Liebe Röbelerinnen und Röbeler, liebe Gäste aus Nah und Fern,
auch ich möchte Sie, euch, zu unserem heutigen Jahresempfang in unserer bunten Stadt begrüßen!
Jahresrückblick…, nein - Zeitenrückblick!
„Corona“, „Lockdown“, „Maskenpflicht“, „Impfpflicht“, „medizinische Notstände“…
„Schulausfall“, „Fachkräftemangel“, „soziale Entfremdung“, „eine klaffende Schere zwischen arm und reich“…
„Krieg in Europa“, „Flucht“, „Energiekrise“, „Inflation“ …
…oft bemühte Schlagworte der letzten drei Jahre, die wir eigentlich nicht mehr hören wollen und dennoch müssen wir uns mit ihnen konstruktiv auseinandersetzen. Hier stellt sich selbstredend die Frage nach dem „Wie?“.
Die Antwort liegt hier aus meiner Sicht nicht im werbewirksamen Händeschütteln mit Pflegekräften oder im destruktiven Ausrufen von Parolen auf Marktplätzen und in den sozialen Medien, aber schon gar nicht im Liefern von noch mehr Waffen!
Es gilt auf allen Ebenen die Hand zu reichen und den sachlichen Austausch zu suchen. Vor allem aber müssen wir uns den Thematiken annehmen, die wir auch wirklich selbst in der Hand haben und nicht in Schwerin oder Berlin entschieden werden. Dies zu verinnerlichen ist sicherlich eine der schwierigsten Aufgaben.
Getreu dem Motto „Schuster bleib bei deinen Leisten“ tun wir gut daran, auf uns zu gucken, uns nicht treiben zu lassen und was gut ist, sich bewährt hat, anzuerkennen, ohne unsere selbstgesteckten Ziele aus den Augen zu verlieren.
Ihr wisst, das Schusterhandwerk ist nicht so mein Metier, deshalb werde ich folgend nun in epischer Länge mit umfangreichen Blick auf die Details über die städtischen Bautätigkeiten der letzten drei Jahre referieren, wohl wissend, wie auch ihr begeistert seid von L-Schalen, Tragschichten, Vorwandelementen oder Brandschutzvorhängen…
Nein, natürlich nicht, aber ich baue immer noch gern, auch wenn die Stimmung in der Branche durch Kostensteigerungen, Materialengpässe und Fachkräftemangel in den letzten Jahren doch massiv getrübt wurde. Diese Entwicklung ging und geht natürlich auch nicht an uns als Bauherren vorbei.
In 2020 habe ich an dieser Stelle berichtet, dass die Märkte am Hafen übergeben worden sind und dass der Parkplatz mit Treppe zum Gildekamp fertiggestellt wurde. Was damals erst begonnen wurde, war die Wohnbebauung, die heute fast beendet ist. Die Erschließungsstraße mit Parkplätzen zwischen den Gebäuden ist weit vorangeschritten, sodass in diesem Frühjahr auch der lang ersehnte Anschluss an die Wallpromenade wieder in vernünftiger Form hergestellt werden kann.
Die Straßen auf dem Gildekamp sind nun durchsaniert.
Die letzten Baumaßnahmen waren hier der II. Bauabschnitt der Clara-Zetkin-Straße inklusive der Parkplätze und die Fertigstellung des Gehweges von der Grundschule zur Gustav-Melkert-Straße.
Aber trotzdem fehlen in unserer Stadt noch circa 15 Straßenzüge und Teilabschnitte. Aber sorgt euch nicht - wir haben einen Plan, eine Prioritätenliste! Zusammen mit dem Bauausschuss und unseren Versorgungsträgern haben wir das ambitionierte Ziel, jedes Jahr eine notwendige Maßnahme anzugehen und im Idealfall auch fertigzustellen.
Begonnen haben wir mit dem ersten Bauabschnitt des Solzower Weges, der zweite folgt in diesem Jahr. Um nahtlos in 2024 fortzufahren, wird diesjährig die Planung des ersten Bauabschnittes des Marienfelder Weges in Auftrag gegeben.
Eng mit dem Straßenbau verknüpft, ist auch die Erschließung unseres Eigenheimstandortes „An de Wisch“. Hier hat unser Erschließungsträger, die LGE Mecklenburg-Vorpommern, in den letzten zwei Jahren wirklich geliefert und ein qualitativ hochwertiges Wohnareal geschaffen.
Umso mehr freue ich mich deshalb auf die gemeinsame Zusammenarbeit bei unserem nächsten und wesentlich größeren Vorhaben am Wohnstandort „Jörgenbarg“.
Sowohl hier, als auch bei zukünftigen Projekten gilt es, die Themen der CO²-Neutralität und der nachhaltigen Versorgung mit Energie und Wärme noch mehr in den Fokus zu rücken, um unserem Anspruch beim Umwelt- und Ressourcenschutz gerecht zu werden. Hierfür forcieren wir unsere Aktivitäten rund um den zukünftigen Energie- und Wirtschaftshof an der Umgehungsstraße und der Schaffung eines städtischen Nahwärmenetzes.
Gegenwarts-, Zukunfts- und Herzensthema ist unser Begegnungs- und Grundschulzentrum „Werner Schinko“.
Die Grundschüler konnten ihre neuen Klassenräume bereits beziehen, auch die sanitären Anlagen im Anbau sind voll nutzbar. Im Außenbereich wurde mit viel Aufwand die Fläche für die zukünftige Schulsportfläche hergerichtet.
Der Fokus liegt derzeit bei den sehr komplexen Bauleistungen im eigentlichen Altbau und bei der Überarbeitung der Fassade, welche wir eng mit der Familie Schinko im Sinne des Namensgebers gestalten wollen. Auch die Außenanlagen rings um den Gebäudekomplex sowie der Anbau an die Turnhalle sollen in diesem Jahr weit vorangebracht werden.
Wenn wir uns die bereits erfolgten und derzeitigen Arbeiten vergegenwärtigen und auch den Zeitraum dieser Tätigkeiten betrachten, wird klar, dass viele Grundschüler ihren Schulstart auf einer Baustelle hatten und das fertige Projekt nie wirklich in ihrer Grundschulzeit erleben werden. Keine schöne Vorstellung und dennoch ist es notwendig. Hierfür möchte ich mich ausdrücklich für das entgegengebrachte Verständnis der Schüler, Eltern, Lehrer und Erzieher bedanken.
Aber nicht nur für sie ist diese zukunftsweisende Komplexsanierung ein Kraftakt, sondern auch für unsere Stadt. In 2020 sind wir davon ausgegangen, dass wir dieses Projekt für 5,7 Mio. Euro realisieren können. Aktuell reden wir bereits über ca. 6,5 Mio. Euro, was sicher noch nicht der Endbetrag sein wird. Es ist also davon auszugehen, dass wir abzüglich der Förderungen von Bund, Land und Landkreis am Ende die Hälfte der Kosten selbst tragen werden müssen. Und dennoch bleibe ich dabei: jeder hier ausgegeben Euro lohnt sich und ist eine wahre Zukunftsinvestition!
Neben dem modernen Ausbau unserer Schullandschaft war auch die Neuausrichtung der Betreibung unserer MüritzTherme mit Campingplatz und Strandbad ein arbeitsintensives Aufgabenfeld der letzten drei Jahre.
Nach zahlreichen Beratungsrunden mit Rechtsanwälten, Wirtschafts- und Steuerberatern sowie der Kommunalaufsicht hat die Verwaltung gemeinsam mit der Stadtvertretung die Aufgaben final an die neu gegründete Röbel/Müritz Tourismus GmbH, kurz RMT, übertragen.
Zugegeben, und das war den meisten der Mitwirkenden auch von vornherein klar, der Start war holprig. Nicht nur durch die vom Land verordnete Corona-Zwangsschließung in den ersten zwei Geschäftsmonaten, sondern auch personelle und organisatorische Herausforderungen waren und sind zu überwinden.
Gemeinsam mit dem jetzigen Team der Therme und des Aufsichtsrates, bestehend aus Stadtvertretern, konnten und werden wir diese Aufgabe aber meistern. Beleg dafür sind die neuen Geräte im Fitnessstudio und die Komplettsanierung und Erweiterung des Saunabereiches, den wir in den nächsten Tagen wiedereröffnen werden.
Auch wenn nicht alle unsere gut 5100 Einwohner die Grundschule besuchen oder zur Erholung ins Schwimmbad gehen, so sind es gerade die vorgenannten Investitionen, die dafür sorgen, dass Röbel eine attraktive Stadt bleibt. Dazu gehört selbstredend noch viel mehr:
Ob Kleiner Stadtverkehr, Bibliothek, neu gestaltete Spielplätze, barrierefrei Übergänge, ein sauberes und gepflegtes Stadtbild, aber auch die neue DRK-Kita - all dies sind wichtige Bausteine. Infrastruktur allein ist aber nichts, wenn sie nicht durch uns mit Leben erfüllt wird. Und das tun wir gemeinsam in eindrucksvoller Weise!
Erinnert ihr euch noch an unseren Festumzug zum Seefest? Natürlich, denn es sind bleibende Bilder unserer Gemeinschaft, auf die wir stolz sein können.
Mancher bildet sich ein, er wüsste, was hinter dem Engagement, dem Ehrenamt und dem Zeitaufwand steht. Ich versichere euch, es ist eher eine geschönte Ahnung.
Ob TSV`90, PSV, Segler-, Kultur- oder Ponysportverein, unsere Chöre und Kapellen oder unsere sozialen Vereine und Verbände - ob zum Seefest, auf dem Mühlenberg oder auf dem Weihnachtsmarkt… wir danken euch für eure Hingabe.
An dieser Stelle ist es mir auch ein besonderes Anliegen, mich bei unseren Unternehmern, Selbstständigen und Freiberuflern zu bedanken, die bei allen aktuellen Schwierigkeiten weit mehr leisten, als einen Sponsorenvertrag zu unterzeichnen. Glaubt es mir, auch ihnen ist es eine Herzensangelegenheit, ein Ausdruck der Verbundenheit zu unserer Heimatstadt.
Dies gilt gleichermaßen für die Menschen, die in unserer Stadtvertretung kommunalpolitische Verantwortung übernehmen, sich in abendlichen Sitzungen mit unserem Amtsdeutsch auseinandersetzen und final die Entscheidungen für die Zukunft unserer Stadt treffen dürfen - manchmal aber auch müssen. Es eint sie der Wille, sorgsam und nach bestem Wissen abzuwägen, wohlwissend, dass am Ende des Tages nicht alle zufrieden in die Hände klatschen.
Mit Applaus belohnt werden auch meistens jene nicht, die nachts aus ihren Betten springen müssen, weil der Funkmeldeempfänger im schrillen Ton zum Einsatz alarmiert. Wenn ihr die Sirene hört, sind die Kameraden unserer Feuerwehr meistens schon auf dem Sprung zum Gotthunskamp 1A. Diesen Weg können wir ihnen nicht abnehmen - wir können und müssen aber dafür sorgen, dass sie vor Ort bestmöglichst für ihre Aufgaben gerüstet sind.
Aufgerüstet - besser gesagt, technisch ausgestattet - haben wir in den vergangenen Jahren auch unseren Wirtschaftshof. Mit Blick auf unsere, so meine ich, wirklich saubere Stadt, hat sich dies mehr als gelohnt, wofür ich den fleißigen Händen hier sowie meinen Mitarbeitern in der gesamten Verwaltung ausdrücklich danke.
So…, das war es mit meinem Zeitenrückblick auf die letzten drei Jahre hier vom Rednerpult…
Ich wünsche euch ein frohes und schaffensreiches Jahr 2023 mit hoffentlich vielen Schlagworten wie „Zuversicht“, „Grundvertrauen“, „Sicherheit“ und vor allem „Frieden zuerst“!
Herzlichen Dank!
Bürgermeister Röbel/Müritz