Es kommt wohl eher selten vor, dass eine Laudatio mit einer Millionenquiz-Frage von Günther Jauch beginnt:
Wer war Johann Gottfried Seume? Vielleicht noch mal eine Hilfestellung: er lebte von 1763 - 1810. Nun, von Johann Gottfried Seume stammt das bekannte Zitat:
„Wo man singt, da lass dich ruhig nieder, ohne Furcht, was man im Lande denkt. Wo man singt, da wird kein Mensch beraubt. Bösewichte haben keine Lieder.“
Mit der Auflösung dieser Frage liegt es auf der Hand, wenn der Kulturpreis der Stadt Röbel/Müritz in diesem Jahr zugesprochen wird:
Dem Männerchor von 1855 der Stadt Röbel!
Seit nunmehr 170 Jahren erfreuen Männer aus allen Schichten unserer Stadt, Ackerbürger, Handwerker, Gewerbebetreibende, Studierte mit ihrem Gesang. Am 27. Januar 1855 gründeten 23 sangesfreudige Herren ihren Chor. Im §1 des beschlossenen Statutes wurde beschlossen:
„Die Ausbildung der Mitglieder im Gesange und der Erheiterung derselben.“
Dass mittels Gerstensaft die Stimmung deutlich befördert wurde und der Erheiterungsfaktor in die Höhe schnellte, ist mehrfach belegt. Dabei widmete sich der Verein im besten Verständnis der Worte der Bewahrung und Pflege des deutschen Chor- und Volksliedes als Teil unseres kulturellen Erbes.
Dieser Selbstverpflichtung ist der Männerchor bis heute treu geblieben, bereicherte sein Repertoire allerdings durch Shantys und öffnete sie derzeit auch für anspruchsvolle aktuelle Gesangstitel.
Über sieben Generationen hinweg war und ist der Gesangsverein ein fester Bestandteil des Röbeler Kulturlebens. Unzählige öffentliche Auftritte bereichern so manche Veranstaltung und nicht nur in unserer Stadt. Zu Gastauftritten fahren die Sangesbrüder unter anderem in unsere Nachbarstädte, in unsere Partnergemeinde Wardenburg, ja sogar bis ins rheinhessische Pferddersheim. Als Höhepunkt stehen die jährlichen Auftritte mit anderen Chören unserer Stadt.
Seit Anbeginn fühlt sich der Chor dem Benefizgedanken verpflichtet, so sind musikalische Vorträge in Senioren- und Krankeneinrichtungen eine Selbstverständlichkeit.
Bei diesen vielfältigen Aktivitäten des Chores ist es nicht verwunderlich, dass ihm im Jahr 1995 die Zelter-Plakette, die höchste deutsche Auszeichnung für Amateurchöre durch den Bundespräsidenten Roman Herzog verliehen wurde.
170 Jahre Männergesang in Röbel! 170 Jahre Musikgenuss und Freude für unsere Stadt!
Vielen Dank dem Männerchor von 1855, vielen Dank liebe Sangesbrüder.
Ich wünsche mir, dass diese Tradition noch viele Jahre weiterlebt, getreu eurem Motto: „Singe hell und klar. Singe rein und wahr.“
Ihr habt den Kulturpreis der Stadt wahrlich verdient!