Titel Logo
Müritz-Anzeiger
Ausgabe 3/2025
Aus der Stadt und den Gemeinden wird berichtet
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Jahresempfang der Stadt Röbel/Müritz - 17. Januar 2025

Liebe Röbelerinnen und Röbeler, liebe Gäste aus Nah und Fern,

wenn ich das Begrüßungszeremoniell des Stadtpräsidenten nicht wiederhole, heißt das noch lange nicht, dass ich Sie nicht auch auf das Herzlichste begrüßen möchte. Ich freue mich sehr, dass Sie unserer Einladung gefolgt sind und mit Ihrer bloßen Anwesenheit beweisen, dass Ihre Herzen für Röbel schlagen. Also, seien Sie herzlich willkommen zum Jahresempfang der Stadt Röbel/Müritz.

Hier und heute sind wir knapp 600 Herzen. Beeindruckend und nur möglich, weil so viele fleißige Hände sich für diesen wunderbaren Abend zusammentun. Vielen Dank euch allen!

Wenn man kurz innehält und sich bewusst macht, was man alles so im vergangenen Jahr erlebt hat, sind es häufig doch Momente, die man mit Menschen geteilt hat.

Besonders beeindruckt hat mich im letzten Jahr die Begegnung mit Herta Wrase, über die ich auch schon im Sommer kurz berichtet habe.

„Immer mit den Füßen auf dem Boden bleiben“, „man darf den Mut nicht verlieren“, „immer Kopf hoch!“ – so klang es heute am Geburtstagstisch von Herta Wrase. 101 Jahre alt wurde die rüstige Dame, die Hans-Dieter Richter und mir noch selbst die Tür öffnete und uns mit einem kräftigen Händedruck empfing. Frau Wrase überlebte den zweiten Weltkrieg und berichtete von ihren Erlebnissen aus dieser Zeit. Als junge Frau musste sie vor der Kriegsfront fliehen und erlebte Leid und Not am eigenen Leib. „Wir hatten nichts und waren trotzdem glücklich“, so sagt sie.“

Eigentlich, ja eigentlich wollte Frau Wrase bereits im letzten Jahr beim Jahresempfang dabei sein. Doch wie es im Senioren-Dasein so ist, ihr fehlte schlichtweg die Zeit. „Ich komme im nächsten Jahr“, versprach Sie. Versprechen gehalten! Heute ist sie hier, in Begleitung ihres Sohnes Burkhard – Herzlich Willkommen an die drittälteste Einwohnerin Röbels!

101 Jahre und noch immer ist Frau Wrase an den aktuellen Geschehnissen interessiert. Bereits im letzten Jahr erzählte sie mir, dass sie sich friedlichere Tage für unsere Welt wünscht. Dieser Wunsch kann nur erfüllt werden, wenn sich die demokratischen Kräfte in unserem Land genau dafür einsetzen und unser Grundgesetz verteidigen. Als ich letztjährig zu Besuch bei ihr war, lagen die Briefwahlunterlagen für die Kommunalwahl schon bereit. Tun Sie es Frau Wrase gleich – nutzen Sie Ihr verbrieftes Recht auf freie Wahlen, um am 23. Februar Ihre demokratischen Vertreter auf Bundesebene zu wählen.

Ich persönlich wünsche mir, dass wir nach der Wahl schnell verlässliche Verhältnisse bekommen - mit einer Bundespolitik, die mehr Zeit für greifbare Themen verwendet, als sich mit sich selbst zu befassen.

Wichtig für unsere Kommunen und Städte ist es, dass uns eine solide finanzielle Grundausstattung, losgelöst von Sonderprogrammen oder komplizierten Förderregularien, zur Verfügung gestellt wird. Weiterhin bedarf es Unterstützung, gerne auch finanziell, in den verschiedensten Themenfeldern, allen voran bei der gewünschten Energiewende. Nur die Ausgabe von Flächenzielen und einem Datum zur Erreichung ist unzureichend. Hier müssen Landschaftsbilder, wirtschaftliche Aspekte und die vorhandene Netzinfrastruktur stärker berücksichtigt werden. Nur so wird es möglich sein, gemeinsam mit den Menschen vor Ort, sinnhafte Lösungen für unsere Region zu finden.

Apropos Menschen vor Ort - danken möchte ich in diesem Zusammenhang den vielen Menschen in unserem Amtsgebiet, die mit ihrer Unterstützung als Wahlhelferin und Wahlhelfer die letztjährigen Wahlen sicherstellten. Auch meinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aus der Verwaltung möchte ich herzlich danken. Über 10.000 Stimmzettel wurden gedruckt, ca. 1.500 Briefwahlunterlagen versandt, mehr als 100 Wahlhelferinnen und Wahlhelfer geschult… ein sehr großer Aufwand, aber zwingend notwendig, um unsere Werte des gemeinsamen Zusammenlebens im Sinne der Demokratie zu sichern und zu stärken.

Stärke – eine gute Überleitung zu den Damen und Herren unserer Freiwilligen Feuerwehr Röbel/Müritz, die in der Silvesternacht mit voller Man- oder eben auch Frauenpower und getreu dem Motto „Gott und Stadt zur Ehr, dem nächsten zur Wehr“ parat standen.

31. Dezember 2024, 23.53 Uhr – technische Hilfeleistung – Hund im Sumpf. Kein Problem für unsere Kameradinnen und Kameraden.

01. Januar 2025, 00.20 Uhr – Feuer groß. Dachstuhlbrand in der Bahnhofstraße. Eine Rakete bahnte sich den Weg in einen Dachkasten. Souverän bekämpften unsere Feuerwehrfrauen und Männer die Flammen und sorgten dafür, dass allen Bewohnern ihr Dach über dem Kopf erhalten blieb.

In den darauffolgenden Stunden sollten zwei weitere Notrufe unsere Wehr auf Trapp halten. Buschbrand in der Ringstraße um 01.09 Uhr und Containerbrand auf dem Gildekamp um 01.46 Uhr. Schließlich schloss die Wehrführung das Spritzenhaus halb 4 in der Früh zu.

84 Mal eilten unsere Kameradinnen und Kameraden im vergangenen Jahr zum Feuerwehr-Gerätehaus, 84 Mal stellten sie Ihr Können unter Beweis, 84 Mal Brandbekämpfung und Hilfeleistung zum Wohle unserer Gemeinschaft. 84 Alarmierungen heißen auch sage und schreibe 1052 Einsatzstunden.

Liebe Kameradinnen und Kameraden - euer unermüdliches Engagement und euer großes Verantwortungsbewusstsein ist bemerkenswert und beachtlich. Ich spreche euch meinen allergrößten Respekt aus und danke euch von Herzen.

Bei einem ganz anderen Brandherd kann sich unsere Wehr getrost zurückhalten. Das Feuer der Liebe brennt in Röbel besonders heiß und innig.

Über 40 Ehepaare waren in 2024 für 60 Jahre oder sogar länger verheiratet. Die Spitzenreiter durfte ich im August persönlich zur sogenannten Gnadenhochzeit beglückwünschen – auf 70 Ehejahre kann das neben der Feuerwehr wohnende Ehepaar Schley schon zurückblicken. Auch wenn die beiden heute nicht hier bei uns anwesend sind, denke ich doch, dass das einen tosenden Applaus wert ist.

Wenn wir nun schon bei Jubiläen sind, so lassen Sie mich noch kurz über unseren Club der „Jahrhundert-Damen“ berichten. Die sechs ältesten Einwohner Röbels über 100 Jahre sind nämlich allesamt Damen.

Und wo sind die Männer, fragen Sie sich? Nun ja, offenbar singt das männliche Geschlecht zwar mit voller Hingabe auf der Bühne, aber die Frauen haben bekannterweise das letzte Wort – und offensichtlich auch ein langes Leben dazu.

Die Hingabe und Leidenschaft des Röbeler Männerchors wünsche ich mir im Übrigen auch von unseren jungen Paaren in Röbel. Zwar konnten wir die Anzahl der Eheschließung im Vergleich zum Vorjahr um ca. 40 Prozent steigern, die Geburten aber leider nicht.

Erblickten in 2023 noch 28 Neu-Röbeler das Licht der Welt, waren es 2024 nur noch 19. So geht es nicht liebe Röbelerinnen und Röbeler! Diesem Trend muss entgegengewirkt werden. Wir haben die Weichen bereits gestellt und als Schulträger weit und breit die besten Voraussetzungen für den Nachwuchs geschaffen.

Nachdem wir unseren Schulcampus unter anderem mit einem Mensa-Anbau, einem Naturwissenschaftshaus und der Umsetzung des Digitalpakts in den letzten Jahren zu einem äußerst attraktiven Lernort gemacht haben, war es nun auch an der Zeit, unsere Grundschule auf Vordermann zu bringen.

Schon beim letzten Jahresempfang habe ich von unserem wohl größten und bedeutendsten Hochbauprojekt der letzten Jahre berichtet – dem Begegnungs- und Grundschulzentrum Werner Schinko oder kurz „Schinko Hus“.

Den Großteil der Arbeiten konnten wir im Dezember 2024 abschließen, sodass aktuell nur noch kleinere Restarbeiten ausgeführt werden. Nicht verheimlichen möchte ich, dass unser Kämmerer über die gesamte Bauzeit sein Portmonee griffbereit halten musste. Von ursprünglich geplanten 5 Millionen Euro Baukosten, sind wir letztlich bei einem Gesamtvolumen von 8,5 Millionen Euro angelangt, von denen mehr als die Hälfte aus unserem Stadtsäckel stammt.

Die Gründe hierfür möchte ich mit den Worten der kultigen Filmfigur Forrest Gump erklären:

Ein über 60 Jahre altes Haus, ist wie eine Schachtel Pralinen. Man weiß nie, was man kriegt. Leider schmeckt einem auch nicht jede kleine Süßigkeit. Die Sanierung im laufenden Betrieb stellte uns immer wieder vor neue Herausforderungen. Und dennoch: für mich steht fest, dass diese Investition ein klares Bekenntnis zu einer modernen und zukunftsorientierten Schul- & Lernlandschaft hier in Röbel ist und dass wir unsere Kräfte genau an der richtigen Stelle eingesetzt haben.

Neben den fantastischen Räumlichkeiten für die Grundschule, den Hort und die Kreismusikschule sind auch Multifunktionsräume und ein neuer Turnraum für uns entstanden, die nun nach und nach mit Leben gefüllt werden.

Ich möchte an dieser Stelle die Gelegenheit nutzen, um mich bei allen Kindern und Eltern für ihre Geduld und bei allen helfenden und lehrenden Händen für ihren Einsatz unter doch deutlich erschwerten Bedingungen zu bedanken. Liebe Schulleitung, liebe Sylvia Herse, vielen Dank für euer Durchhaltevermögen, eure Kompromissbereitschaft und eure Mitarbeit.

„Ich suche den Hausmeister, ein gewisser Herr Werner Schinko soll das sein.“ Diese doch für uns leicht befremdliche Anfrage eines Zustellers im Sekretariat der Grundschule zeigt, wie wichtig das Erinnern und Gedenken ist. Werner Schinkos künstlerisches Lebenswerk zu ehren, ist bekanntermaßen ein erklärtes Ziel der Stadt Röbel/Müritz. Er ist nicht nur Ehrenbürger unserer Stadt, sondern auch einer der bedeutendsten Künstler und Illustratoren der DDR-Zeit. Aus diesem Grund soll, sofern uns die Fördermittelzusage vom Land vorliegt, die Fassade des Hauses umfangreich mit Schinko Motiven gestaltet werden – wichtig und richtig!

Selbstverständlich sind wir auch abseits der Schulstraße 20 in unserer Stadt baulich tätig gewesen. Mit Erfolg, wenn ich beispielsweise an die „Weiße Brücke“, den Solzower Weg oder die Straße und den Gehweg im Marienfelder Weg denke und ich kann Ihnen versichern, dass wir auch zukünftig fleißig bleiben.

Auch an anderer Stelle haben wir sie noch in unserer Stadt - die Anpacker und Macher, die sich in Vereinen und Institutionen engagieren, sich für das Gemeinwohl einsetzen und andere in ihren Bann ziehen. Dieses besondere Engagement kann man nicht oft genug hervorheben und loben. Liebe Ehrenamtliche, liebe Vereinsmitglieder und liebe Unterstützer unserer Stadt: Ich danke euch von ganzem Herzen für euren unermüdlichen Einsatz. Ohne euch gäbe es nicht so tolle Veranstaltungen, wie den wunderbaren Tag der Vereine, die weltrekordverdächtige Badewannenregatta, unseren heimeligen Wiehnachtsmarkt und sowieso das schönste Seefest an der ganzen Müritz…

Ganz besonders sichtbar wird die Gemeinschaft und vor allem der Zusammenhalt in Röbel, wenn ich zur Bühne schaue. Männerchor und Stadtmusikanten – ein völlig neues Duo und doch so klangvoll und mitreißend. Vielen Dank liebe Sangesbrüder, für eure musikalische Begleitung an diesem wunderbaren Abend und volle Fahrt (Ruf Männerchor „Röbel/Müritz“).

170 Jahre Bestehen in der Musikbranche, das muss dem Männerchor erstmal jemand nachmachen. Wissen Sie eigentlich, was Santiano, Taylor Swift, Marteria und Roger Whittaker mit unseren Sangesbrüdern gemeinsam haben?

Allesamt kommen gewissermaßen aus Röbel. Nun ja, zumindest so ungefähr. Millionen von CDs und Schallplatten, auch dieser Künstler, verließen bereits die heiligen Hallen von optimal media. Mit über 700 Mitarbeitern wird hier am Standort in Röbel seit nun mehr als 33 Jahren produziert. Optimal media steht stellvertretend für so viele Unternehmen vor Ort – immerhin sind es 377 an der Zahl – die sich mit Herz und Hand für unsere Stadt einsetzen. Mein Dank gilt allen Gewerbetreibenden, Gastronomen, Freiberuflern und Selbstständigen, denn sie sind nicht einfach nur fleißige Gewerbesteuerzahler, sondern verlässliche Partner, Unterstützer und Sponsoren.

Unterstützung ist bekanntlich immer gut!

Eineinhalb Jahre darf ich nun schon Bürgermeister unserer liebenswerten Stadt sein. Ein Thema und gewissermaßen auch ein Wunsch begleitete mich von Anfang an - die Kinder und Jugendlichen mitreden und mitwirken zu lassen, ihnen quasi eine Stimme zu geben. Umso fröhlicher stimmt es mich, dass nun ein von der Röbeler Jugend gewählter Kinder- und Jugendbeirat existiert.

Ja, vielleicht habe ich den Gründungsprozess und die vielen kleinen Stolpersteine etwas unterschätzt, umso mehr ist es mir ein großes Anliegen Birgit Müller vom Schabernack e.V. zu danken, die unsere kühnen Vorstellungen vorbehaltlos unterstützt hat. Vielen Dank dafür, liebe Birgit.

Die Gründung eines Kinder- und Jugendbeirats ist ein ganz besonderes Zeichen für unsere Region und steht sinnbildlich für die generationsübergreifende Gemeinschaft in unserer Stadt. Ich wünsche euch, liebe Mitglieder, viel Kraft, Durchsetzungsvermögen und Ideenreichtum bei der Ausübung eurer Tätigkeit, viel Erfolg bei der Umsetzung eurer Pläne und Ziele und eine konstruktive Zusammenarbeit mit der Stadtpolitik.

Stichwort Stadtpolitik.

Kürzlich durfte ich zu Gast sein im Heilbad Waren (Müritz) und hatte beste Sicht auf das Rednerpult mit dem schön drapierten Badesalz aus dem schönen Kurort. Sicherlich ist eine wohltuende Badewanne ein gutes Mittel, um nach hitzigen Debatten zur Ruhe und Gelassenheit zurückzukehren, vielleicht auch ein Stück weit zur Heilung im Sinne der Kur.

Wir hier im Erholungsort Röbel nutzen da doch lieber eine ganze Therme zur Entspannung. Lieber Norbert, lieber Toralf! Fühlt euch herzlich eingeladen mal dem kommunalpolitischen Alltag bei uns zu entfliehen…

Auch in unseren Ausschüssen und der Stadtvertretung wird selbstverständlich engagiert diskutiert, abgewogen und auch kritisch hinterfragt. Viel ist in den letzten Jahren erreicht worden, aber die Herausforderungen für die Stadtpolitik und die Verwaltung werden nicht weniger werden. Energie- und Wärmewende, öffentlicher Personennahverkehr, Innenstadtbelebung, schwächelnde Finanzlage, medizinische Versorgung im ländlichen Raum und, und, und.

Lassen Sie uns diese Themen weiterhin vertrauensvoll gemeinsam angehen! Lassen Sie uns gemeinsam weiter gute Lösungen finden! Lassen Sie uns auch die verschiedenen Kompetenzen unserer Bürgerinnen und Bürger ausspielen!

Liebe Röbelerinnen und Röbeler - mit dem richtigen Tenor kann und darf man stolz sein! Auf unsere farbenfroh sanierte Stadt beispielsweise, unsere Schullandschaft, auf unsere Musiker, Sportler und Kulturschaffenden, auf unsere Gewerbetreibenden und Unternehmen. Auf all die, die dafür Sorge tragen, dass unser Röbel als bunte und starke Gemeinschaft wahrgenommen wird, die zusammen für eine zukunftsfähige Entwicklung unserer Stadt einstehen.

Gleichwohl nicht immer alles rund läuft, es hier und da vielleicht mal zwickt und vielleicht nicht immer eine einhellige Meinung vorherrscht, so haben wir gemeinsam schon viele Projekte und Ideen im Rahmen unserer Möglichkeiten umgesetzt und dazu beigetragen, dass es den Menschen hier in Röbel gut geht.

Auch hier liegt wieder die Betonung auf dem kleinen Wort „wir“.

Lassen Sie uns daher gemeinsam im Gespräch bleiben, gemeinsam und mutig neue Themen angehen und weiter positiv in die Zukunft blicken. Denn uns allen liegt unsere bunte Stadt am kleinen Meer doch sehr am Herzen!

Haben Sie vielen Dank!

Matthias Radtke
Bürgermeister Röbel/Müritz