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Amtsblatt Sternberger Seenlandschaft
Ausgabe 12/2025
Aktuelles aus den Städten und Gemeinden
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Waschweibs Waschzettel

Zwischen den Jahren

Es ist mal wieder soweit. Ruck zuck ging dieses Jahr vorbei. Und schon sind wir beim letzten Waschzettel des Jahres 2025 angekommen.

Es ist Adventszeit und das Weihnachtsfest steht vor der Tür. Hinter uns liegt ein Jahr mit Höhen und Tiefen. Und wer es schafft, einen Bogen um die großen Weihnachtseinkäufe zu machen, nutzt diese Zeit vielleicht, um das Jahr noch einmal vorbeiziehen zu lassen. Nicht umsonst wird diese Zeit auch als besinnlich bezeichnet. Neben all dem lieben Familientrubel bleibt Zeit, sich in ruhigen Momenten zu besinnen. Wie war das vergehende Jahr? Welche schönen Erlebnisse brachte es uns? Was wünschen wir uns vom kommenden 2026? Einen Moment lang ganz bei sich zu sein, fühlt sich vielleicht etwas ungewohnt an. Zu sehr beeinflussen Stress und Hektik unseren Alltag. Zu selten hören wir einfach mal auf unser Bauchgefühl. Dafür bleibt zu wenig Zeit. Doch tief in unserem Innern vermissen wir es.

Vielleicht wird genau deshalb eine uralte Tradition wieder modern. Die sogenannten Rau(h)nächte – die "Nächte zwischen den Jahren" – werden immer beliebter. In der Neuzeit sind es die Nächte von Weihnachten bis zum Dreikönigstag, dem 6. Januar. Doch weit vor dieser Zeit begannen diese besonderen 12 Nächte mit der Wintersonnenwende. Yule nannten die Kelten den Tag, an dem die Nacht und der Tag gleich lang sind. Der 21. Dezember 2025 ist der kürzester Tag in diesem Jahr. Die Dunkelheit hat Ihre größte Kraft entfaltet. Von da an wird sie wieder schwächer und die Tage werden, anfangs noch unmerklich, immer ein paar Minuten länger. Yule galt als die dunkelste Sekunde, als Moment der größten Stille und brachte doch das Licht zurück.

Zwischen den Jahren - das waren die 12 Tage und Nächte, welche zwischen der Dauer des Mondkalenders und der Zeit des längeren Sonnenkalenders lagen. Es entstand damals eine "Lücke". Denn der Beginn eines neuen Jahres war nicht einheitlich geregelt, je nachdem, welchen Kalender man berücksichtigte. Die Rauhnächte hatten für die Menschen die unterschiedlichste Bedeutung. Zeit zum Innehalten, zum Nachdenken, zum Wünschen, zum Orakeln. Es gibt unzählige Rituale, welche dieser Zeit zugeordnet werden. Mancherorts wird mit Kräutern geräuchert, werden Wunschzettel den Flammen übergeben oder Orakelkarten gezogen. Wem das befremdlich erscheint, der hat die Chance, seinen ganz eigenen Umgang mit dieser besonderen Zeit zu finden. Wie immer man sie nutzen mag, es beginnt damit, täglich einen kleinen Moment innezuhalten. Zeit für Erinnerungen und Träume.

Ich wünsche Euch allen ein besinnliches Weihnachtsfest nach genau Euren Vorstellungen. Ein Fest mit Freunden und Verwandten, mit lieben Menschen und viel gemeinsamer Zeit. Es muss nicht perfekt sein. Was zählt sind die kleinen Momente. Und davon wünsche ich jedem von Euch ganz viele. Frohe Weihnachten und ein gesundes neues Jahr. Und eine gute Zeit zwischen den Jahren.

Bis 2026

Eure Radka
Waschweib zu Sternberg