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Reuterstädter Amtsblatt
Ausgabe 22/2023
Aus dem Rathaus
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Ärztetreffen 2023

v. l. n. r.: Marco Schilke (stellv. Hauptamtsleiter), Stefan Guzu (Bürgermeister), Steffen Kaulisch (Hauptabteilungsleiter KV-MV), Frau Dr. Riediger (Kreisstellenleiterin Malchin KV-MV), Frau Tiede (Präsidentin KZV), Herr Letzner (KZV), Frau Lüders (Hauptamtsleiterin), Herr Trautmann (Stadtvertreter)

Die ärztliche Versorgung in Stavenhagen und dem Amtsbereich ist dramatisch. Schon mehrfach hat der Bürgermeister sich an die Gesundheitsministerin, Frau Drese, an die Kassenärztliche und Kassenzahnärztliche Vereinigung gewandt. Besonders drastisch ist die Situation bei den Zahnärzten. Derzeit praktizieren 5 Zahnärzte in der Stadt und im Amtsbereich. Drei davon haben das 66. Lebensjahr schon überschritten. Es ist also nur eine Frage der Zeit und den 11.000 Einwohner stehen noch zwei Zahnärzte zur Verfügung, wenn sich keine Nachfolger finden.

Um das Thema noch einmal mit den betroffenen Ärzten/Zahnärzten zu beraten, hat der Bürgermeister am 18.10.23 zu einem Ärztetreffen ins Schloss eingeladen. Aufgrund der Praxisöffnungszeiten wurde dieses Treffen für 18.00 Uhr angesetzt. Neben der Verwaltungsführung nahmen auch der Stadtpräsident und einige Stadtvertreter teil. Von den 17 im Amtsbereich praktizierenden Medizinern waren 7 anwesend.

Im Vorfeld, am Vormittag des 18.10.2023 gab es Gespräche mit der Kassenärztlichen sowie der Kassenzahnärztlichen Vereinigung. Fragen der Ärzte konnten vorher eingereicht werden und wurden zu dem Termin gestellt.

Ein Patentrezept um dem Negativtrend der ärztlichen Versorgung entgegenzuwirken gibt es auch von Seiten der Vereinigungen nicht, obwohl diese einen Sicherstellungsauftrag zur medizinischen Versorgung haben.

Die Verwaltung um Bürgermeister Stefan Guzu ist bemüht, Lösungen zu finden. So wurde ein Ärzteflyer entwickelt, um Medizinstudenten unsere Kleinstadt näher zu bringen und auch eine Studienfinanzierung durch ein regionales Stipendium in Aussicht gestellt. Ebenfalls wird der Bürgermeister versuchen, dieses Thema beim nächsten Städte- und Gemeindetag mit auf die Tagesordnung zu bringen. Vielleicht bewirkt eine Vernetzung mit anderen Bürgermeistern, deren Städte oder Gemeinden ebenfalls unter Ärztemangel leiden, dass man sich in der Politik Gehör verschafft.

Außerdem gibt es Überlegungen, ein medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) in der Stadt zu errichten. Dafür gibt es jedoch strenge Zulassungskriterien und ein Finanzier müsste gefunden werden.

Ärzte bevorzugen in der heutigen Zeit ein Angestelltenverhältnis, wie es in einem MVZ gewährleistet wäre. Die eigene Praxis steht nicht mehr im Vordergrund, so die Ausführungen von Prof. Dr. Oesterreich. Die Mediziner wollen sich mit den bürokratischen Hürden nicht mehr herumschlagen. Der Professor bemängelt auch die medizinische Versorgungsgrenze. Da unsere Stadt mit in die Versorgungsgrenze der Städte Demmin und Malchin, wo noch kein Ärztemangel herrscht, eingeschlossen ist, wird politisch kein Handlungsbedarf gesehen. Herr Prof. Dr. Oesterreich warnt eindringlich, dass man nicht vergessen darf, wie viele der Ärzte fast das Rentenalter erreicht haben – meist ohne Nachfolge für ihre Praxis. Wenn diese Ärzte wegfallen, herrscht auch dort Ärztemangel. Indes findet er das Rekrutieren ausländischer Ärzte schwierig. Nicht nur die Sprachbarriere und die Vergleichbarkeit der Ausbildung sind eine Hürde, nein, auch in deren Herkunftsländern fehlen zumeist Ärzte.

Herr Dr. Lau und auch Herr Dipl.-med. Kasper würden statt eines MVZ die Eingliederung von Ärzten in bestehende Praxen bevorzugen. Die Anstellung von Assistenzärzten, die die Praxis im Idealfall dann einmal übernehmen, wäre auf jeden Fall eine kurzfristige, praktikable Lösung, so der Tenor des Stadtvertreters Herr Trautmann.

Aber auch Unterstützungsmöglichkeiten für die hier niedergelassenen Ärztinnen und Ärzte war Thema des Treffens. Der Bürgermeister bat sie um aktive Mitwirkung und Ideenentwicklung.

Fazit der Veranstaltung ist, dass sowohl die Stadtverwaltung als auch die Mediziner an dem Problem dranbleiben müssen. Die Politik muss wachgerüttelt werden. Es sind von Seiten der Politik Anreize zu schaffen, dass Ärzte aus den Städten, in denen eine Überversorgung besteht, in Kleinstädte oder aufs Land geholt werden, sonst laufen wir in Stavenhagen und dem Amtsbereich bald auf eine Versorgungskrise zu.

Die Redaktion