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Müritz-Anzeiger
Ausgabe 3/2024
Aus der Stadt und den Gemeinden wird berichtet
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Jahresempfang der Stadt Röbel/Müritz 19.01.2024

Was habe ich doch geschwitzt!

Denn bei der Erstellung des Sitzplanes für den heutigen Abend kann einem angst und bange werden.

Viele hundert Menschen so zu platzieren, dass nicht grade die verflossene Liebe oder gar (und das denke ich mir nicht aus) Parteien eines Nachbarschaftsstreits um den bekannten Knallerbsenstrauch nebeneinandersitzen, ist schwierig bis unmöglich. So verzeihen Sie mir entstandene Unannehmlichkeiten und rücken heute etwas näher zusammen, denn das ist in dieser krisengeplagten Zeit wichtiger denn je!

Aber kommen wir zurück zum Schwitzen.

Riechen Sie es? Diesen Duft mit der sportlichen Note?

Vor 14 Jahren bereitete mir dieser nahezu Gänsehaut. Denn getriezt von einem, der den Sport liebt, vergingen die Unterrichtsstunden in dieser Halle für mich nur schleppend und hinterließen die ein oder andere Blessur. Denn genau dort, da wo heute Jens Fiedler sitzt, habe ich meinen „alten Sportlehrer“, Hans-Dieter Richter, mit einem gewaltigen Hüftumschwung am Reck umgehauen - wir beide kamen auf der Sportmatte zum Erliegen - was für ein prägendes Erlebnis lieber Hans.

Wie Sie sehen, stehen wir beide ohne Folgeschäden hier. Also lassen Sie uns diesen Schwung, ja gar diesen Antrieb für den heutigen Abend nutzen und einen kurzweiligen Jahresempfang miteinander verbringen.

Aber was soll ich Ihnen schon erzählen? Erst 199 Tage ist das Rathaus nun mein zweiter Wohnsitz. Ich lerne quasi täglich dazu.

So auch bei den Jahresempfängen in Malchow, Waren und Wittstock. Wir versuchen es mindestens so gut zu machen, wie ihr. Das erste haben wir wohl schon geschafft: Wahnsinn - 500 Röbel-begeisterte Menschen in unserer Sporthalle am Gotthunskamp! Herzlich willkommen!

Statistik

500 Menschen, das sind, Stand 31.12.2023, 9,56 Prozent der Röbeler Bevölkerung.

5.229 Bürger beleben unser beschauliches Ackerbürgerstädtchen.

Im Vergleich zum Jahr 2022 leider ein Rückgang unserer Bevölkerung.

Mit Verlaub liebe Röbelerinnen und Röbeler - 66 Eheschließungen und nur 28 Neugeborene in 2023? Was ist da los? Da gibt es in 2030 ja nur noch zwei Grundschulklassen …

Das ist zu wenig - hier gibt es viel zu tun - packen wir es an!

In der Verwaltung haben wir erste Maßnahmen ergriffen:

1.

Geheiratet werden kann seit dem 1. Januar nun auch in Marienfelde.

Matys Landhausperle steht nun als Außenstelle für unser Standesamt bereit.

2.

Unsere extra geschaffene „SoKo Sandkasten“ kümmert sich weiter fürsorglich um unsere Spielplätze.

3.

Einige Straßenzüge werden in den Abendstunden nicht mehr beleuchtet, sodass die Einwohner quasi gezwungen sind, die Zweisamkeit im trauten Heim zu verbringen.

Doch Spaß bei Seite! In der letzten Zeit erreichten mich häufiger Anfragen zu defekten Straßenbeleuchtungen. Und ja, auch mich ärgert es, wenn unsere bunte Stadt in der Dunkelheit versinkt. Seien Sie sich aber gewiss, wir arbeiten dran!

Nicht immer einfach ist der Job. Wenn man sich dann noch die Statistik der Ausbildungszahlen des deutschen Handwerks anschaut. Erlernten 2009 noch 460 T Menschen einen Handwerksberuf, sind es 2023 nur noch 350 T. Als Geselle des Elektrohandwerks möchte ich eine Lanze brechen.

Das Handwerk hat goldenen Boden - das war schon immer so und das wird trotz Digitalisierung und Künstlicher Intelligenz auch immer so bleiben. Umso wichtiger ist es, dass wir unsere natürliche Intelligenz bemühen und die über 130 Handwerkberufe wertschätzen und mit Leben füllen. Denn Meister und Gesellen benötigen wir auch noch in 100 Jahren und darüber hinaus.

Bau

Apropos Handwerk. Lassen Sie uns kurz in unser städtisches Baugeschehen eintauchen:

Jedes Mal erstaunt bin ich, wenn ich unseren neu geschaffenen Eigenheimstandort „An de Wisch“ anfahre. 10 von 27 Häuslebauern haben bereits Sichtbares erschaffen.

Um den Anschluss nicht zu verlieren, geht es auch mit dem „Jörgenbarg“, also dem neuen Baugebiet zwischen Friedhof und der Gartensparte „Marienfelder Weg“, voran. Hier sollen nicht nur Eigenheime, sondern mit Mehrfamilien- und Reihenhäusern auch andere Wohnformen angeboten werden. Um die Bedarfe zu ermitteln, stimmen uns auch auf direktem Wege mit unserer städtischen Wohnungsbaugesellschaft ab.

An dieser Stelle begrüße ich ganz herzlich die Geschäftsführerin unserer WOBAU, Frau Sabine Meiritz. Seit dem 1. Mai 2023 lenkt sie die Geschicke unserer 100 prozentigen Stadttochter und hat viel vor, um den Wohnungsmarkt in Röbel auszubauen, attraktiver und vor allem barrierefreier zu gestalten.

Mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von knapp 8 Millionen Euro ist unser Begegnungs- und Grundschulzentrums „Werner Schinko“ eines der größten und bedeutendsten Hochbauprojekte der letzten Jahre. Diese Investition ist ein klares Bekenntnis zu einer modernen und zukunftsorientierten Schul- & Lernlandschaft hier in Röbel. Auch für unsere Vereine, unsere Jungen und Alten, unsere kreativen und sportlichen Köpfe wird am Gildekamp ein Ort der Vielfalt geschaffen. Es gilt nun, den geschaffenen Begegnungsbereich mit Leben zu erfüllen. Hier sind Ideen gefragt. Gleichwohl es riskant ist, Fertigstellungstermine zu benennen, wage ich es und bin zuversichtlich, dass die letzten Baufahrzeuge zum Ende des Jahres 2024 die Schulstraße 20 verlassen werden. Bis dahin müssen sich Schüler, Lehrer und Schulleitung den widrigen Bedingungen im laufenden Schulbetrieb noch stellen. Für das Durchhaltevermögen und entgegengebrachtes Verständnis bedanke ich mich ausdrücklich. Aber auch den Planern und ausführenden Firmen danke ich recht herzlich für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit. Auch den Bund und das Land möchte ich an dieser Stelle nicht unerwähnt lassen. Denn ohne die Fördermittel in Höhe von knapp 4 Millionen Euro könnten wir dieses so wichtige Projekt nicht stemmen - schlichtweg unbezahlbar.

Feuerwehr

„Schlichtweg unbezahlbar“, ja das ist auch die Einsatzbereitschaft der nun genannten Damen und Herren. Unsere Kameradinnen und Kameraden der Freiwilligen Feuerwehr Röbel stehen zu 100 % fürs Ehrenamt. Die Betonung liegt auf freiwillig! Freiwillig und doch professionell. Sie leisten ihren Dienst zum Wohle unserer Gemeinschaft, ganz selbstlos neben Familie, Beruf und Freizeit.

In 84 Einsätzen standen unsere Einsatzkräfte im vergangenen Jahr ihren Mann oder eben auch ihre Frau. Doch kann und sollte man unsere Feuerwehr nicht nur auf die Brandbekämpfung, technische Hilfeleistung oder Wasserrettung reduzieren. Auch die Nachwuchsförderung will organisiert sein. Mit viel Herz und Eigeninitiative kümmern sich die Kameradinnen und Kameraden um die Kleinen und Kleinsten in der Wehr und bilden in der Jugendwehr und den Löschrabauken die Einsatzkräfte der Zukunft aus.

Für ihr Engagement, ihren sagenhaften Mut und ihre großartigen Leistungen spreche ich allen Kameradinnen und Kameraden meinen Dank aus.

Schön, dass es euch gibt!

Wirtschaft

„Wenn die Welt untergeht, so ziehe ich nach Mecklenburg, denn dort geschieht alles 50 Jahre später“. So soll es einst Otto von Bismarck gesagt haben.

Dieser Satz sollte seinerzeit den Mecklenburgern eine gewisse Rückschrittlichkeit, ja gar provinzielles Hinterwäldlertum nachsagen. Betrachtet man dieses Zitat genauer, so bringt es in der heutigen Zeit mit Klimakrise, Energiewende und einem prophezeiten Weltuntergang doch einen gewissen Standortvorteil mit sich - so lässt es sich dann in Meckpomm noch länger als 50 Jahre gut leben …

Diesen Standortvorteil haben auch unsere Unternehmer erkannt. Gleichbleibend konstant liegt die Zahl der Gewerbetreibenden in unserer Stadt bei 377. Egal ob klein oder groß, sie alle sind der Motor der wirtschaftlichen Entwicklung unserer Stadt.

Neben vielen Einzelunternehmen und kleineren Betrieben freue ich mich, dass auch größere und europaweit tätige Unternehmen wie optimal media, Scholl Glas und Spedition Bub unserer Stadt die Stange halten. Mein Dank gilt allen Unternehmern, Gastronomen, Freiberuflern und Selbstständigen, die sich hier bei uns einbringen und mit Herz und Hand viel für unsere Stadt bewirken.

Viel Herz und Hand brauchte es auch, um die Durst- bzw. Barfußstrecke in Röbel zu überwinden.

Gleich nach meinem Amtsantritt machte ich mich auf die Suche nach einem willigen Schuhverkäufer für unsere Innenstadt. Motiviert schrieb ich drei kleinere Schuhkette an und hoffte auf eine schnelle Reaktion. Aber weit gefehlt - bis heute keine Antwort… Am 11. Oktober titelte der Nordkurier dann: „Bekommt Röbel einen Schuhladen?“ Wie durch ein Wunder wurde dieser Beitrag bis nach Potsdam ausgespielt, wo eine Schuhladeninhaberin sich schon seit längerer Zeit nach mehr Ländlichkeit sehnte. Nach einem gemeinsamen Telefonat und einem Besuch in unserem Rathaus stand es für sie fest - Röbel bekommt einen Schuhladen!

Leider kann unsere neue Schuhfrau, Frau Birakis, heute nicht hier sein, denn erste Schuhe und Möbel machen sich bereits auf den Weg in den Kirchplatz Nummer 7.

Mit dem bekannten Spruch „Lauf nicht fort, kauf im Ort“ bitte ich Sie sehr darum: Nutzen Sie unsere Geschäfte und unterstützen unsere Einzelhändler, denn ohne sie wäre unsere Stadt nicht annähernd so bunt und vielfältig!

Kultur, Tourismus, Vereine

Vielfältigkeit zeichnet auch unsere Vereins- und Kulturlandschaft aus.

Es ist schon beeindruckend, wie viele Menschen unserer Stadt sich in ihrer Freizeit engagieren - viele davon nicht nur zum eigenen Vergnügen, sondern mit dem inständigen Wunsch in der Gemeinschaft etwas zu schaffen, das einen Mehrwert für uns alle hat. Besonders das aktive Bemühen um die Einbindung von Kindern und Jugendlichen ist beispielhaft und kann nicht oft genug hervorgehoben und gelobt werden!

Ein ausgesprochenes Lob ist oft nur eine kleine Geste - hat aber immer auch eine große Bedeutung. Es zeigt uns, dass wir auf dem richtigen Weg sind, dass sich der Einsatz lohnt und animiert uns weiterzumachen. Wenn diese Rückmeldung dann auch noch von Menschen kommt, die uns und unsere Stadt nur mal so während ihres Urlaubes kennengelernt haben, zeigt das vor allem eines: wir sind gute Gastgeber und das nicht nur aus rein finanziellem Interesse, sondern vor allem, weil wir wirklich gerne Gäste empfangen - und das wird so auch entsprechend wahrgenommen und ehrlich honoriert.

Politik

Wenn einer kümt un tau mi secht:

Ik mok dat allen Menschen recht,

Denn sech ick: Leiwe Fründ, mit Gunst,

O, lihrn S' mi doch de' schwere Kunst.

Für alle „nicht-plattdeutsch-kundigen“ kurz und bündig: Man kann es nicht jedem recht machen. Sicher war das schon immer so, doch in Zeiten von Internet und Social Media lassen sich krude Theorien und polemische Äußerungen schneller verbreiten als noch vor 10 Jahren. Das schürt eine gewisse Panik und Furcht in der Bevölkerung. Doch ist gerade die Angst kein guter Berater in dieser angespannten Zeit voller Krisen und Konflikten.

Gut geholfen ist uns, wenn wir miteinander sprechen, unsere Ideen und Meinungen austauschen und für die bevorstehenden Herausforderungen gemeinsam Lösungen finden.

Mein Wunsch ist es, dass sich möglichst viele Menschen aktiv an der Gestaltung unserer Region beteiligen und zeigen, dass sie für die Entwicklung unserer Heimat brennen.

Am 9. Juni haben Sie die Möglichkeit, neben dem Europaparlament und dem Kreistag, auch unsere Stadtvertretung neu zu wählen. Neben den erfahrenen Hasen, gehen auch viele neue Gesichter an den Start. Nutzen Sie Ihre Chance, gehen Sie zur Wahl und sorgen Sie dafür, dass unsere bunte Stadt am kleinen Meer auch in Zukunft BUNT bleibt.

Meine Schulzeit liegt bereits 13 Jahre zurück und doch kann ich mich noch gut daran erinnern, wie wichtig es ist, auch in jungen Jahren schon Verantwortung zu übernehmen.

Eine, die Verantwortung übernimmt, möchte ich an dieser Stelle herzlich begrüßen: Herzlich Willkommen liebe Shirley Schäfer, Schülersprecherin des Schulcampus Röbel. Sie ist verantwortlich für die Belange von 835 Schülerinnen und Schüler aus unserem Amtsgebiet und darüber hinaus. Ihre Schülerschaft soll und möchte in Zukunft auch in der Stadtpolitik Gehör finden. Sie wollen sich mit kreativen Vorschlägen und Ideen einbringen und Projekte für Kinder und Jugendliche in unserer Stadt voranbringen. Dabei geht es nicht darum, Luftschlösser zu bauen, vielmehr geht es um die Beteiligung junger Menschen - Demokratieförderung und Demokratie leben sind hier die Stichwörter. Schauen wir zu Grand Nation Frankreich, so setzt man, wie auch bei uns, auch auf jugendliche Frische. Mit nur 34 Jahren wurde Gabriel Attal zum Ministerpräsidenten ernannt. Da Röbel schon immer den Finger am Puls der Zeit hatte, kann es nicht ganz verkehrt sein, dass auch wir weiter junge Menschen mitreden lassen.

Schlussworte

Und doch ist es auch wichtig, die weniger jungen Menschen zu hören, um aus ihrem Erfahrungsschatz zu schöpfen. Verraten Sie es keinem, aber so einen Schatz habe ich tatsächlich im Rathaus zu stehen. Nämlich in Form von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, die mich tagtäglich mit hilfreichen Informationen, Tipps und Hinweisen füttern und mich bei der Bewältigung der tagtäglichen Herausforderungen unterstützen.

Liebe Kolleginnen und Kollegen, ihr habt mir bereits die ein oder andere Schweißperle auf der Stirn weggetupft und bewiesen, dass wir gemeinsam jede Hürde nehmen können. Vielen Dank für diese fantastische Zusammenarbeit.

Zu wahren Hürdenläufern mutierten übrigens auch unsere Kolleginnen und Kollegen vom Stadtbauhof und vom Haus des Gastes sowie unsere Hausmeisterinnen und Hausmeister des Schulcampus und der Sporthalle. Sie sind dafür verantwortlich, dass dieser Jahresempfang wieder in so einem festlichen Rahmen stattfinden kann. Es ist bemerkenswert, mit welchem Engagement ihr dieses Event unterstützt. Liebe Gäste, danken wir es diesen tatkräftigen Menschen mit einem warmen Applaus.

Nun genug der Worte. Lassen Sie uns einen bunten Abend mit tollen musikalischen Highlights, ehrenwerten Bürgern und interessanten Begegnungen verbringen. Vielen Dank, dass Sie heute Abend unsere Gäste sind!

Matthias Radtke
Bürgermeister Stadt Röbel/Müritz