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Müritz-Anzeiger
Ausgabe 6/2025
Amtliche Bekanntmachungen
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Bericht des Bürgermeisters zur Stadtvertretersitzung am 25.02.2025

Sehr geehrter Herr Stadtpräsident,

Sehr geehrte Stadtvertreterinnen und Stadtvertreter,

Sehr geehrte Frau Amtsvorsteherin,

Sehr geehrte Mitglieder des Jugendbeirates Röbel,

Sehr geehrte Röbelerinnen und Röbeler, Medienvertreter und Gäste,

zwei Tage liegt sie nun zurück, die Bundestagswahl 2025 – das Ergebnis, mehr oder minder keine Überraschung: War die AfD doch schon in den Prognosen weit voraus, hat sie letztlich auch in unserer Stadt ein Ergebnis von fast 40 % erzielt. Aber ist die selbsternannte Alternative wirklich eine reale Alternative? Fragt man die Wählerinnen und Wähler in unserer Stadt und den umliegenden Gemeinden, wird diese Frage oft mit einem „Ja“ beantwortet. Häufig werden mir in diesem Zusammenhang ähnliche Themen genannt – Asylpolitik, Wirtschaft, erneuerbare Energien.

Die Bevölkerung im ländlichen Raum fühlt sich oft zurückgelassen und häufig nicht mehr vertreten in der Bundes- und Landespolitik, die zu oft von Menschen aus urbanen Räumen gemacht wird. Das treibt viele in die Arme derer, die wissen, wie man Ängste schürt und mit hohlen Phrasen sowie leeren Beteuerungen das Hellblaue vom Himmel verspricht.

Ehrlich gesagt klingen diese Wahlversprechen ja auch ziemlich verlockend. Auch ich kann beispielsweise die vielen Menschen verstehen, die stark vom Ausbau der Windenergie betroffen sind, wenn sie eine Partei wählen, die dafür eintritt, dass die sogenannten „Windmühlen der Schande“ abgerissen werden. Ich teile die Forderung, dass Politik nicht nur für die Ballungsräume und von oben herab gemacht werden darf, sondern gemeinsam mit den Menschen vor Ort Lösungen gefunden werden müssen.

Es scheint, dass das Vertrauen in die Arbeit der demokratischen Mitte verloren gegangen ist. Es müssen wieder mehr sichtbare Erfolge in den Vordergrund der öffentlichen Diskussion rücken. Das gelingt uns nur gemeinsam – vor allem im Gespräch mit den Menschen hier vor Ort.

Konrad Adenauer sagte einst: „Nach meiner Erfahrung wird Demokratie am besten in den Gemeinden gelehrt, weil dort die praktische Arbeit und das Ergebnis einer Abstimmung unmittelbar sichtbar werden.“

Was für den ersten deutschen Bundeskanzler in den 50igern galt, gilt meiner Meinung nach auch noch heute.

Zum Abschluss meiner kurzen Wahlnachlese möchte ich mich ganz herzlich bei allen Wahlhelferinnen und Wahlhelfern sowie bei meiner Verwaltung bedanken. Sie haben im Ehrenamt mit viel Engagement und erheblichem Zeitaufwand dafür gesorgt, dass die Bundestagswahl nach ihren Grundsätzen – allgemein, unmittelbar, frei, gleich und geheim – durchgeführt werden konnte.

Und die nächste Wahl steht bereits bevor: Am 11. Mai 2025 sind die Bürgerinnen und Bürger des Landkreises Mecklenburgische Seenplatte aufgerufen, einen neuen Landrat zu wählen. Bitte nutzen Sie diese Chance und sorgen Sie im größten Landkreis der Bundesrepublik für verlässliche Verhältnisse.

Verlass ist ein gutes Stichwort, um auf die Kameradinnen und Kameraden der freiwilligen Feuerwehr Röbel/Müritz überzuleiten. Heute möchte ich allerdings nicht mit der Einsatzstatistik und einem Dank für das ehrenamtliche Engagement beginnen. Heute darf ich im Namen der Wehr einen Dank an Sie aussprechen, liebe Stadtvertreterinnen und Stadtvertreter – ein Dank für die stetige Unterstützung unserer Wehr, untersetzt mit den notwendigen finanziellen Mitteln aus dem Stadthaushalt.

Und so konnte am 07. Februar 2025 der Mannschaftstransportwagen (MTW) an die Kameradinnen und Kameraden übergeben werden. Vielen Dank auch an dieser Stelle dem Autohaus Bartel, Autohaus Setzkorn und der Firma Müritz Werbung, die dank der einwandfreien Zusammenarbeit die Auslieferung binnen kürzester Zeit organisiert haben.

Aktuell arbeiten Wehrführung und Verwaltung an der Erstellung eines Leistungsverzeichnis für das TLF 3000. Sofern alle Dokumente beisammen sind, können wir mit dem europaweiten Vergabeverfahren starten. Mit viel Daumendrücken und Optimismus, könnte das neue Fahrzeug in 2027 seinen Weg nach Röbel finden.

Wie Sie hören, stehen wir für eine gute technische Ausstattung ein, aber wie ist es um die Feuerwehrfrauen und Männer bestellt? Bestens! 48 aktive Mitglieder stehen rund um die Uhr für die Sicherheit in unserer Stadt in Rufbereitschaft und eilen im Notfall in Windeseile zum Spritzenhaus. Ganz nebenbei kümmern sie sich dann auch noch um ihren eigenen Nachwuchs – derzeit sind 31 junge Menschen Mitglied unserer Kinder- und Jugendfeuerwehr. Um gut gerüstet zu sein, absolvieren die Kameradinnen und Kameraden verschiedenste Lehrgänge sowie Aus- und Fortbildungen. So viel Engagement ist beachtlich! Umso erfreulicher ist es, dass ich am kommenden Samstag fünf der Aktiven befördern und beglückwünschen darf.

Beglückwünschen durfte ich vor einigen Wochen auch unseren Männerchor Röbel, der sein 170jähriges Jubiläum mit einer festlichen Veranstaltung in der Aula des „Begegnungs- und Grundschulzentrums Werner Schinko“ begangen hat. Diese gelungene Geburtstagsfeier hat doch gezeigt, wie vielfältig man sich in diesem Haus begegnen kann.

Im Gesamtobjekt konnten wir zum Ende des Jahres die Bau- und Handwerkstätigkeiten fast final abschließen. Zwar gibt es hier und da noch etwas zu tun, dennoch kann das Schinko Hus in Gänze genutzt werden. Großer Beliebtheit erfreut sich der neu geschaffene Sportraum auf dem ehemaligen Kohlenplatz. Wurde hier vor 60 Jahren noch mit dem Schippen des schwarzen Goldes die Muskelkraft trainiert, sind es nun Boxsäcke, die für ordentlich Muckis sorgen. Auch Seniorensport, Kinder-Yoga oder Line Dance beleben den neuen Anbau. Auch andere interessierte Nutzer haben ihren Bedarf schon angemeldet. Von Beratungsangeboten des Perspektive e.V., über Sprachkurse der Volkshochschule, Sangesabende der Röbeler Chöre und Tagungen des Tierschutzvereins, bis hin zu Darts im Dachgeschoss ist alles dabei. Um auch der Öffentlichkeit zu präsentieren, was das Begegnungs- und Grundschulzentrum zu bieten hat, und wie gut die Sanierung gelungen ist, werden wir zeitnah zu Führungen einladen – weitere Informationen hierzu werden zu gegebener Zeit in unserem Amtsblatt veröffentlicht.

In einem anderen Kontext der Begegnung möchte ich kurz auf unser Jugendhaus eingehen. Unser Kinder- und Jugendbeirat kann zeitnah seine Räumlichkeiten beziehen. Derzeit fehlen noch die passenden Möbel, die wir in den nächsten drei Wochen erwarten.

Mit der Verkleinerung des Arbeitslosenverbandes, nun ausschließlich ansässig in der Mirower Straße 1, ging der Einzug der Warener Tafel im Jugendhaus einher.

Für den Sozialverband geht es an gleicher Stelle unverändert weiter.

Derzeit führen wir Gespräche über die weiteren Nutzungsmöglichkeiten. An Ideen mangelt es wahrlich nicht: Kinderatelier, Fahrradwerkstatt, Spielenachmittage oder beispielsweise offene Kaffeerunden… Natürlich denken wir hier auch das Thema Mobilität weiter.

Im Projekt „Flotte (für) Bürger“ ist seit November ein Mobilitätsmanager zuständig. In diesem Zusammenhang begrüße ich gerne Herrn Paul Ronnecker sowie Peter Adolphi und Natali Zielonka von der ANE Stiftung, die das Projekt nicht nur intensiv begleiten, sondern über die Akademie für Nachhaltige Entwicklung unseren Eigenanteil der Projektförderung finanzieren. Im Anschluss an meinen kurzen Bericht erhalten sie selbst das Wort, um über den aktuellen Stand zu berichten und uns einen Ausblick zu geben.

Haushalt

Heute auf der Tagesordnung haben wir auch den Beschluss über den Haushalt unserer Stadt. Herzlichen Dank an unsere Kämmerei für die Erarbeitung insgesamt, aber vor allem wieder für die Erstellung des praktischen Taschenhaushaltes, indem sich auch die Mehrbelastungen wiederfinden, die sehr kurzfristig bei uns aufliefen.

Ohne dem Kämmerer zu viel vorweg zu nehmen, gern einige Anmerkungen meinerseits. Es wird uns wieder möglich sein, ca. 700T€ für freiwillige Aufgaben zur Verfügung zu stellen. Im Bereich der wesentlichen Investitionen rechnen wir derzeit mit ca. 2 Mio. €, unter anderem auch die heute zum Beschluss stehende Überdachung der Freilichtbühne im Bürgergarten. Im Bereich der laufenden Kosten stechen natürlich die gestiegenen Personalaufwendungen hervor. In den Zahlen finden sich aber bereits die Zwischenergebnisse der Organisationsuntersuchung sowie die derzeit noch in Verhandlung befindlichen Tarifsteigerungen des Öffentlichen Dienstes schon wieder.

Kultur

Was sich erfahrungsgemäß nicht rechnet, aber unverzichtbar ist, ist der Kulturbetrieb.

Das Veranstaltungsprogramm in unserer Stadt ist weitestgehend fixiert. Neben unseren bekannten jährlichen Höhepunkten hält das Jahr viele weitere bunte Veranstaltungen bereit. Neben dem Jubiläum unseres Männerchores am 28. Juni wird es auch einen ganzen Tag im Sinne der plattdeutschen Sprache geben – „Röwel mokt platt“ heißt es dann am 7. September in unserem Bürgergarten. Ein kleines Highlight steht uns schon Ende nächster Woche bevor, wenn hier im Haus des Gastes das Publikum anlässlich des Frauentages wahrlich verzaubert wird. Der klassische Start in unsere Saison mit Blasmusik und viel, viel mehr erfolgt traditionell wieder am 1. Mai. Wer nun schon neugierig geworden ist, dem empfehle ich wärmstens unsere touristische Internetseite. Unter www.stadt-roebel.de finden sich neben vielen nützlichen Hinweisen und Tipps auch der gut gepflegte Veranstaltungskalender.

Tourismus

Am 11. Februar veröffentlichte die dpa eine kurze Pressemitteilung mit dem Titel „Übernachtungsrekord für Deutschland-Tourismus“ in der es heißt:

„Trotz der stagnierenden Wirtschaft hat der Tourismus in Deutschland ein Rekordjahr erlebt. Im Jahr 2024 zählten Hotels und andere Beherbergungsbetriebe mit mindestens zehn Betten 496,1 Millionen Übernachtungen, wie das Statistische Bundesamt berichtet. Das waren 1,9 Prozent mehr als im Jahr zuvor und auch 0,1 Prozent mehr als im bisherigen Rekordjahr 2019.

Damit hat die Branche den Einbruch aus der Corona-Zeit hinter sich gelassen. […]

Die Branche sieht auch für 2025 eine ungebrochene Lust auf Reisen bei der Kundschaft: Schon jetzt haben nach Auswertungen des Deutschen Reiseverbandes (DRV) mehr Menschen ihren Urlaub insbesondere für den Sommer gebucht als in den Vorjahren - der Trend zum Frühbuchen setze sich weiter fort.

Besonders stark ist in den vergangenen Jahren die Zahl der Übernachtungen auf Campingplätzen gestiegen. Im Vergleich zu 2019 konnten sie fast ein Fünftel (19,9 Prozent) mehr Übernachtungen verbuchen und damit ihre starke Entwicklung aus den Corona-Jahren verstetigen. Die Hotellerie hängt immer noch 2,2 Prozent hinter den Werten aus 2019 hinterher.“

So gut, wie hier dargestellt, war und ist die Situation in unserer Stadt leider nicht ganz. Zwar können wir bei der Kurabgabe auf ein finanzielles Rekordergebnis von 372 T€ blicken, das liegt aber vor allem in der tageweisen Abrechnung begründet. Grob geschätzt lagen wir bei den Übernachtungen bei etwa 5000 weniger, als im Vorjahr. Wir hätten also wahrlich nichts dagegen, wenn sich die zuvor dargestellten Ausblicke etwas zeitversetzt auch in unserer Stadt und Region bestätigen würden.

Das Gästeaufkommen in unserer Tourist-Information ist auf hohem Niveau vergleichbar mit dem Vorjahr. Inhaltliche Kritikpunkte unserer Gäste beziehen sich häufig auf den Bereich der Gastronomie sowie auf die insgesamt gestiegenen Urlaubskosten rund um die Müritz.

Aktuell wird emsig die kommende Saison vorbereitet. Am 4. März haben wir, wie in den Vorjahren, wieder zu unserem Touristikertreffen geladen, um uns mit unseren gewerblichen Gastgebern über aktuelle Themen auszutauschen. Ich bin zuversichtlich, dass auch dies wieder eine konstruktive Runde wird, die uns allen hilft, bestmöglich auf unsere Gäste eingestellt zu sein. Auch hier gilt: lieber miteinander, als übereinander sprechen!

Am Ende des langen Wahlsonntages mit vielen Gedanken und Emotionen habe ich im kleinen Kreis eigentlich aus Spaß noch einen übriggebliebenen Glückkeks geöffnet. Auf dem schmalen Zettelchen stand folgender Sinnspruch: „Für ferne Ziele lohnt es sich zu wandern.“

Abstrahiert man „Ziele“ als Aufgaben oder Herausforderungen wird schnell klar, dass wir stetig weiterwandern. Ob Energie- und Wärmewende, Öffentlicher Personennahverkehr, Innenstadtbelebung, schwächelnde Finanzlage oder die medizinische Versorgung im ländlichen Raum - lasst uns gemeinsam die Wanderschuhe schnüren!

Herzlichen Dank!

Ihr Bürgermeister Matthias Radtke