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Müritz-Anzeiger
Ausgabe 3/2025
Aus der Stadt und den Gemeinden wird berichtet
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Bürgerehrung 2025 – Laudatio für Gundula Schwarz

Es ist schon ungewöhnlich, dass ein so junger Mensch wie ich, hier eine Laudatio halten darf. Aber Sie werden gleich merken, wie sich der Kreis schließt.

Jeder 3. Mensch in Mecklenburg-Vorpommern ist in irgendeiner Form ehrenamtlich tätig. Auch ich. Manche nur kurz und konkret mit einer Sache beschäftigt. Manche ihr ganzes Leben lang.

Unsere Gesellschaft lebt vom Mitmachen. Es gibt aber auch Menschen, die lassen sich lieber „bespaßen“ und sind dann mit dem Ergebnis nicht zufrieden. „DIE DA OBEN“ machen ja nichts für uns! „DIE DA OBEN“ haben ja keine Ahnung vom wahren Leben! Das sind Sätze, die machten die Frau, für die ich hier die Laudatio halten darf, schon immer wütend!

Sie ist eine, die sich einmischt. Eine, die nicht Ruhe geben kann, wenn es Probleme gibt. Eine, die mitmacht und damit mitgestaltet. Und das nicht als Eintagsfliege, sondern seit Jahrzehnten. Eine Ur-Röbelerin, die die Entwicklung unserer Stadt viele Jahrzehnte mitgeprägt hat. Und das in den unterschiedlichsten Positionen.

Als Lehrerin und Schulleiterin prägte sie Generationen von Schülern und auch unseren Schulcampus. Als 1. Stadtvertretervorsteherin (heute würde es Präsidentin heißen) legte sie den Grundstein für eine respektvolle und lösungsorientierte Diskussionskultur in der Stadtvertretung, die bis heute anhält und unter den Städten der näheren Umgebung ihres gleichen sucht. 2015 gehörte sie zu den Frauen, die die Willkommenskultur in unserer Stadt aktiv lebten und in der Flüchtlingsinitiative ridato tätig waren. Hier gab sie Deutschunterricht für Erwachsene, machte Nachhilfe in Biologie, half, wo es nötig war. Unter anderem unterstützte sie zusammen mit ihrem Mann, über acht Jahre eine afghanische Familie mit drei Kindern auf ihrem schwierigen Weg.

Im Rentnerleben suchte sie sich neue Aufgaben. Die Liebe zur Naturwissenschaft führte sie ins Müritzeum, dass damals noch Müritz-Museum hieß. Wöchentlich trifft man sie hier bei der Katalogisierung und Digitalisierung von Tausenden von Präparten und historischem Schriftverkehr wieder. Und das seit fast 20 Jahren! Auch mit über 80 scheut sie dabei keine Computertechnik!

Ich glaube, das Geheimnis, warum es Menschen gibt, die immer viel jünger wirken, als sie eigentlich sind, ist die ewige Neugierde, die in ihnen ist.

Für meine Generation aber, die ja einen ganz anderen Blick auf die Entwicklung von Röbel hat, ist Frau Schwarz etwas ganz anderes. Sie ist die Vorsitzende des Seniorenbeirates der Stadt Röbel. Vor 14 Jahren suchte sie sich Gleichgesinnte und gründete mit ihnen, quasi im Alleingang, den Seniorenbeirat. Damals einen von ganz wenigen in MV. Heute sind es immerhin ca. 65 im Land.

Kein Wunder. Der Anteil der über 65-Jährigen hat sich seit 1990 verdoppelt und steigt weiter. Unsere Gesellschaft, auch die im idyllischen Röbel, wir immer älter. Darum ist es wichtig und wird immer wichtiger, die Belange der älteren Generation in den Entscheidungen zur Stadtentwicklung rechtzeitig zu berücksichtigen.

Ich freue mich nur, dass es in Röbel (zumindest in einigen Teilen der Stadt) so viele Bänke gibt, weil ich da mit meinen Freunden chillen kann. Für die Älteren aber sind sie wichtig zum Ausruhen auf langen Wegen. Und so gibt es viele Punkte, die der Seniorenbeirat im Interesse der älteren Mitmenschen immer wieder anspricht. Regelmäßige Gespräche mit dem nun schon 3. Bürgermeister gehören zum Handwerk. Und der Stadtpräsident ist ja auch Mitglied im Seniorenbeirat, so ist der Weg zu den Entscheidungsträgern kurz. Wir alle zusammen wollen doch, dass unsere Stadt für alle Generationen lebenswert ist und bleibt.

Der neugegründete Jugendbeirat will sich um die Belange und Wünsche der Kinder und Jugendlichen in der Stadt kümmern und deren Sprachrohr sein. Das ist das eine Ende der Gesellschaft. Der Seniorenbeirat und ihr Sprachrohr Gundula Schwarz kümmern sich um das andere Ende. Und wir alle hoffen, dass Frau Schwarz noch lange nicht am Ende ist!

Im Namen aller Röbelerinnen und Röbeler danke ich Ihnen, Frau Gundula Schwarz, für ihre Vorbildwirkung.

Vorbild in fairem und respektvollem Umgang mit allen Menschen über Alters- und politische Grenzen hinweg. Vorbild für lebenslanges Lernen. Vorbild für Beharrlichkeit in der Sache. Ich danke Ihnen für Ihren jahrzehntelangen Einsatz für die Menschen in unserer Heimatstadt Röbel und darüber hinaus und wünsche Ihnen ein langes Leben.

(Laudatio Jonas Schwaab)