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Süderholzer Blatt
Ausgabe 362/2021
Das Thema
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Fastenzeit

(Ich beziehe mich in diesem Artikel ausschließlich auf das christliche Fasten)

Am 17.02.2021 ist die Fastenzeit angebrochen. Viele können damit gar nichts mehr anfangen. Aufgrund der medialen Bewerbung von Heilfasten, Intervallfasten usw. ist die eigentliche Bedeutung des Fastens nur noch eingeschränkt bekannt. „Ja, hat etwas mit Kirche / Religion zu tun“.

Ich gebe es zu, dies war bei mir vor noch nicht allzu langer Zeit auch so. Doch mittlerweile nehme ich das ernster. Seit 3 Jahren faste ich zwischen Aschermittwoch und Ostern. Wenn ich auch nicht komplett auf Nahrung verzichte, vermeide ich in dieser Zeit Fleisch/Wurst und Süßigkeiten. Was schon einen großen Einschnitt darstellt. Heißt zweimal kochen, da meine Kinder es zwar kurzfristig ausprobieren, aber verständlicherweise noch nicht so lang durchhalten können. Dazu die Einkaufsplanung und wenn man eingeladen ist, eben keinen Kuchen zu essen. Oder ich kredenze Rezepte, die bei anderen nicht so gut ankommen, da ich in dieser Zeit besonders experimentierfreudig bin.

Was hat mich dazu bewogen? Ist eine berechtigte Frage.

Zunächst: Was bedeutet das Wort Fasten: gotisch: fastan, (fest)halten, beobachten, bewachen, ist die strengste, von der Kirche vorgeschriebene Verzichtsperiode.

In der religiösen Bedeutung steht Fasten für innere Einkehr, Enthaltsamkeit, Buße tun und die Nähe zu Gott suchen.

Die Fastenzeit soll erinnern an die 40 Tage, die Jesus in der Wüste verbrachte. Erste Überlieferungen stammen aus dem 4 Jh.n.Chr.

Mk 1, 12 f Und alsbald trieb ihn der Geist in die Wüste; und er war in der Wüste vierzig Tage und wurde versucht vom Satan und war bei den wilden Tieren, und die Engel dienten ihm.

Es stellt also auch eine Probe dar. Lässt man sich dazu verführen seine guten Absichten zu brechen. In unserer heutigen Zeit schwer, da Essen an jeder Ecke verfügbar ist.

Das Fasten wird allgemein mit dem Verzicht auf Essen in Verbindung gebracht. Es gibt aber viele Möglichkeiten des Fastens.

Meine Intention ist dem Überfluß etwas Einhalt zu gebieten. Bei mir vorrangig beim Essen. Insbesondere Zucker ist ein großes Problem in unserer heutigen Gesellschaft. Die Erfahrung durfte ich in den letzten 15 Jahren meines Berufes (Diätassistentin) machen. Wo ich täglich mit Übergewichtigen und Diabetikern zu tun haben. Aber auch ich, die sich täglich damit auseinandersetzt, lebt natürlich nicht unter einer Käseglocken und esse nie Süßes. Aber eben alles in Maßen. Jetzt möchte ich komplett darauf verzichten.

Da ich Fisch und Eier liebe, fällt mir der Nicht-Verzehr von Fleisch nicht so schwer.

In diesem Jahr fällt die Fastenzeit auch wieder genau in den Zeitraum wo wir alle angehalten werden uns weniger zu treffen und nicht ins Restaurant, in die Bar, in den Freizeitpark dürfen. 2020 bereits haben so sehr viele Leute dann sicher auch gemerkt, dass wir in den Jahren davor sehr schnelllebig waren. Kaum Zeit für Familie hatten. Mir ist das total bewußt geworden.

https://www.bibleserver.com/SLT/1.Korinther7%2C5

1 Ko 7,5 Entzieht euch einander nicht, außer nach Übereinkunft eine Zeit lang, damit ihr euch dem Fasten und dem Gebet widmen könnt; und kommt dann wieder zusammen, damit euch der Satan nicht versucht um eurer Unenthaltsamkeit willen.

Natürlich hat alles Schattenseiten. Das können wir nicht wegdiskutieren. Aber Nächstenliebe heißt für mich: helfen wo man kann, sich selbst aber nicht vergessen oder aufgeben für Andere.

Das Fasten hat nicht nur mit dem Verzicht auf etwas zu tun. Sondern auch mit dem inneren Gewinn, den man erhält. Das Besinnen auf das Wesentliche im Leben. Was ist mir wichtig? Wo will ich hin? Was brauche ich dafür nicht?

Aussortieren, sondieren, entsorgen, recyclen von Ideen, materiellen Dingen und Vorstellungen, die man für das Leben oder die Gesellschaft hatte. Wir sollen gestärkt aus dieser Zeit hervorgehen.

Heutzutage wurde das Konzept des Verzichts auf viele verschiedene Fastenkuren übertragen ohne die Absicht die Anbindung an Gott zu finden. Einige dienen trotzdem der inneren Einkehr (finden zu sich selbst), der Reinigung und andere schlicht dem Abnehmen.

Zukünftig werde ich versuchen die wichtigsten Formen des Fastens zu beleuchten.

Ich wünsche allen eine schöne Fastenzeit und eine guten Frühlingsbeginn.

Quelle: Die christliche Fastenzeit| Alimentarium

Nicole Schüler