Ich wünschte mir, dass jeder Mensch einen Menschen hätte, der immer für ihn da ist, wenn man Hilfe braucht. Der nicht auf die Uhr schaut. Der nicht für Lorbeeren oder Geld hilft, sondern einfach, weil er es kann und will. Weil man Fähigkeiten, die man hat, auch einsetzten sollte für andere, also für die Gesellschaft.
Solche stillen Helferinnen und Helfer gibt es viele. Sie arbeiten leise im Verborgenen und wissen manchmal selbst gar nicht, welchen großen Beitrag sie leisten. Sie sind wie das Schmierfett, dass die Maschine am Laufen hält. Immer geht es um die Maschine. Selten um das Schmierfett.
Auch meine Familie konnte sich viele Jahre auf solche helfenden Menschen verlassen, die uns den Start in der neuen Heimat erleichtert haben. Darum freut es mich, dass ich nun einmal stellvertretend und öffentlich „Danke“ sagen kann.
Heute soll eine Frau geehrt werden, die das eigentlich gar nicht will. Aber nach so vielen Jahrzehnten der gesellschaftlich nützlichen Arbeit, nach tausenden von Stunden über Gesetzesgrundlagen und Förderanträgen, Abrechnungen und Kassenbüchern, wird es Zeit für ein dickes Dankeschön.
Neben der eigenen Familie, Oma-Diensten und Hobbies hatte und hat sie auch noch Zeit und Kraft für andere:
Sie war
| - | jahrelang Vertrauenslehrerin |
| - | 20 Jahre bis zur Auflösung 2015 Vorstandsmitglied im Förderverein der Regionalschule |
| - | Gründungsmitglied im Schüler- und Jugendförderverein Röbel, der das Jugendhaus betrieb. Als Geschäftsführender Vorstand musste sie 2011 schweren Herzens die Auflösung begleiten. |
Viele Jahre war sie für einen Verein tätig, der es Mukovizidose-kranken Kindern aus Kaliningrad ermöglichte, in Röbel Erholungsurlaub zu machen. Hier waren nicht nur die Dolmetscher-Fähigkeiten, sondern auch Kontakte bei der Sponsorensuche gefragt. Vielleicht erinnert sich der eine oder andere noch an die Aktion „eine Kuh für Kaliningrad“.
Sie war über 20 Jahre Vorstandsmitglied im Bund für Natur und Heimat (BNH), der bis zu seiner altersbedingten Auflösung viele Kulturveranstaltungen und die Aktivitäten rund um die Mühle organisierte.
Sie ist Mitglied der Bürgerinitiative ridato, in der sie Deutschunterricht für Flüchtlinge angeboten hat. Noch immer begleitet sie eine Familie mit fünf Kindern.
Mit 80 übernahm sie ohne langes Bitten Pausenhof-Aufsichten während der Bauphase für die Grundschule. Alle erinnern sich an die organisatorisch schwierige Zeit.
Sie kümmert sich natürlich auch um kranke Nachbarn und versucht mit kleinen Gesten der Vereinsamung alter Menschen entgegenzuwirken.
Neuerdings leitet sie auch einen wöchentlichen Sportkurs für ältere Senioren im AWO-Haus.
Seit 2013 ist sie Mitglied im Sozialverband. Bei der letzten Vorstandswahl fand sich niemand für den Vorsitz. Damit drohte die Auflösung des Verbandes und die angebotenen Leistungen wären weggebrochen. Das wäre wieder ein Einschnitt bei Beratungsangeboten zu sozialen Fragen im ländlichen Raum gewesen. Das wollte Marianne Kohlbecher nicht zulassen und übernahm daher den Vorsitz. Natürlich nur, bis sich jemand anderes findet, aber das kann dauern.
Wie Sie sehen und hören, bin ich noch sehr jung. Und ich habe Angst, was aus unseren gesellschaftlichen Systemen wird, wenn diese „fitten Alten“ mal nicht mehr sind. Vielleicht können ja mal alle Anwesenden nachdenken, was sie genau für die Gesellschaft machen können. Jeder hat doch irgendwelche Interessen oder kann etwas besonders gut! In den nächsten Jahren gehen so viele Menschen in Rente, wie noch nie! Da kann man die gesellschaftliche Arbeit doch auch auf mehr Schultern verteilen, oder? Wir ganz jungen Menschen brauchen noch etwas Zeit, bis wir übernehmen können…
Frau Marianne Kohlbecher,
stellvertretend für alle Bürgerinnen und Bürger der Stadt Röbel, für mindestens 3 Generationen, danke ich Ihnen für Ihren unermüdlichen langjährigen Einsatz im kulturellen und sozialen Bereich und dafür, dass man sich immer auf ihre Hilfe verlassen kann. Wir wünschen Ihnen in unserem eigenen Interesse ein langes Leben!