offenbart damit, dass sie selbst Betroffene der Werwolftragödie geworden ist. Es gibt noch einige Zeitzeugen in Penzlin, die sich auch noch daran erinnern und diese Familie kennen. Auf dem Heimweg tauschten sie sich über die alten Zeiten aus.

Tamara Rottmann