Vermutlich haben Sie auch so Ihre Erfahrungen mit „Vertrauen“ gemacht - gute und auch nicht so gute. Doch so oder so - ohne Vertrauen geht es in unserem Leben nicht wirklich.
Das ist schon in den kleineren Dingen des Lebens so.
Wenn wir in den Bus steigen, vertrauen wir darauf, dass der Busfahrer z. B. auch einen Führerschein und Erfahrung hat - und wo wir selber fahren, vertrauen wir darauf, dass auch die anderen sich an die Verkehrsregeln halten.
Auch bei den tiefergehenden Dingen des Lebens ist es so.
Ein Kind vertraut seinen Eltern bedingungslos - vermutlich kennen Sie alle das Bild von einem Kind, das sich von einem erhöhten Standort in die ausgebreiteten Arme des Vaters wirft oder fallen läßt.
Es wäre eine bleibende Wunde in der Seele eines Menschen hinterlassen, würde der Vater zurückweichen und das Kind nicht auffangen.
Auch in einer Ehe oder bei Freundschaften muss man einander vertrauen, dass die oder der andere es gut mit einem meint …
Und es tut gut, wenn uns jemand vertraut.
Vertrauen geben, Vertrauen empfangen.
Wir können ohne Vertrauen nicht leben.
Dies’ Vertrauen wächst mit zunehmenden guten Erfahrungen.
Wenn man damit beginnt, beginnt man meist erst einmal schrittweise.
Hat es funktioniert, wächst das Vertrauen - man glaubt dem anderen, dass er es gut mit einem meint.
Und wie ist das beim Glauben? Manchmal tastet man sich schrittweise voran, manchmal scheint er selbstredend, manchmal spürt man, wie er einem tut gut.
Vertrauen und Glauben gehören zusammen - denn Glauben ist Vertrauen.
In der Bibel werden die Worte אמונה und πίστις verwendet - als Luther sie mit „Glauben“ übersetzte, hatten die Lesenden sofort an Vertrauen gedacht.
Inzwischen hat sich die Wortbedeutung von „Glauben“ vermischt mit „meinen, annehmen, vermuten, nicht wissen“ …
… doch denkt man an Glauben als Vertrauen, ist es vielleicht einfacher, mit dem Glauben umzugehen. -
Eine Grundfrage im Leben lautet demnach:
Worauf vertraust Du?
(Vielleicht erinnern sich ja manche noch daran, wie sie es im Konfirmandenunterricht einst gelernt hatten?)
Auf wen oder was setzt Du Dein Vertrauen - im Alltag wie in den besonderen Zeiten und Situationen Deines Lebens, im Leben und im Sterben?
Das kann nur jede und jeder für sich selbst entscheiden; freilich wird es im Leben immer wieder Situationen oder Zeiten geben, wo sich einem die Frage stellt:
Worauf vertraust Du? -
Und die Frage hört nie auf, weil niemand weiß, was die Zukunft bringt.
Persönlich nicht, und auch nicht in unserem Pfarrbereich Groß Bisdorf.
Es gibt so vieles zu tun, und doch auch so viele Ungewissheiten…
… wird es auch (für) morgen noch reichen?
… wo werden wir morgen stehen?
… woher kommt uns’ Hilfe?
… was bleibt?
Die Frage wird jeder Mensch für sich selbst beantworten müssen - und es auch unterschiedlich tun.
Für Christenmenschen jedoch ist die Antwort klar.
Wenn es jemanden gibt, dem ich unbegrenzt vertrauen kann, dann ist es Jesus, der Christus.
Natürlich.
Wie aber komme ich in dieses Vertrauen hinein?
Ganz einfach …
… indem ich es ausprobiere - und kleine Schritte wage.
Natürlich - es ist ein Wagnis.
Wenn man beginnen will, jemandem zu vertrauen, macht man vielleicht einen Schritt auf ihn zu, indem man ihn anredet.
Oder sich mit ihm vertraut macht, indem man mit anderen - die Gott schon länger vertrauen - ins Gespräch kommt, wie ihre Erfahrungen mit diesem Gott denn so sind.
Vielleicht sucht man auch Orte und Zeiten, wo von Gott und über ihn gesprochen wird - wie zum Beispiel den Gottesdienst.
Und sicher werden Kirchengemeinderäte und der Pastor auch gerne ihren Glauben teilen, wo man sie fragt …
Natürlich wird man dabei unterschiedlichste Erfahrungen machen, wenn man Gott Zeit und Raum in seinem eigenen Leben einräumt.
Doch ich bin gewiss, dass dies vor allem gute Erfahrungen sein werden.
Und dann wird man getrost im Vertrauen auf Gott in die Zukunft gehen können.
Egal, was sie bringen mag.
Weil man nicht mehr allein sein braucht - mit all’ seinen Gedanken und Empfindungen.
Auf dem Weg dazu lade ich Sie ein, Schritte in die Gemeinschaft zu tun und von den Veranstaltungen und Angeboten im Pfarrbereich Groß Bisdorf, wie sie in diesem Blatt wieder vorliegen, Gebrauch zu machen.
Ich vertraue darauf, dass es ein gutes Miteinander geben wird und wir vieles über das Wagnis unseres Glaubens teilen können.
Ihr Pastor Georg Warnecke